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# taz.de -- Mordfall an Asylbewerber in Dresden: Täter wohl gefasst
> Die Staatsanwaltschaft Dresden hat Haftbefehl gegen einen Mitbewohner von
> Khaled Idris Bahray erlassen. Er soll den Flüchtling aus Eritrea getötet
> haben.
Bild: Gedenken an Khaled Idris Bahray in Dresden.
DRESDEN dpa | Ein Mitbewohner soll den jungen Asylbewerber Khaled Idris
Bahray aus Eritrea in Dresden getötet haben. Gegen den 26-Jährigen
Landsmann des Getöteten wurde Haftbefehl wegen Totschlags erlassen, wie Jan
Hille von der Staatsanwaltschaft Dresden am Donnerstag sagte. DNA-Spuren
auf der mutmaßlichen Tatwaffe hatten zu dem Mann geführt, der als
Tatverdächtiger festgenommen wurde. Wegen der Pegida-Demonstrationen in
Dresden, die auch schärfere Asylgesetze forderten, hatte Khaleds Tod großes
Aufsehen erregt.
Es besteht nach Hilles Angaben dringender Verdacht, dass der Verhaftete den
20-Jährigen am 12. Januar zwischen 20 und 21 Uhr im Hof eines
Plattenbauviertels im Stadtteil Leubnitz-Neuostra mit Messerstichen in den
Hals getötet hat. Einem ersten Geständnis des Verdächtigen zufolge sei eine
Auseinandersetzung um die Haushaltsführung in der
Flüchtlings-Wohngemeinschaft eskaliert. Weitere Auskünfte zu den laufenden
Ermittlungen gab Hille nicht.
Khaleds Leiche war am Tag nach der Tat vor dem Haus gefunden worden, in dem
der junge Schwarze seit September mit sieben weiteren Afrikanern in einer
Wohnung gelebt hatte. Die Polizei hatte zunächst mitgeteilt, dass sie keine
Hinweise auf Fremdeinwirkung festgestellt habe. Nach der Obduktion gaben
die Behörden dann bekannt, dass der Mann mit Messerstichen in Hals und
Brust getötet worden war. Das hatte Kritik an den Ermittlern ausgelöst.
Die Ermittler standen auch unter Druck, weil die Stimmung in der Stadt
wegen der islamkritischen Bewegung Pegida aufgeheizt war. Tausende Menschen
hatten in Dresden und Berlin Khaleds gedacht. Dabei wurde auch der Verdacht
auf ein rassistisches Motiv geäußert.
Der Fall hat zudem bei in Dresden lebenden Ausländern Angst und eine
politische Debatte ausgelöst. Bundespolitiker warfen der Polizei
Nachlässigkeit vor, weil sie nicht sofort auch eine fremdenfeindliche Tat
erwogen hatte. Der Grüne Volker Beck hatte Strafanzeige wegen möglicher
Strafvereitelung im Amt gestellt.
Andere Politiker hatten vor Spekulationen gewarnt und appelliert, die
Untersuchungsergebnisse abzuwarten. Sachsens CDU-Generalsekretär Michael
Kretschmer verlangte nun umgehend eine Entschuldigung von Beck, sollte sich
der Sachstand bewahrheiten. „Dieser Vorgang und die Spontan-Demonstrationen
zeigen, welche Stereotype und Vorurteile es gegenüber Ostdeutschen gibt“,
meinte Kretschmer.
Beck verwies auf die Ermittlungsfehler, die die Staatsanwaltschaft auch
eingeräumt habe. "Die Frage, warum die Spurensicherung erst über 24 Stunden
nach der Tat begann, bleibt", sagte Beck der Deutschen Presse-Agentur.
22 Jan 2015
## TAGS
Asylsuchende
Dresden
Khaled Idris Bahray
Dresden
Polizei
Die Linke
Rechtsextremismus
Khaled Idris Bahray
Schwerpunkt Rassismus
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