| # taz.de -- Schweizer Fußballbegeisterung: Die Natis, die man anders ausspricht | |
| > Auch im Alltag der Alpenrepublik ist der Fußball angekommen. Und doch | |
| > kann er Besucher aus Deutschland verwirren. | |
| Bild: Vom Frauenfußball bewegte Schweiz: Fanmarsch vor dem Eröffnungsspiel de… | |
| Es ist nicht so, dass es mich überrascht hätte. Ich habe es nicht zum | |
| ersten Mal gehört. Aber als Deutscher kann man sich nur schwerlich daran | |
| gewöhnen, wenn die Schweizer Fans ihre Nati mit „Super Nazi“-Gesängen | |
| feiern. Die schweizerdeutsche Aussprache macht es möglich. So betrachtet | |
| kann man wirklich behaupten, dass [1][zum Auftakt der Europameisterschaft | |
| in Basel] eine Bombenstimmung geherrscht hat. | |
| Davon abgesehen ist es aber wirklich recht eindrücklich, wie so eine | |
| [2][EM] den Alltag auf den Kopf zu stellen vermag. Während bei | |
| Erstligaspielen sich die besten [3][Fußballerinnen] in der Schweiz mit | |
| teils zweistelligen Besucherzahlen zufrieden geben müssen, ist es nun | |
| plötzlich auch eidgenössische Pflicht, die Schweizer Fahne beim | |
| Frauenturnier hochzuhalten. | |
| Sogar aus Bern habe ich eine Männergruppe im tiefsten Boomer-Alter in den | |
| Zug nach Basel steigen sehen. Trotz gefühlt 40 Grad wurde noch das rote | |
| Trikot mit dem Schweizer Kreuz auf der Brust über das weiße Hemd gezogen. | |
| Ohne Schweiß kein Nationalfleiß. In der Hand hielt ein jeder eine robuste | |
| Nyloneinkaufstasche, um die vielen Bierflaschen wirklich sicher | |
| transportieren zu können. Gut möglich, dass diese Herren vor wenigen Wochen | |
| in einem eher weniger respektvollen Ton über den Fußball der Frauen | |
| gesprochen haben. Mit „Super Nazis“ sind jetzt aber alle gemeint. | |
| ## Kunst, Kultur, Klamauk | |
| Einen Fanmarsch gab es dieses Mal zu Ehren der Fußballerinnen in Basel. | |
| „Trotz Hitze“, wie das Boulevardblatt Blick vermeldete, um vielleicht | |
| deutlich zu machen, dass das so selbstverständlich wiederum doch nicht ist. | |
| Und weil man schon mal dabei war, wurde auch zu Ehren des Schweizer | |
| Künstlers [4][Jean Tinguely], der im Mai 100 Jahre alt geworden wäre, | |
| dessen 1979 entstandene fahrende Skulptur „Klamauk“ zum Einsatz gebracht. | |
| Sie sollte den Fanmarsch anführen. | |
| Zu beachten war, dass die Skulptur im Sinne ihres Erfinders tönend, | |
| rauchend, stinkend und feuerwerkend unterwegs sein muss. Für das Abbrennen | |
| pyrotechnischer Gegenstände brauchte es die Genehmigung der Fachstelle | |
| Waffen der Kantonspolizei Basel. | |
| Gut 2.500 Menschen reihten sich am Mittwochabend hinter dem Gefährt ein, | |
| dessen Beziehung zum Fußball die Kommunikationsabteilung des Museums mit | |
| spielerischer Leichtigkeit herstellte: „Er ist laut, wirkt chaotisch und | |
| macht Stimmung: Wie ein Fußballteam funktioniert auch der ‚Klamauk‘ nur | |
| dann richtig, wenn alle Teile gut zusammenspielen.“ Anscheinend haben die | |
| Verantwortlichen in Basel dann doch etwas zu viel gewollt. Schon nach | |
| wenigen Metern gab der „Klamauk“ seinen Geist auf und blieb auf der | |
| Strecke. | |
| Im Nachhinein kann allerdings als bewiesen gelten: Die Analogien zum | |
| Fußball sind völlig zutreffend. Wie bei den Schweizer Fußballerinnen haben | |
| die Räder nicht so ineinander gegriffen wie nötig. Die | |
| [5][Auftaktniederlage] war schon früh absehbar. | |
| 3 Jul 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Johannes Kopp | |
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