# taz.de -- Nach dem Umsturz in Syrien: Schlechte Stimmung zwischen Teheran und… | |
> Die neuen Machthaber in Syrien sollten sich nicht zu früh über ihren Sieg | |
> freuen, sagt der iranische Außenminister Abbas Araghtschi. Sein syrischer | |
> Amtskollege wiederum warnt Iran davor, „Chaos zu verbreiten“. | |
Bild: Erstes Weihnachten nach dem Assad-Sturz: Menschen versammeln sich am Heil… | |
Teheran/damaskus dpa/afp | Nach Einschätzung des Irans könnte es auch nach | |
dem Machtwechsel in Syrien zu weiteren politischen Entwicklungen und | |
Veränderungen kommen. „Es ist noch zu früh, um über die Zukunft Syriens zu | |
urteilen, denn viele Faktoren können die politische Lage dort noch | |
erheblich beeinflussen“, sagte Außenminister Abbas Araghtschi, ohne dabei | |
ins Detail zu gehen. | |
Dies gelte für alle Seiten, und deshalb sollten sich auch diejenigen, „die | |
sich derzeit als sichere Sieger fühlen“, nicht zu früh freuen, erklärte der | |
iranische Chefdiplomat laut der Nachrichtenagentur Isna. | |
Der [1][Außenminister der syrischen Übergangsregierung, Asaad Hassan | |
al-Schaibani], hat den Iran zuvor davor gewarnt, „Chaos in Syrien zu | |
verbreiten“. Teheran müsse „den Willen des syrischen Volkes und die | |
Souveränität und Sicherheit des Landes respektieren“, schrieb er auf der | |
Plattform X. Man sehe den Iran als verantwortlich für „die Konsequenzen der | |
jüngsten Stellungnahmen“, schrieb der Außenminister der Übergangsregierung | |
in Syrien unter Führung der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) | |
zudem. | |
Al-Schaibani bezog sich dabei offensichtlich auf Äußerungen von Irans | |
Staatsoberhaupt, Ajatollah Ali Chamenei. Dieser hatte gesagt, er rechne | |
nach dem Machtwechsel in Syrien mit einem erneuten Widerstandskampf von | |
Syrern gegen die neuen Strukturen im Land. Vor allem die syrische Jugend | |
werde erneut Widerstand gegen diejenigen leisten, die ihr Land und ihre | |
Zukunft wiederholt unsicher gemacht hätten. | |
Der Sturz des langjährigen syrischen Machthabers Baschar al-Assad war ein | |
schwerer Schlag für den Iran, der seine gesamte Nahostpolitik dadurch | |
geschwächt sieht. Assad galt als strategisch wichtiger Verbündeter Irans | |
[2][in der selbsternannten „Achse des Widerstands“] gegen den Erzfeind | |
Israel. Zudem diente Syrien als Korridor für iranische Waffenlieferungen an | |
die Hisbollah-Miliz im Libanon. Deshalb unterstützte das Land Assad | |
großzügig, sowohl finanziell als auch militärisch, und brandmarkte das | |
Bündnis HTS als terroristisch. | |
Zwar behauptet Teheran, inzwischen diplomatische Kontakte zu den neuen | |
Machthabern in Syrien zu unterhalten, doch die Erlaubnis zur | |
Wiedereröffnung der Botschaft in Damaskus steht weiterhin aus. Zudem hat | |
das syrische Bündnis Haiat Tahrir al-Sham (HTS) iranischen | |
Fluggesellschaften verboten, Damaskus anzufliegen. | |
## Syrische Christen begehen erstes Weihnachten nach Assad-Sturz | |
Derweil haben Christen in Syrien, begleitet von strengen | |
Sicherheitsmaßnahmen, erstmals seit dem Sturz von Assad Weihnachten | |
gefeiert. Mit der HTS verbundene Sicherheitskräfte seien außerhalb von | |
Kirchen und in Vierteln mit christlicher Mehrheit in Damaskus positioniert | |
worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. An | |
vielen Orten vom Süden bis Norden Syriens hätten Kirchen für | |
Weihnachtsfeiern ihre Tore geöffnet. | |
„Heute sind viele Sicherheitskräfte zum Schutz von Kirchen im Einsatz, weil | |
Sabotage befürchtet wird, aber die Dinge sind normal“, sagte Nicola Jazgi, | |
die an einer Weihnachtsmesse im Osten von Damaskus teilnahm. In diesem Jahr | |
gebe es doppelten Grund zum Feiern, sagte Jazgi. „Weihnachten und der Sieg | |
der Revolution und der Sturz des Tyrannen. Wir hoffen, dass heute der Tag | |
der Erlösung von der Ära der Ungerechtigkeiten der Assad-Familie ist.“ | |
Nach Assads Sturz herrschte unter Minderheiten im Land zunächst | |
Unsicherheit, auch Christen hatten Sorge vor Repressalien. Am Montagabend | |
hatten Unbekannte in Al-Sukailabija in der Provinz Hama den Weihnachtsbaum | |
in Brand gesetzt. Eine Person wurde festgenommen. Hunderte von Menschen, | |
Christen und Muslime, demonstrierten am Montagabend in der Hauptstadt | |
Damaskus und anderen Städten gegen die Tat. | |
## 1 Million Captagon-Pillen vernichtet | |
Die neuen Machthaber in Syrien haben am Mittwoch außerdem große Mengen an | |
Drogen verbrannt, darunter [3][etwa eine Million Captagon-Pillen]. Ein | |
Videojournalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, wie in der | |
Hauptstadt Damaskus im Hof eines Gebäudes des früheren syrischen | |
Sicherheitsapparats Feuer an die Drogen gelegt wurde. „Wir haben eine große | |
Menge Captagon gefunden, etwa eine Million Pillen“, sagt ein Vertreter der | |
neuen Machthaber. | |
Bei dem Drogenfund handelte es sich um ein Lager mit Cannabis, dem | |
Schmerzmittel Tramadol und etwa 50 Tüten mit rosafarbenen Captagon-Pillen, | |
wie der AFP-Journalist feststellte. | |
Der Handel mit Captagon hatte Syrien unter dem gestürzten langjährigen | |
Machthaber Baschar al-Assad zum größten Drogenstaat der Welt gemacht. | |
Captagon war das mit Abstand wichtigste Exportgut Syriens und stellte alle | |
legalen Ausfuhren in den Schatten, wie Recherchen von AFP auf der Grundlage | |
offizieller Daten 2022 ergeben hatten. | |
Im Nahen Osten ist Saudi-Arabien der größte Markt. Dort ist Captagon die | |
Partydroge der reichen Elite und weit weniger tabu als Alkohol. Aber auch | |
einfache Arbeiter putschen sich damit auf, um dem höllischen Arbeitstempo | |
standhalten zu können. Ursprünglich wurde Captagon als Medikament gegen | |
Narkolepsie und Aufmerksamkeitsstörungen verwendet. | |
25 Dec 2024 | |
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