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# taz.de -- US-Basketballliga WNBA: Freiwürfe für Freiheit
> Die deutsche Basketballerin Leonie Fiebich spielt für New York Liberty.
> Und ist bisher ziemlich erfolgreich.
Bild: Verlässliche Defensive: Leonie Fiebich (r.) in der Verteidigung
Im Profibasketball besteht eine klare Hackordnung. Die Veteranen genießen
Privilegien, die Rookies, die Neulinge also, haben sich unterzuordnen. Sie
schleppen manchmal die Trainingstaschen der älteren Spieler, und in der
Kabine halten sie sich erst einmal zurück. Man schaut, sondiert, sucht
seine Rolle im Team. So geht es Leonie Fiebich derzeit auch.
Obwohl schon 24 Jahre alt und zweimal als beste Spielerin der spanischen
Liga ausgezeichnet, ist sie [1][ein Rookie bei New York Liberty], dem
derzeit besten Team in der Women’s National Basketball Association, WNBA.
Fiebich wohnt in Brooklyn, schaut auf die Skyline von Manhattan. Sie ist in
der besten Liga der Welt angekommen, da stellt man sich gern mal hinten an.
Seit ein paar Spielen steht die Deutsche sogar in der Startformation der
New Yorkerinnen, die den besten Saisonstart ihrer Vereinsgeschichte
hingelegt haben: 21:4 Siege. Fiebich hat zuletzt jeweils über 30 Minuten
auf dem Parkett gestanden, zweimal hintereinander 13 Punkte erzielt.
Die Kommentatorinnen auf dem Sportsender ESPN verwechseln sie zwar manchmal
noch mit der kroatischen Vereinskollegin Ivana Dojkic, die auch blond ist
und einen Pferdeschwanz trägt, räumen aber in der nächsten Sequenz ein,
dass Fiebich „eine enorme Wirkung“ auf das Spiel von Liberty habe: Sie
verteidige gut, könne Fernwürfe von jenseits der Dreipunktlinie in der
Reuse versenken und die Bälle in der Offensive gut verteilen. Leonie
Fiebich kann zwischen den Basketball-Positionen 2 und 3 switchen, mal ist
sie Small Forward auf dem Flügel, mal Shooting Guard im Aufbauspiel.
## Spielend lernen
In der WNBA mit ihren tendenziell größeren Spielerinnen hat Fiebich sich
eher auf den Fernwurf spezialisiert, und neulich gegen Chicago Sky hat sie
sogar 4 von 5 dieser Würfe getroffen. Sie hat sich überraschend schnell in
das Team um die Starspielerinnen Breanna Stewart und Sabrina Ionescu
integriert, dabei kam sie ohne große Vorbereitung nach New York, viel Zeit
zum gemeinsamen Training mit der Mannschaft blieb auch nicht. Also musste
sie sich im Spielbetrieb in das System der Liberty einfinden, das weniger
auf dem klassischen Teambasketball europäischer Prägung aufbaut, sondern
auf Einzelaktionen der besten Korbjägerinnen.
Es war abzusehen, dass Fiebich einmal in der WNBA landen würde, vielleicht
noch nicht, als sie in Landsberg mit Basketball anfing und später zum
deutschen Topteam nach Wasserburg wechselte, aber als sie 2018 mit dem
deutschen Team U18-Europameisterin wurde – sie erzielte während des
Turniers in Italien pro Spiel im Schnitt 11,7 Punkte und wurde in die
„Mannschaft des Turniers“ gewählt – und 2020 von den Los Angeles Sparks …
WNBA-Draft, einer Spielerlotterie für junge Talente, verpflichtet wurde an
Position 22, da schien eine größere Karriere möglich.
Während Fiebich vorerst in Europa blieb und da auch ihre beiden
Kreuzbandrisse im Knie auskurierte, wechselten die Rechte nach Chicago und
schließlich nach New York, wo Fiebich mit den Kolleginnen nun nicht nur
Englisch spricht. In Nyara Sabally trifft sie auf eine Landsfrau. Die
Schwester von Satou Sabally, die in Dallas spielt und derzeit noch eine
Schulterverletzung auskuriert, hilft ihr, mit den Gepflogenheiten in der
WNBA klarzukommen: dem abgeklärten Ton, der hohen Belastung mit manchmal 5
Spielen in 8 Tagen und dem Reisestress. Nyara Sabally steht nach einer
Rückenverletzung jetzt auch wieder auf dem Parkett, und Schwester Satou
soll kurz vor den Olympischen Spielen in Paris fit sein.
Die Deutschen sind erstmals bei Olympia dabei. [2][In der Vorrundengruppe
bekommen sie es mit Team USA], Belgien und Japan zu tun. Fiebich trifft in
Paris auf die Teamkolleginnen Stewart und Ionescu, ist mit den Deutschen in
dieser Partie sicherlich chancenlos, aber ein Sieg in den beiden restlichen
Partien ist fest eingeplant.
Der Aufschwung des deutschen Frauen-Basketball hat nichts mit einer
Professionalisierung der heimischen Liga zu tun. Im Gegenteil: Fiebich hat
mehrfach betont, dass die deutsche Liga in den vergangenen Jahren eher
schlechter geworden sei, weswegen Talente entweder in die USA gingen und
dort in Colleges spielten – oder in andere europäische Ligen: Frankreich,
Griechenland oder Spanien.
Fiebich, die zuletzt für Zaragoza spielte, hat nun ihr Auskommen am Hudson
River gefunden. Das Gehalt ist freilich überschaubar. In ihrem ersten
WNBA-Jahr verdient sie kaum mehr als 67.000 Dollar, am Ende ihres
Vierjahresvertrags knapp 86.000 Dollar: auch nicht mehr als ein
Rookie-Salär.
17 Jul 2024
## LINKS
[1] https://liberty.wnba.com/
[2] https://www.sportingnews.com/us/olympics/news/usa-womens-olympic-basketball…
## AUTOREN
Markus Völker
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