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# taz.de -- RBB-Doku über Frauen in der DDR: Als Mutti früh zur Arbeit ging
> Eine Doppelbelastung, die schrecklich müde machte: Eine Dokumentation im
> RBB beschäftigt sich mit dem Alltag von Frauen in der DDR.
Bild: Nadja Klier mit ihrer Oma
Als Kind einer Hausfrau wider Willen, die zeitlebens verzweifelt war über
die Rolle, die ihr die westdeutsche Gesellschaft zugewiesen hatte: Da kann
man schon neidisch werden über KollegInnen mit DDR-Sozialisation, deren
Mütter immer arbeiten waren. Anders als in der Bundesrepublik, wo die
Berufstätigkeit der Frau bis 1977 nur mit Zustimmung des Ehemanns erlaubt
war, gehörte die Vereinbarkeit von Familie und Politik zu den Schwerpunkten
der Familienpolitik der DDR. Der Anteil der berufstätigen Frauen war mit
91,3 Prozent Mitte der Achtziger einer der höchsten der Welt – nur 50
Prozent arbeiteten im Westen.
Alles hat eine Kehrseite: DDR-Frauen waren in mancher Hinsicht nur auf dem
Papier emanzipiert. All dem widmet sich nun der Dokumentarfilm der
ehemaligen DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier und deren Tochter Nadja Klier,
der heute Abend ausgestrahlt wird und wie das berühmte Kinderlied heißt:
„Wenn Mutti früh zur Arbeit geht.“
Zwar steigt der Film mit einem Porträt von Editha Kreummreich ein, der
Mutter und Großmutter der Filmemacherinnen – einer starken, unabhängigen
Frau, die sich noch immer am liebsten an die 40 Jahre ihres Lebens
erinnert, in denen sie in der DDR berufstätig war.
Doch dann steuert die Doku schnell auf ihre Kernthese zu: Viele Frauen
litten aufgrund ihrer Berufstätigkeit an der Doppelbelastung. Während viele
Väter in der DDR gern am Abend in die Kneipe gingen, holten viele Frauen
nach Schicht die Kinder ab, kauften ein, besorgten den Haushalt … Zwar gab
es genug Plätze in den Krippen, doch spätestens gegen Ende der DDR lehnten
sich mehr und mehr Frauen gegen diese Gleichstellungspolitik von oben auf,
indem sie zum Beispiel versuchten, die Kinder lange zu Hause zu behalten.
Einer der dramaturgischen Höhepunkte des Films ist die Frage, warum es in
den letzten DDR-Jahren fast viermal so viele Abtreibungen gab wie im
Westen. Wahrscheinlich, so die These, waren die DDR-Frauen vollkommen
ausgepowert und mutlos.
Sendetermin: 22.45 Uhr, RBB
7 Mar 2017
## AUTOREN
Susanne Messmer
## TAGS
RBB
DDR
Frauen
TV-Dokumentation
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