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# taz.de -- Wimbledon-Sieger Carlos Alcaraz: Grandiose Mischung
> Carlos Alcaraz bezwingt in einem epischen Wimbledon-Finale Novak Đoković.
> Dem 20-Jährigen gehört die Zukunft. Er vereint das Beste der Besten.
Bild: Magisch: Auch beim Siegesjubel liefert Alcaraz besondere Bilder
Da saß Novak Đoković jetzt im großen „Media Theatre“ gegenüber vom Cen…
Court. Es war früh am Abend an diesem Sonntag in Wimbledon. Der Serbe hatte
gerade das Endspiel beim Rasenklassiker im All England Club gegen Carlos
Alcaraz verloren. Über vier Stunden hatten sich die beiden einen
dramatischen Kampf geliefert. Am Ende gewann der Spanier mit 1:6, 7:6
(8:6), 6:1, 3:6, 6:4.
[1][Novak Đoković] hatte die letzten zehn Jahre auf dem Centre Court von
Wimbledon kein einziges Match mehr verloren. Er hatte die letzten vier
Ausgaben des Turniers gewonnen. Alle rechneten damit, dass der beste
Rasenspieler der letzten Dekade hier und heute seinen 24. Grand-Slam-Titel
feiern würde.
Aber daraus wurde nichts. Er hatte in Alcaraz seinen Meister gefunden.
Đoković hasst Niederlagen. Aber er blieb erstaunlicherweise in der Stunde
einer seiner schwersten Niederlagen gelassen. Er lobte den jungen Spanier
in den höchsten Tönen. Er, Đoković, habe noch nie gegen so einen Spieler
gespielt. Er meinte damit, dass er es normalerweise mit anderen Kalibern
auf dem Court zu tun hat. [2][Alcaraz aber ist: besonders.]
Der 20-Jährige aus Murcia hat vor allem im fünften und entscheidenen Satz
dieses epischen Spiels sein ganzen Können demonstriert. Vor ein paar Wochen
im Halbfinale der French Open war er noch an Đoković gescheitert. Er wurde
von Krämpfen geschüttelt. Und Alcaraz war auch mental der großen
Herausforderung, dem Altmeister in einem großen Spiel die Stirn zu bieten,
noch nicht gewachsen.
## Ein extremer Athlet
Dieses Mal war alles anders. Der zweifache Major-Sieger spielte genau im
richtigen Moment sein bestes Spiel. Unzählige mutige Angriffe ans Netz, das
Einstreuen von ansatzlosen Stopp-Bällen, aufregende Vorhandpeitschen und
ein Kick-Aufschlag, der Đoković immer wieder weit nach draußen trieb – das
waren die Zutaten für ein Spiel, das man getrost als atemberaubend
bezeichnen konnte. Alcaraz ist ein extremer Athlet. Das kommt noch hinzu.
Đoković sagte hinterher, dass sein Gegner jeweils das Beste aus drei Welten
vereinen würde.
Die drei Welten, damit meinte er Roger Federer, [3][Rafael Nadal] und sich
selbst. Die Big Three im Herren-Tennis haben eine Ära geprägt. Auch in
Wimbledon, wo es seit 2003 neben den drei nur noch Andy Murray geschafft
hatte, bis zu Alcaraz’ Triumph zu gewinnen. Nun ist diese Regentschaft
vorbei. Und der Spanier, dieser kompletteste aller Tennisspieler, schickt
sich an, für lange Zeit der neue König zu werden.
Über seine Einstellung zum Tennis sagte der junge Spanier selber einmal:
„Tennis spielen soll niemals eine Pflicht sein.“ So sieht es bei Alcaraz
auch nie aus. Dass bisher bei ihm keine weiteren Major-Titel dazugekommen
sind, hat – und das ist sein einziger kleiner Malus – auch mit seinem
anfälligen Körper zu tun. Die Australian Open Anfang der neunen
Tennissaison verpasste er aufgrund einer Muskelverletzung.
Das ist fast schon ein gewohntes Bild bei ihm. Der extrem gut trainierte
Spanier neigt zu Muskelverletzungen. Bedenkt man das immer noch sehr junge
Alter des Ausnahmetalents, könnte dieser Fakt im Laufe einer langen
Karriere zu einem Problem werden. Nadal, der einen ähnlich kräftigen
Körperbau hat, hat bis heute immer wieder mit Muskelproblemen zu kämpfen.
Aber zurück zu Đoković, der am Sonntag noch verriet, dass er sich auf die
kommenden Duelle mit Alcaraz freuen würde. Wenn er sich da nicht mal
täuscht. Der überehrgeizige Serbe mag zwar immer noch aussehen „wie ein
22-Jähriger“ (Zitat Alexander Zverev), aber die 37 Lebensjahre sind nicht
wegzuleugnen. Die ewige Jugend hat auch Đoković, der in Wimbledon
eigentlich seinen achten Titel feiern wollte, nicht gepachtet.
Zwei gute Jahre könnte er noch haben, und in dieser Zeit kommen vielleicht
sogar noch ein paar große Titel dazu. Aber die Zukunft gehört Alcaraz. Und
die Gegenwart auch. Sein Spiel ist moderner. Alcaraz bewegt sich deutlich
geschmeidiger und hat mittlerweile auch das Defensivspiel, das ihn an die
Linien und in die Ecken führt, für sich entdeckt. Schon sein erster
Trainer, Carlos Santos, verglich ihn einst mit Tarzan: „Weil er sich auf
dem Platz so zu Hause fühlt wie Tarzan im Urwald.“ Tarzan ist jetzt
Wimbledon-Sieger.
17 Jul 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Klaus Bellstedt
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