# taz.de -- Zweiter Tag Lokführerstreik: Züge fallen aus – verrückt | |
> Aller Orten ist Geduld gefragt: Bei den Pendlern im Ersatzverkehr, bei | |
> Autofahrern – und beim Warten auf einen Tarifabschluss zwischen Bahn und | |
> GDL. | |
Bild: Beim Streik aufs Auto umzusteigen, hilft nicht unbedingt. In Ballungszent… | |
BERLIN dpa | [1][Der Lokführerstreik] hat vor allem PendlerInnen in ganz | |
Deutschland den zweiten Tag in Folge vor Probleme gestellt. In einigen | |
Regionen waren die Einschränkungen am Donnerstagmorgen aber nicht so stark | |
wie befürchtet. In dem [2][Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Deutscher | |
Lokomotivführer (GDL) zeichnet sich noch keine Lösung ab.] | |
Auch in der parallel geführten Tarifrunde mit der größeren Eisenbahn- und | |
Verkehrsgewerkschaft (EVG) droht es, ernst zu werden. Die EVG verschärfte | |
die Tonlage vor einer weiteren Verhandlungsrunde am Donnerstag. | |
Die Mitglieder der GDL wollten am Donnerstagabend (21.00 Uhr) zur Arbeit | |
zurückkehren. Im Güterverkehr wird der Streik erst am Freitagmorgen (9.00 | |
Uhr) nach insgesamt 66 Stunden beendet. | |
Wo möglich, wichen Berufstätige am Morgen auf Busse, Straßenbahnen und | |
U-Bahnen aus. In den Wagen war das Gedränge in der Hauptverkehrszeit noch | |
größer als sonst. Wer auf das eigene Auto umstieg, brauchte in | |
Ballungszentren wie Berlin wegen verstopfter Straßen deutlich mehr Zeit bis | |
zum Arbeitsplatz. | |
## Jeder dritte Fernzug fährt | |
Die Bahn wollte bis zum Abschluss des Arbeitskampfes weiter ein | |
Rumpfangebot aufrechterhalten. Am Mittwoch hatte es in den Fern- und | |
Regionalzügen sowie in den S-Bahnen teils noch viele freie Plätze gegeben. | |
Nach dem Ersatzfahrplan der Bahn sollte am Donnerstag etwa jeder dritte | |
Fernzug fahren. Bei Regionalzügen war es unterschiedlich: Im Westen sollten | |
bis zu 60 Prozent, in Ostdeutschland wegen des dort höheren | |
Organisationsgrades der GDL nur 10 bis 15 Prozent fahren. | |
Am Morgen teilte die Bahn mit, dass der Ersatzverkehr bundesweit „stabil | |
angelaufen“ sei. Auf den Regional- wie auf den Fernstrecken habe man | |
teilweise sogar mehr Verbindungen anbieten können – etwa in Sachsen, | |
Sachsen-Anhalt, Thüringen, Berlin und Brandenburg. Im Fernverkehr wurden | |
viele der Züge verlängert, die trotz Streiks unterwegs waren. | |
## „Verkorkste Angelegenheit“ | |
Der frühere GDL-Vorsitzende Manfred Schell nannte die Auseinandersetzung | |
eine „verdammt verkorkste Angelegenheit“. Die Aussagen beider Seiten seien | |
momentan sehr „widersprüchlich und undurchschaubar“. Eine Übereinkunft | |
könne er sich momentan nicht vorstellen, sagte Schell im Westdeutschen | |
Rundfunk. | |
Die EVG dringt auf einen Tarifabschluss für ihre Mitglieder bis zum 1. | |
Juni. „Wir erwarten vom Arbeitgeber ein deutlich verbessertes Angebot“, | |
sagte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba vor den Tarifgesprächen. | |
Das bislang letzte Angebot der Bahn im Dezember waren 5 Prozent mehr Geld | |
in drei Stufen bei einer Vertragslaufzeit von 30 Monaten. | |
Die EVG fordert 6 Prozent, mindestens aber 150 Euro mehr pro Monat. „Dabei | |
ist uns wichtig, dass wir einen gleichen, gemeinsamen Abschluss für alle | |
Beschäftigtem erzielen“, stelle Rusch-Ziemba mit Blick auf die GDL klar. | |
Sollte sich die Bahn beim Entgelt und anderen Punkten verweigern, seien die | |
Kollegen bereit, für ihre Forderungen persönlich einzutreten. „Und das | |
bedeutet am Ende Streik.“ | |
Die GDL bezeichnet in dem Konflikt die Einstufung der Lokrangierführer im | |
Tarifgefüge der Bahn als entscheidenden Punkt. [3][GDL-Chef Claus Weselsky] | |
kritisiert, dass nach 16 Tarifverhandlungsrunden seit Sommer 2014 noch | |
immer Ergebnisse in zentralen Fragen fehlten. Als Beispiel nannte er eine | |
Begrenzung der Überstunden. Die GDL verlangt außerdem fünf Prozent mehr | |
Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche. | |
23 Apr 2015 | |
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