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# taz.de -- Paralympics in Vancouver: Kaffee mit Rührei, bitte
> Die Skikönigin bei den Paralympics von Vancouver ist Verena Bentele.
> Viermal gewann sie überragend Gold. Am Ende der letzten Strecke fuhr sie
> ihrem Guide auf die Latten und flaxte, er sei wohl schon fertig.
Bild: Verena Bentele und ihr Guide Thomas Friedrich.
VANCOUVER/WHISTLER dpa | Verena Bentele hatte nur noch einen Wunsch:
"Ausschlafen, Kaffee mit Rührei und ein gemütliches Frühstück" - nach vier
Goldmedaillen bei den Paralympics von Vancouver sehnte sich der selbst
erklärte Frühstücks-Freak an zwei bevorstehenden Ruhetagen nach Entspannung
und einer Shopping-Einheit mit der Mutter. Vier Starts, vier Triumphe,
Superlative ohne Ende: "Sie ist auf jeden Fall legendär", kommentierte
Athletensprecher Frank Höfle die Leistungen der blinden Top-Sportlerin. Für
Chef de Mission Karl Quade ist es schlicht "unfassbar. Eine unglaubliche
Geschichte".
Verena Bentele wehrte sich gegen die Formulierung von der Legende: "Ich
glaube eher nicht, dass ich eine bin." Aber eines ist die 28-Jährige mit
absoluter Sicherheit: Die Skikönigin im Paralympic Park von Whistler, wo
sie am Donnerstag (Ortszeit) im klassischen Fünf-Kilometer-Langlauf den
Goldrausch fortsetzte. Die Mannschaft des Deutschen
Behindertensportverbandes (DBS) übertraf bereits am viertletzten Tag mit
jetzt neun ersten Plätzen das Ergebnis von Turin 2006. Nur Russland liegt
im Medaillenspiegel (9/12/7) vor dem deutschen Team (9/4/4).
Ob Verena Bentele auch in vier Jahren in Sotschi noch dabei sein wird? Sie
sprach am Abend im Deutschen Haus, wo die vielen Erfolge bei
Kuhglockengeläut lautstark gefeiert wurden, erstmals offen vom nahen Ende
ihrer großartigen Karriere: "Die Wahrscheinlichkeit ist da, dass ich
aufhöre." Ihr Begleitläufer Thomas Friedrich macht auf jeden Fall Schluss.
Noch einmal mit einem neuen anzufangen und sich wieder die notwendige
totale Symbiose mit dem "Guide" zu erarbeiten - mit diesem Gedanken kann
sie sich (noch) nicht anfreunden.
Gerd Schönfelder, der "Stier von Kulmain", hat sich längst entschieden,
dass er nach Vancouver abtritt. Doch das tut er mit Hochgenuss: Bei
Kaiserwetter raste er zum Sieg in der Alpin-Abfahrt - sein 14. Gold. Der
armamputierte Bayer ist bereits vor seinen letzten beiden Starts mit 20 Mal
Edelmetall gemeinsam mit dem Nordischen Frank Höfle erfolgreichster
Deutscher in der Historie der Spiele.
Skischlitten-Fahrerin Andrea Eskau holte über fünf Kilometer "supergeiles
Silber". Abfahrts-Dritte wurden Andrea Rothfuß (Mitteltal) und der
Kemptener Gerd Gradwohl. Ein Sturz mit dem Monoski verhinderte vorläufig
den dritten Gold-Coup des Surbergers Martin Braxenthaler. Auch im
Rollstuhl-Curling ging einiges schief: Nach dem 2:9 gegen Südkorea und dem
3:10 gegen Schweden verpasste der WM-Dritte mit Skip Jens Jäger das
angestrebte Halbfinale klar.
Verena Bentele hatte da ihre Lockerheit längst wiedergefunden. Kurz vor dem
Ziel des Fünf-Kilometer-Rennens fuhr sie ihrem Vordermann Friedrich auf die
Latten und flachste: "Der Guide ist langsam fertig." Dass sie jetzt etwa
2,5 Kilogramm an goldenen Plaketten mit nach Hause nimmt, macht sie nicht
nervös: "Das Übergepäck zahlt ja der Verband." Benteles bisherige
paralympische Bilanz: elfmal Gold, zweimal Silber, zweimal Bronze. Der
Isnyer Höfle wurde Siebter im 10-Kilometer-Klassiker und wird seine
Karriere beschließen: "Ich hätte mir ein anderes Ende gewünscht."
In Whistler Creekside wurden die Zuschauer an der "Franz's-Run"-Piste an
die dramatischen Stürze bei Olympia erinnert. Doch alles ging glimpflich
ab, es gab keine schlimmen Verletzungen und keine Brüche. Auch nicht bei
dem gestürzten Braxenthaler, der zum dritten Mal volles Risiko ging: "Ich
bin eine enge Linie gefahren. Dann habe ich einen Schlag bekommen, es hat
mich ausgedreht, und ich bin gestürzt."
19 Mar 2010
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