# taz.de -- Die Wahrheit: Die alten Leiern | |
> Wundersamerweise hören Massen von Menschen den lieben, langen Tag | |
> Radiosender, die Musik für Leute spielen, die nicht nicht gern Musik | |
> hören. | |
Bild: Typische Dänen randalieren im bedauernswerten Düsseldorf. | |
Ich bin immer wieder schockiert darüber, wie viele Menschen Radio hören. | |
Damit meine ich jetzt nicht unbedingt die Leute, die bei jeder Gelegenheit | |
sagen: „Ach! Dazu hab ich neulich bei D-Radio Kultur einen interessanten | |
Beitrag gehört!“ Das sind meist Freiberufler, die über ihren anspruchslosen | |
Design- oder Kanzleitätigkeiten verzweifeln müssten, wenn ihnen nebenher | |
kein weiterer geistiger Input zugeführt würde. | |
Wundern muss ich mich aber über die Massen, die den ganzen Tag lang | |
irgendwelchen Servicewellen oder Hitradios folgen, und zwar nicht etwa | |
wegen der informativen Verkehrs- oder Werbedurchsagen, sondern weil ihnen | |
die Musik angeblich so gut gefällt. Das kann doch eigentlich gar nicht | |
sein. „Here Comes the Rain Again“ von den Eurythmics oder „You Can’t Hu… | |
Love“ von Phil Collins muss man sich doch irgendwann mal leid gehört haben! | |
Vielleicht bewahrheitet sich in diesen Fällen aber auch nur der alte Spruch | |
von der Musik für Leute, die nicht gern Musik hören. | |
Vor einer Weile habe ich einen Privatsender entdeckt, der damit wirbt, dass | |
er auch mal Rockmusik spielt. Radio Bob kommt aus Kassel und macht einen | |
fast schon lächerlichen Kult um die Band AC/DC. So wird jede | |
Mitternachtsstunde mit den Höllenglocken aus dem Intro von „Hells Bells“ | |
eingeläutet, danach gibt es dann einen weiteren Song der Australier. | |
Anfangs hat mir das Programm ganz gut gefallen. Von vielen Bands, von denen | |
andere Sender stets nur ein und denselben Titel laufen lassen, spielt Bob | |
auch den zweiten. Von Boston zum Beispiel nicht immer nur „More Than a | |
Feeling“, sondern auch „Don’t Look Back“. | |
Ich musste mich allerdings an einiges gewöhnen. Daran, dass die Moderatoren | |
einander mit Worten ankündigen wie: „Auch er hat wieder gute Mucke mit am | |
Start!“ Oder an den auf unheimliche Weise wahren Stationswerbeslogan: | |
„Früher war es revolutionär – jetzt ist es Classic Rock!“ | |
Nicht gewöhnen konnte ich mich daran, alle zwei Stunden John Farnhams „The | |
Voice“ und Rick Springfields „Jessie’s Girl“ zu hören. Da war das Radio | |
stets wieder ganz schnell aus. | |
Und sollte es immer öfter bleiben. „Lonely Boy“ von den Black Keys, „Bit… | |
Sweet Symphony“ von The Verve oder „Should I Stay or Should I Go“ von The | |
Clash sind selbstverständlich keine schlechten Lieder, aber sie immer und | |
immer und immer wieder zu hören, macht doch bekloppt! Bei „Eye of the | |
Tiger“ von Survivor reicht sogar schon ein einziges Mal. | |
Zum Glück habe ich kürzlich die Internetseite gefunden, die die aktuelle | |
Playlist des Senders verzeichnet. Wenn mir zufällig nach Musik ist, die | |
jemand anderes für mich aussucht, schaue ich jetzt immer nach, was ich dort | |
zuletzt hätte hören können, um es dann sein zu lassen. | |
Fast immer ist übrigens der bescheuerte Tote-Hosen-Song „Altes Fieber“ | |
dabei. Der erklärt immerhin, warum so viele Leute „immer wieder die alten | |
Lieder“ hören mögen. Weil es sich dann irgendwie anfühlt, „als würde die | |
Zeit stillstehen“ – ein Glücksgefühl, das man sonst nur verspürt, wenn m… | |
schon tot ist. | |
14 Apr 2015 | |
## AUTOREN | |
Mark-Stefan Tietze | |
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