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# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Ihr müsst leider draußen bleiben
> Der 1. FC Köln hatte ein Problem mit Fans. Jetzt glaubt der Klub, er wäre
> es los. Denn er hat die Jungs vor die Tür geschickt.
Bild: Fans? „Boyz“? Strahlenschutzexperten? Platzsturm in Köln.
Warum machen die das? Das ist eine nachvollziehbare Frage, die sich stellen
kann, wer die Fangruppe „Boyz“ des 1. FC Köln am letzten Wochenende in
Mönchengladbach mit ihren dämlichen weißen Kostümen zunächst auf der
Tribüne sitzen und dann auf den Rasen rennen sah. Das Besondere an der
naheliegenden Frage nach dem Warum ist aber, dass es in Deutschland völlig
reicht, sie zu stellen. Das genügt, wer braucht schon Antworten?
Das Fanprojekt Köln hat sich die Frage gestellt. „Natürlich distanzieren
wir uns in aller Form“, heißt es in einer Erklärung, in der auch steht, man
verstehe sehr wohl, „wie es zu den Ausschreitungen gekommen ist“. Immerhin
das Fanprojekt will also die Frage nach dem Warum beantworten. Das aber ist
nicht im Sinne des Vereins, lässt Jörg Schmadtke wissen: „Das verstehe ich
nicht“, sagte der FC-Manager. „Das ist mir schleierhaft, dafür habe ich
keine Erklärung.“
Er versteht’s nicht, weil er’s nicht verstehen will. Wenn sich der FC das
Know-how seiner Fanexperten anhören würde, könnte er ja für die Zukunft
etwas lernen. Als mögliche Gründe für die Eskalation wären zu nennen: die
völlig überflüssige Terminierung des von Aggressivität begleiteten Derbys
auf den Karnevalssamstag oder aber die von manchem als Provokation
empfundene Überwachung der Kölner Fans durch einen Hubschreiber, nur weil
sie gerade am Aachener Hauptbahnhof umstiegen.
Solche Erklärungen verweisen darauf, dass Fußballgewalt tatsächlich, wie
der Name andeutet, nicht nur etwas mit Gewalt, sondern auch mit Fußball zu
tun hat.
## Das sind keine Fans!
Beim FC aber hat man sich für die Erklärung entschieden, die schon seit
Jahrzehnten im deutschen Verbandswesen funktioniert: Das sind keine Fans!
Das hat mit Fußball nichts zu tun! Das sind Bilder, die wir nicht sehen
wollen! So grandios, wie das Phänomen analysiert wird, so grandios wird
auch gehandelt: Die schmeißen wir raus aus dem Verein! Denen erteilen wir
Stadionverbot! Über die reden wir doch nicht! Und mit denen schon gar
nicht!
Wie toll dieses Vorgehen funktioniert, nämlich gar nicht, kann der 1. FC
Köln in seinem eigenen Vereinsarchiv nachgucken: Vor ziemlich genau zwei
Jahren hatten Mitglieder des Fanclubs „Wilde Horde“ einen Bus mit
Gladbacher Fans angegriffen. Die FC-Führung reagiert so ignorant wie oben
beschrieben.
Auch auf die schlimme Kampagne gegen den damaligen FC-Profi Kevin Pezzoni,
dem von Fans einmal die Nase gebrochen wurde und dem ein anderes Mal vor
seinem Haus aufgelauert wurde, reagierte der FC mit dem kölschen Dreisatz:
Kenne mer nit, wolle mer nit, bruche mer nit.
Zur Frage, warum Fans zur Gewalt greifen, gesellt sich also eine andere
Warum-Frage: Wenn alle Welt weiß, dass Gewalt nicht vom Himmel fällt oder
sich durch unterirdische Gänge ins Stadion vorarbeitet, warum kommen Klubs,
DFL und DFB immer noch mit der jeden Intellekt beleidigenden Behauptung
durch, sie hätten damit nichts zu tun und das sei ein Problem der
Gesellschaft, nicht des Fußballs.
Liebe Fußballklubs! Wenn es Gewalt in der Schule gibt, hat das auch etwas
mit der Schule zu tun, und wenn es Gewalt im Stadion gibt, gehört das eben
auch zum Fußball. Soll heißen, lieber deutscher Profifußball: Auch du bist
die Gesellschaft.
20 Feb 2015
## AUTOREN
Martin Krauss
## TAGS
Fußball
FC Bayern München
Fußball
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