# taz.de -- Neuer Wohnraum: Es muss nicht immer Neubau sein | |
> Grüne sehen Potenzial für 80.000 neue Wohnungen durch Umbau des Bestands. | |
Bild: Unter den Dächern ist noch Potenzial. | |
Viel zu eindimensional denke der Senat, wenn es um neue Wohnungen geht. | |
Meint jedenfalls Antje Kapek, die grüne Fraktionschefin im | |
Abgeordnetenhaus. Zu sehr setze Stadtentwicklungssenator Michael Müller | |
(SPD) auf Neubau auf der grünen Wiese – und ignoriere dabei, dass es | |
daneben noch ganz andere Möglichkeiten gebe. In dieser Haltung sehen sich | |
die Grünen jetzt durch eine Studie bestätigt: Derzufolge gibt es Potenzial | |
für fast 80.000 Wohnungen durch Dachgeschossausbau, Aufstocken oder andere | |
Nutzung von Gebäuden. | |
In der inneren Stadt können nach Untersuchungen von Fraktion und open | |
Berlin e. V. 32.000 Wohnungen allein dadurch entstehen, in der äußeren | |
weitere 55.000. Ganz konkret wird die Studie für Neukölln. „In den | |
Plenarsitzungen haben uns Kollegen aus der rot-schwarzen Koalition immer | |
vorgehalten, wir würden nur verhindern wollen und nicht sagen, wo wir neue | |
Wohnungen bauen würden – heute haben wir die Antwort“, sagte Kapek. „Die | |
Studie macht deutlich, dass eine Bebauung von Grün- und Freiflächen zu | |
verhindern ist.“ | |
Kapek und Grünen-Baupolitiker Andreas Otto räumten allerdings ein, dass es | |
sich bislang um ein theoretisches Potenzial handelt. Offen bleibt, wie | |
viele Eigentümer sich tatsächlich bewegen lassen, ihre Häuser bis zur | |
zulässigen Maximalhöhe aufzustocken oder Dachgeschosse auszubauen, welche | |
Supermärkte wirklich Interesse haben, dass über der Verkaufsfläche auf | |
mehreren Etagen Wohnungen entstehen. „Wir haben jetzt erstmal analysiert, | |
was grundsätzlich möglich wäre“, sagte Kapek. | |
Otto setzt unter anderem darauf, dass die steigende Nachfrage Eigentümer | |
über Aufstocken oder Umbau nachdenken lässt. Andere könne man mit | |
Zuschüssen aus dem Wohnungsbauprogramm oder niedrigeren Zinsen dazu | |
bringen. Erst als letzten Weg mochte sich Otto rechtliche Maßnahmen über | |
Bauvorschriften vorstellen. | |
Laut Kapek gibt es auch Bezirke, die Dachgeschossausbau nicht fördern und | |
zurückhaltend mit Genehmigungen umgehen. Das ist für sie der falsche | |
Ansatz: Überall dort, wo es den Wunsch danach gibt, sollte man dem auch | |
nachkommen. Für Otto widerspricht es auch nicht dem Ziel, preisgünstigen | |
Wohnraum zu schaffen, dass Dachgeschosswohnungen eher selten billig sind. | |
Seine Argumentation: Jemand, der mehr Geld in der Tasche habe und dort | |
einziehe, verdränge nicht andere aus günstigeren Wohnungen. | |
9 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
## TAGS | |
Aldi | |
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