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# taz.de -- Liebes-Parade: Die Liebe zieht wieder durch die Stadt
> Am 25. Juli startet eine neue Techno-Parade in Berlin: der „Zug der
> Liebe“ soll eine Demonstration für mehr Mitgefühl und Nächstenliebe sein.
Bild: Friede, Freude, Eierkuchen - erinnert sich noch wer?
Der Termin für eine neue Techno-Parade in Berlin steht nun fest: Am 25.
Juli soll sie stattfinden, unter dem Titel „Zug der Liebe“ möchte der
Initiator Martin Hüttmann gemeinsam mit Musikanten, Medienschaffenden und
anderen Musikinteressierten für mehr Mitgefühl, Toleranz und soziales
Engagement auf die Straße gehen.
Die Demonstration setzt sich unter anderem „für eine menschliche Lösung in
der europaweiten Flüchtlingspolitik, eine kulturorientierte Senatspolitik
und den Erhalt von Grünflächen“ ein. Auch der Erhalt von vielfältigen Tanz-
und Musikveranstaltungen wird gefordert, außerdem wolle man sich mit dem
Zug gegen die Pegida-Bewegung wenden, gegen Gentrifizierung und auch gegen
die Weiterführung der Stadtautobahn 100.
Laut „Zug der Liebe“-Pressesprecher Jens Hohmann ist die Veranstaltung
keine Neuauflage der Loveparade. Sie solle ohne Werbung und Sponsoren
auskommen, so Hohmann. Auch bei der Wagenanmeldung schaue man genau hin:
„Bisher haben wir vier feste und insgesamt etwa ein Dutzend optionale. Wir
sortieren da genau, wer mitmacht, ob wegen der Idee oder wegen der
Eigenwerbung“, sagte Hohmann der taz. Der Zug soll von der Karl-Marx-Allee
in Mitte zum Treptower Park führen.
Der Umzug ist seit seinem Bekanntwerden in der Öffentlichkeit durchaus
umstritten. Die Grundidee lese sich wie die der Loveparade, die von dem
Techno-DJ Dr. Motte gegründet wurde. Von 1989 bis 2006 zog die Parade –
stetig wachsend – durch Berlin. 1999 beteiligten sich 1,5 Millionen
Besucher bei der Technoparade. Ab 2007 fand sie an wechselnden Standorten
im Ruhrgebiet statt. Nach einer Massenpanik mit 21 Toten und mehr als 500
Verletzten in Duisburg im Sommer 2010 wurde die Technoparty eingestellt. An
die Katastrophe soll eventuell beim diesjährigen Demonstrationszug mit
einer Schweigeminute erinnert werden.
Warum sich die Initiatoren allerdings für den Namen „Zug der Liebe“
entschieden haben, obwohl man eben doch gerade keine Neuauflage der
Loveparade wolle, bleibt unklar: „Die Grundidee war, nicht immer gegen
etwas zu demonstrieren, sondern auch mal für etwas. Unter den Hut ’Liebe‘
passt eine ganze Menge: Das fängt bei Freiheitsliebe an und hört bei
Nächstenliebe auf“, erklärt Hohmann das Anliegen des Umzugs.
Um eine Katastrophe wie in Duisburg zu vermeiden, gebe es klare
Vorschriften seitens des Veranstalters: Ordner sollen bis zum Endpunkt
nüchtern bleiben, Tanzen auf dem Wagendach sei nicht erlaubt, außer der
Wagen habe entsprechend abgesicherte Aufbauten und wurde vom TÜV für die
Veranstaltung zugelassen. Auf einen Getränkeausschank werde ebenfalls
verzichtet.
Schon vor Anmeldung des „Zugs der Liebe“ gab es über 20.000 Zusagen via
Internet für die Veranstaltung. Gerade im Hinblick auf so ein großes
Interesse ruft Dr. Motte zur Vorsicht auf: „Das sieht nach einer
unkontrollierbaren Eigendynamik aus. Um die Unversehrtheit der Teilnehmer
zu gewährleisten, muss jetzt dafür gesorgt werden, dass ein
Sicherheitskonzept vorliegt, das auf alle Eventualitäten von den
zuständigen Behörden geprüft wird. Eine Massenpanik wie in Duisburg darf
sich in Berlin nicht wiederholen. Darum muss die Sicherheit an erster
Stelle stehen.“
## Massenhaft auf die Straße
Mit dem „Zug der Liebe“ will man dabei durchaus eine Menge Menschen auf die
Straße bringen. Das ist auch Jens Hohmanns Ziel: „Ich brauche keine kleine
Demo, auf der eine kleine Gruppe für eine Sache kämpft und die keiner
wahrnimmt, es sei denn, er wird dabei in seinem Nachhauseweg im Auto
behindert. Mit etwas Glück denken die Teilnehmer nach der Demo mehr darüber
nach, wie sie sich gegenüber anderen verhalten“, so der 42-Jährige
gegenüber der taz.
5 Apr 2015
## AUTOREN
Fanny Lüskow
## TAGS
Techno
Loveparade
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