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# taz.de -- Taiwans Opposition lobt Atomausstieg: "Nach deutschem Vorbild"
> Taiwans Oppositionsführerin hat angekündigt, einen Atomausstieg
> durchführen zu wollen, sollte sie gewinnen. Bis 2025 soll alles
> abgeschaltet sein.
Bild: Sehr beeindruckt von der deutschen Energiepolitik: Tsai Ing-Wen.
BERLIN taz | Die taiwanische Oppositionsführerin und
Präsidentschaftskandidatin Tsai Ing-wen hat am Mittwoch in Berlin einen
Atomausstieg ihres international kaum anerkannten Inselstaates nach
deutschem Vorbild angekündigt, sollte sie die Präsidentschaftswahlen im
Januar 2012 gewinnen.
Im ressourcenarmen Taiwan sind drei Doppelreaktoren im Betrieb, ein vierter
ist kurz vor der Fertigstellung. "Taiwans Atomkraftwerke sind alle in
erdbebengefährdeten Gebieten," sagte die Politikerin der Demokratischen
Fortschrittspartei (DPP) vor Journalisten. "Von den weltweit 14 am meisten
durch Erdbeben gefährdeten Atomkraftwerken sind vier in Taiwan," so Tsai.
Taiwan könne bis 2025 ganz auf Atomenergie verzichten. Das wäre nur drei
Jahre später als nach dem Fahrplan für den deutschen Atomausstieg der
schwarz-gelben Bundesregierung. Tsai zeigte sich sehr beeindruckt von der
deutschen Energiepolitik.
Die 54-jährige Juristin wurde Ende April zur Präsidentschaftskandidatin der
DPP gekürt. Sollte sie die Wahl gewinnen – derzeit liegt sie in Umfragen
etwa gleichauf mit Amtsinhaber Ma Jing-yeou von der Guomindang (KMT) – wäre
sie die erste Staatpräsidentin in Ostasien.
## Auch die DPP konnte den vierten Reaktor nicht verhindern
Tsais atomkritische DPP regierte bereits von 2000 bis 2008, konnte aber
bereits damals den Weiterbau des 4. Doppelreaktors allenfalls verzögern und
nicht verhindern. Nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima nahmen
auch in Taiwan die Anti-Atom-Proteste wieder zu, die vor allem Mitte der
90er Jahren stark gewesen waren.
Unter der DPP-Regierung war auch der jetzt von Tsai versprochene Ausbau
erneuerbarer Energien kaum vorangekommen. "Wir sind weltweit der
zweitgrößte Produzent von Solarpanelen, aber haben selbst den eigenen Markt
für Solarenergie kaum entwickelt," sagte Tsai selbstkritisch.
Ausweichend reagierte sie auf die Frage der taz, ob sie denn den 4.
Doppelreaktor noch ans Netz lassen werde. Dessen Design sei Jahrzehnte alt
und er auch eigentlich auch gar nicht nötig, sagte sie. Taiwan beziehe 18
Prozent seiner Elektrizität aus Atomenergie, zugleich gebe es aber eine
Gesamtreserve von 23 Prozent. Laut Tsai solle die Energiegewinnung aus
Biomasse in Taiwan stärker entwickelt werden. Auch müsse die
Energieeffizienz gesteigert werden. Hier liege Taiwan noch hinter Japan.
Ansonsten versprach sie, sich um sozialen Ausgleich in der Gesellschaft zu
kümmern.
9 Jun 2011
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
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