# taz.de -- Urteil des Kunstrückgabebeirats: Beethoven bleibt in Wien | |
> Von den Nazis geraubt, dann restituiert: Ein Kunstrückgabebeirat in Wien | |
> entschied nun über Gustav Klimts Beethoven-Fries. | |
Bild: Besucher schauen sich den Beethovenfries in der Wiener Secession an. | |
WIEN taz | Der Beethovenfries bleibt in Wien. Das berühmte, von Gustav | |
Klimt für eine große Beethoven-Ausstellung 1902 geschaffene Wandgemälde | |
wurde dem jüdischen Eigentümer nicht abgepresst, urteilte am Freitag der | |
Kunstrückgabebeirat in Wien. Dieses aus acht unabhängigen Expertinnen und | |
Experten zusammengesetzte Gremium entschied einstimmig zugunsten der | |
Republik, wies aber darauf hin, dass sich die österreichischen Behörden | |
nach 1945 gegenüber der Eigentümerfamilie Lederer „in schäbiger Weise | |
verhalten hat“. | |
Der 34 Meter lange Bilderzyklus ziert die Wände eines Untergeschosses in | |
der Wiener Secession. Für diese Räume wurde er einst auch geschaffen. | |
Clemens Jabloner, der Vorsitzende des Kunstrückgabebeirats, betonte, dass | |
dieser Fall besonders kompliziert gewesen sei. Das war er in der Tat. | |
Der Fries, der als ein Hauptwerk des Jugendstils gilt, war von den Nazis | |
geraubt und nach dem Krieg an die Familie Lederer restituiert worden. Dann | |
wurde er – auf Wunsch des Eigentümers – unter Denkmalschutz gestellt und | |
damit mit einem Ausfuhrverbot belegt. Die Ansprüche der Erben von Erich | |
Lederer hingen jetzt von der Beurteilung ab, ob dieses Ausfuhrverbot von | |
der Republik als Druckmittel benutzt wurde gegen Erich Lederer. | |
## Den Eigentümer genervt | |
Unbestritten ist, dass das in den Nachkriegsjahren der Fall war. Der | |
amtlichen Korrespondenz ist zu entnehmen, dass Erich Lederer so lange | |
genervt werden sollte, bis er einem Verzicht auf seine Ansprüche zustimmte. | |
Lederer lebte in der Schweiz. Das Ausfuhrverbot war auch 1972 noch | |
aufrecht, als der sozialdemokratische Bundeskanzler Bruno Kreisky einen | |
Vorstoß unternahm, den Fries zu einem fairen Preis anzukaufen. | |
Es wurden mehrere Gutachten eingeholt, die den Wert des Kunstwerks auf fünf | |
bis 25 Millionen Schilling schätzten. Man einigte sich schließlich auf eine | |
Million US-Dollar – umgerechnet 15 Millionen Schilling. Wolf Frühauf, | |
damals Sektionschef im Wissenschaftsministerium, erinnert sich an | |
„Gespräche in einer heiteren und entspannten, ja geradezu amikalen | |
Atmosphäre“, als er Ministerin Hertha Firnberg bei einem Besuch bei Lederer | |
in Genf begleitete. | |
Der Schweizer Anwalt Marc Weber, der einen Teil der Erbengemeinschaft | |
vertritt, findet die Entscheidung „juristisch nicht haltbar“. Nachprüfbar | |
ist die Begründung nicht, da die Beratungen und das Aktenstudium | |
vertraulich stattfanden und nicht im Detail veröffentlicht werden. | |
Eine Berufungsmöglichkeit in Österreich gibt es nicht. Weber will sich | |
daher an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wenden und | |
allenfalls sein Glück an einem Gericht in den USA versuchen. | |
8 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
## TAGS | |
Raubkunst | |
NS-Raubkunst | |
Kunst | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Filmstart „Die Frau in Gold“: Eine steht noch | |
Simon Curtis‘ Film erzählt von einem Gemälde Klimts. Die rechtmäßige | |
Besitzerin erhielt es erst nach langem Rechtsstreit von Österreich zurück. | |
Neuer Restitutionsfall in Wien: Schikanen gegen den Sammler | |
Der Beethoven-Fries von Gustav Klimt ist eine Ikone des Jugendstils. Wie | |
Österreich in seinen Besitz kam, ist allerdings eine zweifelhafte | |
Geschichte. |