# taz.de -- Bremen in der Bundesliga erfolgreich: Wird schon werdern | |
> Fünf Siege hintereinander, Platz acht der Bundesliga-Tabelle – der Erfolg | |
> des SV Werder Bremen hat einen Namen: Viktor Skripnik. | |
Bild: Er hat alles im Blick: Viktor Skripnik, der die Bremer wieder zu sich sel… | |
BREMEN taz | Es war ein Bild mit Seltenheitswert: Da standen die | |
Vorstandsvorsitzenden beider Hamburger Profiklubs sowie der | |
Aufsichtsratsvorsitzende von Werder Bremen eng beisammen und fachsimpelten | |
über Laufwege und Zweikampfverhalten. Die taz hatte Dietmar Beiersdorfer, | |
Oke Göttlich und Marco Bode im Hamburger Schanzenviertel zusammengebracht, | |
um über die Zukunft des Profifußballs zu diskutieren. Viel lieber als über | |
TV-Rechte und Investoren hätten sie wahrscheinlich über das fußballerische | |
Thema des Abends geredet: Was hat Viktor Skripnik bloß mit Werder | |
angestellt? | |
„Er hat die Mannschaft wachgeküsst“, dichtete Marco Bode. Wer die Euphorie | |
mit der eisigen Stimmung beim letzten Spiel unter Trainer Robin Dutt | |
vergleicht, das erst vier Monate zurückliegt, der staunt. Doch wie hat er | |
das geschafft, dieser bislang wenig bekannte Fußballlehrer aus der Ukraine? | |
Es hilft ein Blick zurück – [1][zur Vorstellung von Dutt in Bremen.] Die | |
Pressevertreter hingen dem rhetorisch gewandten Dutt damals förmlich an den | |
Lippen. Welch eine Wohltat waren dessen geschliffene Wortkaskaden nach der | |
schlecht gelaunten Eintönigkeit des späten Thomas Schaaf! Doch als die | |
Ergebnisse ausblieben, die Mannschaft sich aller Theorie zum Trotz nicht | |
weiterentwickelte, nutzen sich die klugen Worte ab. Zu oft gehört, um noch | |
dran zu glauben. | |
Als dann plötzlich Skripnik vor ihnen saß, den sie seit Langem als | |
Jugendtrainer kannten, zauberte der mit wenigen, einfach gesetzten Worten | |
ein Lächeln auf ihre Gesichter. Ein ganzer Verein schien sich zu | |
entspannen, ohne dass auch nur ein Tor gefallen war. Ähnliches muss auch | |
bei den Spielern vorgegangen sein, die von Dutt und seinem Team ja nicht | |
schlecht behandelt, trainiert oder eingestellt worden waren, aber | |
angesichts der rhetorischen Überlast zunehmend gelähmt wirkten. | |
## „Er spricht unsere Sprache“ | |
Von ihrem neuen Coach, der vorher nur Nachwuchsteams betreut hatte, sagten | |
die Bremer Spieler vom ersten Tag an: „Er spricht unsere Sprache.“ Und die | |
ist reichlich holprig. Seine ehemaligen Mitspieler bei Werder sollen | |
Skripniks Fehler nie korrigiert haben, weil er am Anfang immer behauptet | |
habe, sowieso bald wieder in die Ukraine zurückzukehren. So haben sich | |
einige charmante Neukreationen in seinem Wortschatz eingenistet; so sagt er | |
etwa „Startinformation“ zu Startformation. | |
Wenn Skripnik über seine Spieler spricht, wird jeder zu etwas | |
Einzigartigem. „Genauso einen Typen haben wir gebraucht“, schwärmt er von | |
Neuzugang Jannik Vestergaard, und er könnte dies über weitere 25 Spieler | |
behaupten, ohne dass jemand an der Ehrlichkeit der Aussage zweifelt. Die | |
Spieler geben ihm diese Wertschätzung zurück. „Die Körpersprache der | |
Mannschaft ist phänomenal“, sagt Zlatko Junozovic, [2][der gerade seinen | |
Vertrag verlängert hat.] „Wenn man das mit vor einigen Monaten vergleicht, | |
ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht“. | |
Authentizität und Bodenständigkeit zählen in Bremen zu den Eigenschaften, | |
die man gern als Grundbestandteile eines speziellen Werder-Gens patentieren | |
lassen würde. Allein mit ihnen lässt sich aber selbst eine genügsame | |
Bundesliga-Mannschaft nicht erfolgreich trainieren. Schon gar nicht die | |
jüngste der Liga, zu der Skripnik das Werder-Team durch eine konsequente | |
Verjüngungskur gemacht hat. | |
## „Punkte einsammeln“ | |
Der Coach hat von seinen Lehrmeistern Walerij Lobanowski, Felix Magath und | |
[3][Thomas Schaaf] sowie den DFB-Ausbildern genug taktisches Rüstzeug | |
mitbekommen, um bislang in fast jedem seiner zwölf Spiele als Cheftrainer | |
das richtige Rezept zu finden. | |
Als er die Mannschaft im Oktober auf Platz 18 liegend mit vier Pünktchen | |
übernahm, ging es zunächst darum, „Punkte einzusammeln“, egal wie. Mit den | |
ersten Erfolgen wuchs das Selbstbewusstsein, die Mannschaft stabilisierte | |
sich auf solidem Niveau, bildete erste Ansätze einer neuen Spielkultur aus | |
und zeigt nun nach nur dreieinhalb Monaten ein Spiel, das die Fans wieder | |
von „Europa“ träumen lässt. | |
Kurz bevor sie aufs Podium müssen, zeigte Marco Bode seinem alten Kumpel | |
„Didi“ Beiersdorfer übrigens noch schnell, wie die wachgeküssten Bremer | |
heute den entscheidenden Schritt früher an Ball und Gegner sind. Seine | |
Körpersprache verriet: Bei dem Trainer wäre er selbst gern noch mal | |
Spieler. | |
21 Feb 2015 | |
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[1] /Neuer-Trainer-fuer-Werder-Bremen/!116934/ | |
[2] http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/startseite/621086/artikel_jun… | |
[3] /index.php | |
## AUTOREN | |
Ralf Lorenzen | |
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