Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Münzviertel: Kollektives Zentrum will bleiben
> Investoren übernehmen die ehemalige Gehörlosenschule - und stellen den
> Zwischennutzern Heizung und Warmwasser ab. Die würden gern weitermachen.
Bild: Will im Münzviertel weitermachen: das Kollektive Zentrum.
HAMBURG taz | Das Kollektive Zentrum (Koze) im Münzviertel unweit des
Hauptbahnhofs ist ein Projekt auf Zeit – und die Zeit rennt. Innerhalb
weniger Monate ist aus dem ehemaligen Kita-Gebäude in der Norderstraße das
geworden, was viele Anwohner in ihrem Quartier offenbar vermisst haben: Ein
Raum für unkommerzielle Angebote, in dem die Nachbarn diskutieren, Kultur
erleben oder einfach nur ihre Zeit verbringen können. Aber auch ein
Umsonstladen, aus dessen Bestand sich Bedürftige kostenlos einkleiden
können, und ein Büro für Flüchtlingsarbeit füllen die Räumlichkeiten, die
zuvor zweieinhalb Jahre leer standen, mit Leben.
Die Stadtteilinitiative Münzviertel hat mit der Stadt als Eigentümerin
einen Zwischennutzungsvertrag geschlossen und zahlt monatlich eine geringe
Nebenkostenpauschale für das Gebäude, damit das Kollektive Zentrum es
nutzen kann. „Nun ist jedoch alles in der Schwebe“, sagt Julia vom Koze,
denn die Zwischennutzung war nur bis Ende letzten Jahres gesichert und kann
seitdem monatlich gekündigt werden.
Ebenfalls im Dezember 2014 hat die städtische Kommission für Bodenordnung
den Verkauf des Gebäudes an die Hanseatische Baukonzept GmbH beschlossen.
Eine Eigentumsübertragung habe bislang jedoch nicht stattgefunden, erklärt
Uwe Voss von der Finanzbehörde: „Das Objekt ist notariell bereits verkauft,
aber das Eigentum wird erst 2016 übertragen, wenn Planungsfortschritt da
ist und gezahlt wurde.“ Jedoch habe der Investor bereits jetzt die
Verkehrssicherungspflicht und müsse die Betriebskosten bezahlen.
Das zeigte sich bereits am vergangenen Dienstag: Da ließ die Käuferin
Warmwasser und Heizung abstellen. Die Aktivisten des Kozes haben daher den
Eindruck, dass man es ihnen „langsam ungemütlich machen will“. Monika
Litschke von der Hanseatischen Baukonzept hingegen erklärt: „Die Heizung
ist abgestellt worden, weil die riesengroße Heizanlage die Kita und das
gesamte Gelände der ehemaligen Gehörlosenschule beheizt.“ In ihren Augen
sei es im Sinne aller, Energie zu sparen. Außerdem habe sie dem Zentrum
angeboten, dort Heizstrahler aufzustellen.
Der Abriss steht bereits fest: Die Investoren planen einen Neubaukomplex
mit 486 Wohnungen. Davon soll die Hälfte öffentlich gefördert sein, die
andere Hälfte frei finanzierte Studierendenapartments und Ein bis
Zweizimmerwohnungen. Auch Gewerberäume und Grünflächen sollen Platz finden
– und die Essenskooperative „Tante Münze“, die derzeit im Koze
untergebracht ist, soll wieder einziehen.
Die Koze-Aktivisten können sich mit diesem Konzept nicht anfreunden: Sie
sehen darin reines Profitinteresse von Stadt und privatem Investor. Im
Viertel herrsche durch seine unmittelbare Nähe zum Hauptbahnhof „so viel
Not“, da brauche es eine soziale Anlaufstelle anstelle von Wohnungen. Das
werde allein an dem großen Zuspruch deutlich, den die Aktivisten im Viertel
fänden. „Es kommen immer mehr Gruppen, die das Projekt unterstützen
wollen“, sagt Aktivistin Julia.
Was aus dem Kollektiven Zentrum wird, sollte es in den neuen Plänen nicht
berücksichtigt werden, bleibt ungewiss: Denn ein leeres Gebäude mit
vergleichbarer Fläche, gibt es laut Koze im Münzviertel nicht.
31 Mar 2015
## AUTOREN
Vanessa Ranft
## TAGS
Gentrifizierung
Stadtentwicklung
Kollektives Zentrum
Münzviertel
Münzviertel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Autonomer Freiraum: Koze spielt den Ball zurück
Das Koze soll sich von Linksextremisten distanzieren, rät der
Verfassungsschutz. Das Zentrum hingegen fordert die Politik auf, endlich
Stellung zu beziehen
Streit im Münzviertel: AktivistInnen eingezäunt
Mit Wasserwerfern und Räumungspanzer rückt die Polizei an, um einen Zaun
auf dem alten Schulhof in der Norderstraße zu errichten
Entspannung im Münzviertel-Streit: Die Friedenspfeife geraucht
AktivistInnen des „Kollektiven Zentrums“ in der einstigen Gehörlosenschule
im Münzviertel und Behörden reden wieder.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.