# taz.de -- Machtkampf bei Hertha BSC: Die Alte Dame braucht Ruhe | |
> An Problemen mangelt es dem Fußballbundesligisten nicht. Ein neuer | |
> Präsident soll sie nun lösen. Am Sonntag wird gewählt. | |
Bild: Einen neuen Cheftrainer hat Hertha schon mit Sandro Schwarz, hier neben F… | |
Berlin dpa | Die Alte Dame sehnt sich nach Ruhe. Nach turbulenten Jahren | |
wählt Hertha BSC am Sonntag bei einer außerordentlichen | |
Mitgliederversammlung im City Cube der Berliner Messe einen neuen | |
Präsidenten zum Nachfolger des nach 14 Jahren im Amt zurückgetretenen | |
Werner Gegenbauer. Die Kernaufgaben des neuen Chefs: Den Club einen und | |
Aufbruchstimmung erzeugen. | |
Es dürfte auf einen Zweikampf zwischen CDU-Politiker und Unternehmer Frank | |
Steffel (56 Jahre) und dem ehemaligen Ultra und heutigen Eventmanager Kay | |
Bernstein (41) hinauslaufen – mit leichten Vorteilen für Steffel. Dem | |
weitgehend unbekannten Marvin Brumme (37) werden kaum Chancen eingeräumt. | |
Abstiegskampf, Streit innerhalb des Vereins und mit Millionen-Investor Lars | |
Windhorst, finanzielle Misere, Entfremdung zwischen Fans und Club: [1][An | |
Problemen mangelt es bei den Berlinern nicht.] Es wird für alle Beteiligten | |
eine Mammutaufgabe, einen Aufbruch in bessere Zeiten hinzubekommen. | |
Immerhin: Der neue Trainer Sandro Schwarz gilt als jemand, der Mannschaften | |
zu einer Einheit machen und zusammenhalten kann. Dazu verspricht er, | |
aktiveren und leidenschaftlicheren Fußball spielen zu lassen. Ob | |
Geschäftsführer Fredi Bobic die finanziellen Mittel haben wird, um den | |
Kader dafür zu verstärken, ist schon deutlich fraglicher. Der Club müsse | |
wieder „mehr einnehmen als ausgeben“, sagte Bobic kürzlich. | |
## Mehr Zusammenhalt ist nötig | |
Dass sich all die Probleme nicht von heute auf morgen lösen lassen werden, | |
wissen auch Steffel und Bernstein – und kommen bei den großen Linien zu | |
ähnlichen Diagnosen. Mehr Zusammenhalt muss im Verein her, die | |
Kommunikation nach innen und außen besser, das Umfeld versöhnt und die | |
starke Jugendarbeit besser genutzt werden. „Verzeihen, vertrauen und das | |
Umfeld mitnehmen“, sagte Bernstein dem Kicker. | |
„Lasst uns den Streit der Vergangenheit, viele Wunden und persönliche | |
Verletzungen vergessen. Lasst uns nach vorne schauen, es ist genug Arbeit | |
für alle da“, sagte Steffel. Auch für einen besseren Dialog und einen | |
Burgfrieden mit Windhorst sprechen sich beide aus. | |
So ähnlich diese Aussagen klingen, so schnell hören auch die | |
Gemeinsamkeiten zwischen beiden auf. Für Steffel sprechen seine langjährige | |
Erfahrung als Präsident von Handball-Bundesligist Füchse Berlin und seine | |
Vernetzung in Politik und Wirtschaft. Er ist der Wunsch-Präsident des | |
Hertha-Aufsichtsrats. | |
Der 56-Jährige gibt sich als überparteilicher Kandidat: „Ich trete | |
unverändert gegen gar niemanden an, sondern für einen gemeinsamen Aufbruch | |
bei Hertha BSC“, sagte der Unternehmer der Deutschen Presse-Agentur. Die | |
Kehrseite davon ist, dass Steffel zwar frei von alten Hertha-Seilschaften | |
ist, aber trotzdem zum West-Berliner Establishment gerechnet werden kann. | |
Zudem sind Druck und Ansprüche beim Führen eines Fußball-Bundesligisten | |
noch einmal ganz andere als beim Handball. | |
## Ein Ex-Ultra und Vorsänger als Kandidat | |
Eventmanager Bernstein (41) kommt dagegen von der Basis. Er war Ultra und | |
Vorsänger, kennt die aktive Fan-Szene gut und ist inzwischen im Stadion auf | |
der Haupttribüne angekommen. Er will eine inhaltliche Neuausrichtung, die | |
für Bundesliga-Clubs revolutionär und einmalig wäre. Diese Inhalte kamen | |
Bernstein im Wahlkampf zu kurz. „Die Mitglieder werden entscheiden, ob sie | |
Handel oder Wandel wollen“, sagt er. Dafür stellt er sich immer wieder im | |
Austausch mit der Basis. Zu einem von ihm und der Initiative „Wir | |
Herthaner“ initiierten Workshop zur Zukunft der Hertha kam auch Steffel. | |
Die Erfahrung und die Verbindungen von Steffel gehen Bernstein dagegen ab. | |
Und auch wenn er aus der Fan-Szene kommt: Ob das durchschnittliche Mitglied | |
einen Ex-Ultra zum Präsidenten machen will, ist fraglich. | |
In Hinterzimmergesprächen versuchte Steffel schon vor der Wahl, alle | |
Kandidaten hinter sich zu einen; beim langjährige Präsidiumsmitglied Ingmar | |
Pering gelang es, bei Bernstein nicht. Ob eine Zusammenarbeit nach der Wahl | |
möglich ist, wird sich zeigen. Basisdemokratisch wird es auf jeden Fall: | |
Die Mitglieder können entscheiden, welchen Weg die Hertha gehen soll. | |
24 Jun 2022 | |
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