| # taz.de -- Protestkundgebung vor der taz: Widerstand gegen Kündigungen | |
| > Die taz hat drei Anzeigenverkäufer:innen in Hamburg und Bremen | |
| > gekündigt. Auf einer Kundgebung wehren sich ihre Kolleg:innen in | |
| > Berlin. | |
| Bild: Protest vor der taz: Solidarität mit den Gekündigten | |
| Berlin taz | Aufruhr in der taz: Seit der Betriebsrat der taz Nord am | |
| vergangenen Mittwoch darüber informierte, dass drei Kolleg:innen der | |
| Anzeigenabteilung in Hamburg und Bremen gekündigt wurden, schlagen die | |
| Wogen im Haus hoch. Zunächst entlud sich die Empörung vieler | |
| Mitarbeiter:innen per Mail im sogenannten Tagesthema, am Montag dann | |
| auch auf der Straße vor dem Redaktionsgebäude in der Friedrichstraße. | |
| In Solidarität mit den drei Gekündigten hatte Verdi zu einer Kundgebung | |
| aufgerufen, mit Protestschildern und Megafon. [1][Jörg Reichel], | |
| Landesgeschäftsführer der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union | |
| (DJU), sprach vom „Selbstverständnis der taz“, dass Probleme gemeinsam | |
| gelöst werden. Dieser Konsens von „Solidarität und Fairness“ sei mit dem | |
| Schritt der Geschäftsführung „aufgekündigt“ worden. Dabei galt das | |
| Versprechen: Im [2][Transformationsprozess der taz] hin zu einem | |
| überwiegend digitalen Produkt wird niemand zurückgelassen, keine:r müsse | |
| sich vor dem Verlust des Arbeitsplatzes fürchten. | |
| Für die drei Anzeigenverkäufer:innen im Norden, 57 bis 60 Jahre alt, | |
| gilt das nicht mehr. Ihre Abteilung wird aufgelöst, so haben es | |
| Geschäftsführung und Vorstand entschieden. Dass sich die Anzeigenakquise im | |
| Norden nicht mehr lohnt, ist allerdings auch eine Folge des | |
| Zusammenstreichens der Lokalseiten im Zuge des Umbaus zum gemeinsamen | |
| Wochenendbuch [3][Stadtland] der taz Berlin und taz Nord. | |
| Die drei nun Gekündigten hätten in die Anzeigenabteilung nach Berlin | |
| wechseln können – so das vergiftete Angebot an drei Menschen, die kurz vor | |
| Renteneintritt ihren Lebensmittelpunkt nicht mehr verlegen wollen, schon | |
| gar nicht in eine Stadt mit Neuvermietungsmieten, die von taz-Niedriglöhnen | |
| kaum zu stemmen sind. Eine Weiterbeschäftigung aus dem Homeoffice heraus | |
| wurde, auch von der Anzeigenressortleitung, abgelehnt. | |
| Dass die Geschäftsführung, bestehend aus Aline Lüllmann und Andreas | |
| Marggraf, in ihrem Rechtfertigungsschreiben ebenjenen Punkt stark machte – | |
| die vermeintliche Erfordernis eines gemeinsamen Arbeitsortes für den | |
| kreativen Prozess –, erntet Unverständnis. Seit zwei Jahren arbeitet die | |
| taz überwiegend im Homeoffice; auch die Wochenendausgabe Stadtland wird | |
| nicht an einem Ort hergestellt. Für Jörg Reichel gab es nur einen Kommentar | |
| zu dieser Argumentation: „Das ist frech gelogen.“ Die Unfähigkeit, auch | |
| digital zusammenzuarbeiten, erinnere an ein „Käseblatt“. | |
| ## Große Beteiligung | |
| Handgezählte 44 tazler:innen bekundeten ihre Solidarität, kaum mehr als 50 | |
| waren an diesem Tag im Haus. Das zeigt: Die taz arbeitet weiterhin zu einem | |
| guten Teil aus dem Homeoffice – und die Ablehnung der Kündigungen ist | |
| nahezu einhellig. Der Vorstand sah sich mittlerweile dazu veranlasst, eine | |
| Mitarbeitendenversammlung am 13. April einzuberufen, natürlich auf Zoom. | |
| Mehr als den Appell, den Schritt rückgängig zu machen, kann diese nicht | |
| beschließen. | |
| Der taz Nord-Betriebsrat hat Widerspruch gegen die Kündigung eingelegt, | |
| auch, damit die drei eine Kündigungsschutzklage einlegen können. Ob die | |
| Kündigung juristisch anfechtbar ist, scheint angesichts der Schließung der | |
| ganzen Abteilung aber fraglich. | |
| Was also bleibt, sind der Widerstand und der politische Druck aus der | |
| Belegschaft. Arbeitskampf hat der taz bislang noch gefehlt. Selten hat sich | |
| die Belegschaft so einhellig, so solidarisch und kampflustig gezeigt. Auf | |
| der Kundgebung wurden vom Berliner Betriebsratschef Solidaritätsbekundungen | |
| und Stellungnahmen der taz-Auslandskorrespondenten und der taz | |
| Nord-Betriebsratschefin verlesen. Der Kampf um unsere gemeinsame Zukunft | |
| hat gerade erst begonnen. | |
| 4 Apr 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Pressefreiheit-bei-Raeumung-der-Liebig-34/!5717328 | |
| [2] /Digitale-Transformation/!169672/ | |
| [3] /Schwerpunkt-Stadtland/!t5806714 | |
| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
| ## TAGS | |
| Verdi | |
| Digitalisierung | |
| Kündigung | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA |