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# taz.de -- Deutscher Olympischer Sportbund: Alfons Hörmann ist neuer Präside…
> Der Nachfolger von Thomas Bach steht fest: Alfons Hörmann. An seiner
> fragwürdigen Vergangenheit stört sich kaum einer – auch er selbst nicht.
Bild: Platz frei: Hörmann (links) übernimmt das Spitzenamt im deutschen Sport.
„Das Amt muss zum Mann kommen, nicht umgekehrt“, sagte Alfons Hörmann vor
Wochen. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm wahrlich nicht. Am Samstag
wurde der 53-jährige Allgäuer aus Sulzberg mit 94,6 Prozent der Stimmen bei
der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in
Wiesbaden dann auch erwartungsgemäß zum neuen Präsidenten gewählt.
Hörmann, der seit 2005 die Präsidentschaft des Deutschen Skiverbandes
innehatte, ist nun zum höchsten Ehrenamtler des deutschen Sports, der mit
nahezu 28 Millionen Mitglieder größten Personenvereinigung im Land,
aufgestiegen.
Im September war Thomas Bach, der seit 2006 amtierende Vorgänger, der
Industrie-Lobbyist und Wirtschaftsanwalt zum IOC-Präsidenten gekürt worden.
Der Unternehmer Hörmann, Chef von 3.500 Mitarbeitern vornehmlich aus der
Kommunikationsanlagen- und Autoteilebranche, der nun zunächst für ein Jahr
bis zur turnusmäßigen Neuwahl des gesamten DOSB-Präsidiums amtieren soll,
ist indes alles andere als unumstritten.
Bis 2010 war Hörmann über ein Jahrzehnt lang Vorstandsvorsitzender des
Dachziegelherstellers Creaton AG. 2008 war Hörmann zusammen mit weiteren
Ziegelherstellern vom Bundeskartellamt zu einer Geldbuße in Höhe von
insgesamt bemerkenswerten 188 Millionen Euro verdonnert worden. Das Ganze
firmiert unter einem Ordnungswidrigkeitsverfahren. Die Kartellwächter
hatten nach umfangreichen Ermittlungen und Durchsuchungen
„wettbewerbsbeschränkende Absprachen“ bei den Ziegelproduzenten
festgestellt. Es ging um ungerechtfertigte Preiserhöhungen.
Einige der Betroffenen hatten die Vorwürfe eingestanden und die Bußgelder
gezahlt. Andere, darunter auch der damalige Marktführer Creaton, der rund
66 Millionen Euro Geldbuße zahlen sollte, erhoben indes Einspruch dagegen.
Solche Verfahren können Jahre dauern. Seit einem Jahr prüft die dafür
zuständige Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf, ob es zu einem
Hauptverfahren vor dem dortigen Oberlandesgericht kommt. Oberstaatsanwalt
Holger Schönwitz kündigte an, dass die Entscheidung dazu wegen anstehender
Verjährungsfristen noch im Dezember bekanntgegeben werde. Die Prüfung der
Einsprüche durch die Justizbehörde betreffe zwei Unternehmen und Personen.
Aus Branchenkreisen verlautete, dass das Bundeskartellamt angeblich auch
Hörmann persönlich mit rund 150.000 Euro Bußgeld belegt habe.
## Beschwichtigende Äußerungen
Hörmann hatte zu den Vorwürfen Tage vor seiner Wahl gegenüber dem Spiegel
erklärt, dass er „während seiner Zeit bei der Creaton AG an keinen
Preisabsprachen beteiligt“ gewesen sei. Der FAZ hatte Hörmann vor seiner
Wahl recht kryptisch Folgendes mitgeteilt: „Ich habe seit fünf Jahren vom
Verfahren nichts mehr gehört und hoffe auch nichts mehr zu hören. Das
Verfahren bearbeitet die Etex, die Brüsseler Mutterfirma, seit sechs,
sieben Jahren. Ich habe den gut akzeptablen Status, dass wir aus meiner
Sicht in jeder Hinsicht schadlos gehalten werden.“ Ähnlich beschwichtigende
Äußerungen hat man auch schon von großen bayerischen Fußballfunktionären
gehört.
Wofür der als weitestgehend konturlos geltende, nun höchste
Sport-Ehrenamtler des Landes neben bedingungsloser Transparenz und
Integrität sonst noch steht, wird sich zeigen. Der Unternehmer und
Gelegenheitsskifahrer Hörmann, der nach eigenen Angaben bisher rund 200
Tage im Jahr dienstlich unterwegs war, muss erst noch ein sportpolitisches
Profil entwickeln.
2007 sorgte Hörmann für Negativschlagzeilen, als er in Verhandlungen über
einen neuen TV-Vertrag den Skiverband beinahe in ein Finanzchaos stürzte.
## Zweigleisig im Antidopingkampf
Auch im Antidopingkampf ist Hörmann als bisheriger DSV-Präsident nicht
gerade als vorbildlicher Spitzenfunktionär aufgefallen. Im engen
Schulterschluss mit seinem langjährigen DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller
kam es im Skiverband immer wieder zu höchst fragwürdigen Entscheidungen.
Der amtierende DSV-Generalsekretär Pfüller war in der DDR laut Zeitzeugen
und Stasi-Unterlagen als Cheftrainer und später als stellvertretender
Generalsekretär des DDR-Skiverbandes selbst in das Dopingsystem
eingebunden. Jahrelang hat der einstige SED-Kader Pfüller im DSV
dopingbelastete DDR-Kollegen protegiert.
Erinnert sei hier an den Fall des DDR-Biathlontrainers Frank Ullrich aus
Suhl, der heute Skilanglauf-Bundestrainer ist. Im Jahr 2009 kam eine vom
Deutschen Skiverband eigens eingesetzte Untersuchungskommission zu dem
Ergebnis: Wenn Ullrich auch heute daran festhalte, dass es sich damals im
DDR-Biathlon lediglich um legale Mittel gehandelt habe, gehe die Kommission
von einem „unbewusst gesteuerten Verdrängungsmechanismus“ aus.
Das Gremium, das unter Vorsitz des Juristen und Vizepräsidenten des
Deutschen Skiverbandes Franz Steinle stand, war entgegen der Empfehlung des
DOSB an seine Verbände, in solchen Fällen die zentrale Dopingkommission des
DOSB einzuschalten, verbandsintern und eigenmächtig zu dem Ergebnis
gelangt, an den Skiverband die Empfehlung zu geben, keine arbeits- oder
dienstrechtlichen Schritte gegen Trainer Frank Ullrich einzuleiten. Sollte
Hörmann so weiter agieren, dann dürfte er das Erbe von Thomas Bach in
dessen Sinn bestens weiterverwalten.
8 Dec 2013
## AUTOREN
Thomas Purschke
## TAGS
DOSB
Thomas Bach
Alfons Hörmann
Internationales Olympisches Komitee
Thomas Bach
IOC
Doping
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