# taz.de -- Hopp hat nun Mehrheit bei Hoffenheim: „Mir geht es nicht um die M… | |
> Das Sagen hat der Milliardär schon seit 25 Jahren. Jetzt übernimmt mit | |
> Dietmar Hopp erstmals ein Privatmann auch offiziell die Mehrheit an einem | |
> Bundesligaclub. | |
Bild: Der Mäzen von Hoffenheim: Dietmar Hopp | |
HOFFENHEIM dpa | De facto hat Dietmar Hopp bei 1899 Hoffenheim schon seit | |
etwa 25 Jahren das Sagen und in dieser Zeit rund 350 Millionen Euro in den | |
heutigen Fußball-Bundesligisten investiert. Jetzt hat der 74 Jahre alte | |
Gesellschafter offiziell die Stimmenmehrheit übernommen. Die Mitglieder | |
machten am Montagabend auf der Jahreshauptversammlung des einstigen | |
Dorfvereins in der Stadthalle Sinsheim mit einem einstimmigen Votum wie | |
erwartet den Weg frei. „Mir geht es ganz und gar nicht um die Macht“, sagte | |
Hopp. „Damit ist sichergestellt, dass nicht irgendwann ein anderer | |
Präsident als Peter Hofmann eine eigene Agenda gegen meinen Willen | |
entwickelt.“ | |
Hopp ist damit der erste Privatmann, der einen Profifußballclub in | |
Deutschland mehrheitlich anführt. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hatte im | |
Fall Hoffenheim einer Ausnahme der 50+1-Regel zugestimmt. Eigentlich dürfen | |
Investoren nicht die Stimmenmehrheit bei Proficlubs übernehmen. Bisher | |
hielt Hopp 49 Prozent der Anteile an der Fußball-Spielbetriebs GmbH des | |
Vereins. Der Ligaverband hatte sich Anfang Dezember mit Ausnahmeregelungen | |
beschäftigt, dies ging ursprünglich auf eine Klage von Clubchef Martin Kind | |
von Hannover 96 zurück. Die Bedingungen für die Mehrheitsübernahme bei mehr | |
als 20-jähriger ununterbrochener und erheblicher Förderung wurden dabei | |
durch die DFL gelockert. | |
SAP-Mitbegründer Hopp will sich an diesem Freitag bei einer seiner seltenen | |
Pressekonferenzen zu diesem Schritt äußern. Bei der Mitgliederversammlung | |
nahm er die Besucher mit auf eine Zeitreise durch sein Leben als TSG-Mäzen. | |
1989 war er in der Kreisliga A eingestiegen. Unter seiner Regie stieg | |
Hoffenheim 2008 unter Trainer Ralf Rangnick in die Bundesliga auf und wurde | |
auf Anhieb Herbstmeister. „In Hoffenheim wurde alles mit privatem Geld | |
finanziert. Es kostet den Steuerzahler nichts“, betonte Hopp, der für viele | |
Fans von Traditionsclubs ein Feindbild ist. | |
Der Einfluss von Investoren wird im deutschen Fußball von der 50+1-Regel | |
begrenzt. Dabei handelt es sich um einen Paragrafen in den DFL-Statuten, | |
wonach Kapitalanleger grundsätzlich nicht die Stimmenmehrheit bei | |
Kapitalgesellschaften übernehmen dürfen. Erlaubt ist jedoch, dass sich die | |
Mehrheit des Kapitals im Besitz privater Investoren befindet. | |
## 50+1 wird aufgeweicht | |
Die Regel ist umstritten und wird zunehmend aufgeweicht. Die „Lex | |
Leverkusen“ ließ schon länger Investoren zu, die „seit mehr als 20 Jahren | |
vor dem 1. Januar 1999 den Fußballsport des Muttervereins ununterbrochen | |
und erheblich gefördert“ haben. Das war im Grunde eine Ausnahmeregelung für | |
die Werksclubs Leverkusen und VfL Wolfsburg. Eine andere Ausnahme ist RB | |
Leipzig, das als Marketing-Instrument von Geldgeber Red Bull gilt, aber | |
dennoch vor dieser Saison die Lizenz für die 2. Bundesliga erhielt. | |
Im vergangenen Dezember überarbeitete und präzisierte der Ligaverband die | |
Statuten für den Umgang mit Ausnahme-Anträgen zu 50+1. Danach dürfen | |
nunmehr nicht nur Wirtschaftsunternehmen die Mehrheit an einem Club halten. | |
Wenig später genehmigte die DFL die Übernahme Hopps bei 1899 Hoffenheim. | |
„Auch nach der Übernahme wird ein Beirat über die wirtschaftlichen und | |
sportlichen Belange der TSG wachen, dabei bleibt die Verantwortlichkeit der | |
Geschäftsführung unangetastet“, versicherte der mächtige Macher. | |
Etwas länger als Hopp gedulden muss sich Hörgeräte-Hersteller Martin Kind. | |
Der Präsident von Hannover 96 kämpft seit Jahren gegen 50+1 und wartet nun | |
auf das Jahr 2017, dann wird er 20 Jahre bei den Hannoveranern involviert | |
sein und dürfte den Club übernehmen. | |
10 Feb 2015 | |
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