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# taz.de -- Kommentar falscher Bericht „Rolling Stone“: Sorgfalt muss unver…
> Dass das US-Magazin einen Artikel zurückziehen muss, schadet nicht nur
> Opfern sexueller Gewalt. Es geht auch um die Berechtigung von
> Journalismus.
Bild: „Die Mediengesellschaft der digitalen Moderne braucht Regeln zur Sicher…
Das ist der Albtraum einer jeden JournalistIn, einer jeden ChefredakteurIn
und wohl auch einer jeden HerausgeberIn: Eine anerkannte Kollegin löst in
den USA mit einer exklusiven Geschichte im Rolling Stone eine dringend
notwendige Debatte über sexuelle Gewalt und Übergriffe an Universitäten aus
und wie diese strukturell verheimlicht und die Opfer im Stich gelassen
werden.
[1][Dann stellt sich heraus, dass die Geschichte so wenig belegt ist, dass
sie zurückgezogen werden muss] – wenn sie nicht sogar gänzlich unwahr ist.
Und zwar nicht, weil die Autorin wissentlich gefälscht hat, wie der
Schweizer Tom Kummer. Sondern weil die Kollegin nicht der journalistischen
Grundregel gefolgt ist, mindestens zwei, am besten drei sichere
Informationsquellen zu haben.
Dass der Rolling Stone nun die Geschichte dieser jungen Frau, die „Jackie“
genannt wird, zurückziehen muss, ist nicht nur für Autorin Sabrina Rubin
Erdely und das renommierte Magazin ein Desaster. Es ist schon jetzt klar,
dass dieser Vorfall künftig von allen missbraucht wird, die eine Aufklärung
und mediale Begleitung von sexuellen Gewaltdelikten verhindern wollen.
Erdely hat damit den Opfern sexueller Gewalt nachhaltig geschadet.
Und nicht nur das. In den USA gibt es schon länger Mechanismen, um die
Glaubwürdigkeit liberaler und linker Medien zu diskreditieren. Auch der
kommende Präsidentschaftswahlkampf wird über die Medien ausgetragen.
Milliarden fließen in Kampagnen und PR-Profis. Und auch dort wird der Fall
„Jackie" ein gefundenes Fressen sein für jene, die der Qualitätspresse
vorwerfen, nur Propaganda und keinen wirklichen Journalismus zu liefern.
## Gründe spielen keine Rolle
Das ist absurd angesichts des Niveaus, das beim rechtskonservativen Sender
Fox News und anderen reaktionären Medienanstalten herrscht. Das Argument
wird trotzdem ziehen.
Es ist nicht zu bestreiten, dass in diesem Fall eine Geschichte
veröffentlicht wurde, die nicht zu Ende recherchiert war. Die Gründe
spielen dabei keine Rolle. Der Medienexperte Bernhard Pörksen hat [2][einen
bemerkenswerten Artikel] in der aktuellen Zeit veröffentlicht. Er nimmt die
Berichterstattung über den Germanwings-Crash zum Anlass, zu reflektieren,
vor welchen Herausforderungen der Journalismus steht und formuliert den
schönen Satz: „Die Mediengesellschaft der digitalen Moderne braucht,
paradox genug, Regeln zur Sicherung der Besonnenheit in besinnungslosen
Zeiten.“
Das ist nicht nur wahr für die Katastrophenberichterstattung. Nur wenn
Sorgfalt und Unabhängigkeit unverrückbar bleiben, hat der Journalismus eine
Berechtigung. Und nur dann kann er auch eine Zukunft haben.
6 Apr 2015
## LINKS
[1] /Rolling-Stone-zieht-Bericht-zurueck/!157641/
[2] http://www.zeit.de/politik/2015-04/germanwings-absturz-journalismus-bericht…
## AUTOREN
Ines Pohl
## TAGS
Berichterstattung
Medien
Journalismus
Vergewaltigung
Sexuelle Gewalt
Medien
Universität
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