# taz.de -- Was kommt anstelle der Esso-Häuser? : Wunschliste vollständig | |
> Auf einer Stadtteilkonferenz hat die „Planbude“ die Ideen der | |
> AnwohnerInnen vorgestellt, die in einem Neubau auf einfließen könnten. | |
Bild: Eine Lücke muss gefüllt werden: Esso-Häuser während des Abrisses. | |
HAMBURG taz | Die Clubs am Spielbudenplatz, die berühmte Tankstelle, die | |
Protestaktionen: Die Fotos, die auf der Leinwand in der Stadtteilschule St. | |
Pauli anfangs zu sehen sind, gleichen einer kurzen Zeitreise in die | |
Vergangenheit, als die Esso-Häuser in St. Pauli noch standen. Diese | |
Präsentation ist kein Teil von Schulunterricht, an diesem Samstag tagt eine | |
Stadtteilkonferenz. Dabei geht es vor allem um die Zukunft, um den Neubau, | |
der an Stelle der abgerissenen Häuser entstehen soll. Die „Planbude“ hat | |
dazu eingeladen – sie sammelte im Auftrag des Bezirks Mitte seit Oktober | |
2014 Ideen und Wünsche der Anwohner für dieses Bauprojekt. | |
Die Gruppe hat die Forderungen der Anwohner jetzt zugespitzt – und in | |
Vorschläge übersetzt, die in ihren Augen realisierbar sind. Sie will | |
versuchen, möglichst viel davon in die Ausschreibung für den | |
Architektenwettbewerb um den Neubau unterzubringen. | |
Besonders wichtig war den Anwohnern, für wen der Wohnraum geschaffen werden | |
soll. Der Bedarf an Sozialwohnungen ist aus Sicht der Befragten sehr hoch, | |
sie wünschen sich einen Anteil von 75 Prozent. 50 Prozent der Wohnungen | |
sollen unter acht Euro pro Quadratmeter kosten, fordern die Anwohner. | |
Außerdem sollen zwei Drittel des Wohnraums genossenschaftlich organisiert | |
sein – eine Vorstellung, die sich gegen die aktuellen Besitzverhältnisse | |
mit der Bayerischen Hausbau als Eigentümerin richtet. In dem Neubau soll es | |
auch Platz für kleinteiliges, kiez-affines Gewerbe sowie die Rückkehr | |
bekannter Läden geben – zu niedrigen Gewerbemieten. Platz für Wohnungslose | |
und Geflüchtete soll es auch geben. Groß ist auch der Wunsch nach | |
Begegnungsräumen: eine Jugendpassage etwa oder ein überdachter Treffpunkt | |
als Ersatz für die Esso-Tankstelle. | |
Grundlage für diesen Forderungskatalog sind die hunderte Fragebögen, | |
Zeichnungen und Modelle, mit denen Anwohner ihre Wünsche für St. Pauli | |
ausdrücken konnten. Wie die Ausschreibung für den Architektenwettbewerb am | |
Ende aussieht, entscheidet die Planbude allerdings nicht allein – sie muss | |
mit der Bezirksverwaltung, der Lokalpolitik und dem Investor verhandeln. | |
Sollten sich diese Akteure schnell einigen, beginnt die Ausschreibung noch | |
im Juni. | |
„Partizipation muss weitergedacht werden, um mit diesem Schatz | |
weiterzuarbeiten“, sagt Christoph Schäfer vom Planbude-Team. So haben die | |
teilnehmenden Anwohner vielfältige Ansprüche an die Wohnungen in dem | |
Gebäude: Sie sollen Platz für Singles, große Wohngemeinschaften und | |
Familien bieten. Um dies kostengünstig zu ermöglichen, sollen so viele | |
Bereiche wie möglich als Gemeinschaftsbereiche gedacht werden, schlägt die | |
Planbude vor. Die Wohnungen selbst könnten dann in unterschiedlichen | |
Ausbaustufen angeboten werden, um eine flexible Anpassung an die Bedarfe | |
der Bewohnerinnen zu ermöglichen, so das Konzept. | |
„Die Frage ist, was davon fromme, leere Wünsche sind und was umsetzbar | |
ist“, sagt Schäfer. Nun spielt dabei nicht nur Kreativität eine Rolle, | |
sondern auch die finanziellen Mittel. Schäfer ist sich sicher: „Wenn vieles | |
kleinteilig gestaltet und die Fläche voll ausgenutzt, von Proberäumen im | |
Keller bis hin zu Café und Garten auf dem Dach, dann kann hier auch viel | |
Geld verdient werden.“ | |
13 Apr 2015 | |
## AUTOREN | |
Isabella David | |
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