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# taz.de -- POLIZEIPRÄSIDENT: Udo von Arabien
> Die Chancen von Udo Hansen schwinden - zu dubios scheint seine Vita:
> Nato-Stacheldraht gegen Flüchtlinge, Burn-out, Ausbilder für Grenztruppen
> bei den Saudis.
Bild: Großfahndung nach einem neuen Präsidenten: Die Berliner Polizei
Das Tauziehen um die Neubesetzung des Polizeipräsidentenpostens lässt die
Chancen des 58-jährigen Udo Hansen sinken. Der Vorruheständler und frühere
Bundesgrenzschützer war bis dato der von Innensenator Ehrhart Körting (SPD)
favorisierte Kandidat für die Nachfolge des zum Monatsende scheidenden
Dieter Glietsch. Nachdem der im Bewerbungsverfahren unterlegene
Polizeiführer Klaus Keese mit einem Eilantrag gegen seine Ablehnung geklagt
hat, kann die Stelle bis zu einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts
nicht besetzt werden. Das kann Wochen dauern. Die Zeit arbeitet gegen
Hansen, denn immer verworrener und dubioser sind die Geschichten, die über
sein Vorleben nach außen dringen. Dabei geht es insbesondere um seine
Tätigkeit bei dem europäischen Rüstungskonzern EADS in Saudi-Arabien.
Im April 2011 hatte das ARD-Nachrichtenmagazin "Fakt" enthüllt, dass das
Bundesinnenministerium seit Jahren deutsche Bundespolizisten ohne
Rechtsgrundlage nach Saudi-Arabien schickt, um saudische Grenzpolizisten
auszubilden. Der Hintergrund der Polizeimission, die bis heute andauert,
ist ein Milliardendeal von EADS, an dem auch deutsche Firmen beteiligt
sind. Die Nachricht führte im Bundestag zu einem Eklat. Der grüne
Bundestagsabgeordnete und Innenexperte Wolfgang Wieland führte am Dienstag
auf Nachfrage der taz aus, warum er das Projekt für anrüchig hält: "EADS
baut da unten eine Art Berliner Mauer rund um Saudi-Arabien - für eine der
schlimmsten rückständigen Diktaturen also." Auftragsbedingung sei gewesen,
dass die deutsche Bundespolizei die saudische Grenzpolizei ausbildet. Das
Geschäft wurde 2009 mithilfe des damaligen CDU-Innenministers Wolfgang
Schäuble abgeschlossen. "Die deutsche Polizei hat sich zum Handlanger für
Exportinteressen gemacht", sagte Wieland. Ihm zufolge hat Udo Hansen für
EADS gearbeitet und das Ausbildungsprojekt seinerzeit mit intiiert.
Nach Informationen der taz war der frühere Leiter des Grenzschutzpräsidiums
Ost 2008 vom Innenministerium wegen Dienstuntauglichkeit in den
einstweiligen Ruhestand versetzt worden. In den Medien wird kolportiert,
Hansen sei seinerzeit wegen Burn-outs ausgeschieden. Andere nennen
Atemwegsprobleme als Grund. "Wenn er wirklich Burn-out hatte, wieso war er
dann fit genug, in die Wüstensonne zu gehen?", fragt sich Wieland.
In politischen Kreisen wird noch eine andere Erklärung für die
Dienstuntauglichkeit gehandelt: Nach der Neuorganisation der Bundespolizei
sei SPD-Mitglied Hansen 2008 die Karrieretreppe hinuntergefallen. An ihm
vorbei wurde ein CDU-Mitglied zum Vizechef des Bundespolizeipräsidiums
befördert.
Obwohl eigentlich dienstuntauglich, habe das Bundesinnenministerium mit
Hansen einen Beratervertrag abgeschlossen, um etwaige Gehaltseinbußen wegen
der Nichtbeförderung zu kompensieren, verlautet aus Kreisen der
Bundespolizei. Ein Deal sozusagen. Offiziell bestätigt wird das nicht. Fakt
ist, dass Hansen nicht lange in Saudi-Arabien blieb. Laut Medienberichten
habe er in der Öffentlichkeit Alkohol getrunken. Bis heute soll ein
Einreiseverbot gegen ihn vorliegen.
Hansen wohlgesonnene Kreise sagen, er habe sich mit den Saudis inhaltlich
in Sicherheitsfragen überworfen. Er sei nicht so ein Hardliner, wie
vielfach behauptet werde. Dagegen spricht seine Amtsführung. Als Hansen
Chef des Bundesgrenzschutzes auf dem Rhein-Main-Flughafen war, hatte er
dafür gesorgt, dass die Flüchtlingsunterkunft im Transitbereich mit
Nato-Stacheldraht, Überwachungskameras und Bewegungsmeldern zu einer
Hochsicherheitsanlage ausgebaut wurde. Das war 1998. Er hatte das
angeordnet, um eine Fluchtserie von Asylsuchenden zu beenden.
25 May 2011
## AUTOREN
Plutonia Plarre
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