# taz.de -- Eröffnung des Waldmopszentrums: Ein Riesentier | |
> Der Wilde Waldmops hat eine neue Heimat gefunden: Brandenburg. Ob das | |
> Ansiedlungsprojekt von Erfolg gekrönt sein wird, ist ungewiss. | |
Bild: Eine Nachbildung des Wilden Waldmopses. | |
BERLIN taz | Es war eine der bedrückendsten Momente in der deutschen | |
Fernsehgeschichte. Der Journalist und Filmemacher Horst Stern redete der | |
deutschen Nation ins Gewissen. „Der Mensch hat keinen Grund, besonders | |
stolz zu sein auf die Rolle, die er im Verlauf der letzten 10.000 Jahre | |
gespielt hat.“ Mit diesen Worten begann er seine beliebte Sendung | |
„Tierstunde“ in der ARD, in der er die Umzüchtung ganzer Tiergattungen | |
durch das „schamlose“ Handeln der Menschen angeprangert hat. | |
Bis heute erinnern sich viele an die eindrucksvollen Bilder, die Stern | |
dabei von der Umzüchtung des Wilden Waldmopses zum Mops, den er mit der | |
gebotenen Verachtung als „ringelschwänziges Schoßtier“ bezeichnete, gezei… | |
hat. Blinder Züchterehrgeiz habe dazu geführt, dass der Mops über die Jahre | |
nicht nur seine Nase eingebüßt hat, so Stern. Der Schockzustand, den Stern | |
in der deutschen Bevölkerung ausgelöst hat, dauerte nicht lange an. | |
Jahrzehnte hat es gedauert, bis sich eine Gruppe engagierter Tier- und | |
Naturfreunde gefunden hat, die sich des Themas Waldmops angenommen hat. | |
Ergebnis ihres Engegements ist ein Waldmopszentrum, das am Samstag in | |
Brandenburg an der Havel eröffnet worden ist. Es ist gewiss kein Zufall, | |
dass es Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier war, der die | |
Einrichtung eröffnet hat. | |
Die eindrucksvollsten Ausstellungsstücke, die den Besuchern des Zentrums | |
präsentiert werden, sind dabei gewiss die Nachbildungen des Wilden | |
Waldmopses aus den Händen der Berliner Bildhauerin Clara Walter. Sie hat | |
lebensecht wirkende Rekonstruktionen des Tiers geschaffen und sich dabei an | |
den Forschungsergebnissen orientiert, die Stern einst der deutschen | |
Fernsehöffentlichkeit präsentiert hat. | |
## Zwischen Ural und Fichtelgebirge | |
Es waren durchaus überraschende Bilder, die seinerzeit präsentiert worden | |
waren. „Wenn wir die Entwicklung einmal zurückverfolgen, stoßen wir schon | |
im 16. Jahrhundert auf einen Mops, dessen edler Körperbau das Herz des | |
Tierfreundes höher schlagen lässt“, so Horst Stern seinerzeit. Als „Herr | |
des Waldes“ habe der Mops in lange vergangenen Jahrhunderten Europa | |
durchstreift – zwischen Ural und Fichtelgebirge. Als Sensation darf man | |
dabei getrost die Bilder bezeichnen, die Stern von den letzten lebenden | |
Waldmöpsen in unbesiedelten Waldungen Nordschwedens aufgenommen hat. | |
Heute lebt wohl niemand mehr, der sich an eine Begegnung mit einem Wilden | |
Waldmops erinnern könnte. Die Augenzeugin, die Stern zu Wort kommen lässt, | |
eine Frau Kaschubinski, berichtet dabei von einer gewiss unheimlichen | |
Begegnung mit einem rosigen Mops, der zwei Meter hoch gewesen sei und sie | |
mit seinen Hörnern gestoßen habe. „Oh je“, meint sie in der Dokumentation. | |
„Was für ein großes Tier doch dieser Mops war!“ Die mächtigen | |
Mopsschaufeln, von denen sie berichtete, waren lange beliebte Jadgtrophäen, | |
die sich Jäger auch in diesen Tagen wohl gern über den Kamin hängen würden. | |
Ob das Ansiedlungsprojekt, das das neu eröffnete Waldmopszentrum umsetzen | |
will, von Erfolg gekrönt sein wird, ist ungewiss. Noch weitgehend | |
unerforscht ist zudem die Beziehung des 2011 verstorbenen Cartoonisten und | |
Komikers Loriot, dessen Name bei der Einweihungsveranstaltung am Samstag | |
immer wieder gefallen ist, zum Wilden Waldmops. Auch hier will das | |
Waldmopszentrum für Aufklärung sorgen. | |
20 Apr 2015 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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