# taz.de -- Literaturhaus Berlin: Durchgelüftet und ausgeklopft | |
> Die Chefinnen des neuen Literaturhauses ziehen eine erfreute Bilanz 2018. | |
> Nur aus dem Osten der Stadt kommen immer noch zu wenige in die | |
> Fasanenstraße. | |
Bild: Gute Bücher in edlem Ambiente: ein Blick ins Literaturhaus Berlin | |
Als die Chefinnen des [1][Literaturhauses in der Fasanenstraße] den Raum | |
betreten, um der Presse ihre Zwischenbilanz zu präsentieren, da müssten sie | |
gar nichts mehr vom Stolz erzählen. Es steht auch so in ihre Gesichter | |
geschrieben, dass sie ausgesprochen glücklich darüber sind, was sie im Jahr | |
2018, dem ersten Jahr seit ihrem Amtsantritt, mit dem Literaturhaus | |
erreicht haben. „Wir haben alles gehalten, was wir versprochen haben“, sagt | |
Janika Gelinek. „Wir haben das Haus geöffnet“, fügt Sonja Longolius an. | |
Tatsächlich haben es die beiden Frauen – damals noch recht unbeschriebene | |
Blätter im Literaturbetrieb – geschafft, eine Westberliner Institution aufs | |
Ordentlichste durchzulüften und auszuklopfen: einen Ort, der lange Jahre | |
treue Fans, aber in letzter Zeit auch reichlich Patina angesetzt hatte. | |
Um dies zu schaffen, haben sich Gelinek und Longolius 2018 einige | |
Veranstaltungsformate ausgedacht, deren Schwung auch im Jahr 2019 fort | |
wirken wird. Da war zum einen die experimentelle Bühne namens Freudenhaus, | |
die sich tatsächlich zu einer Art Proberaum für neue Literaturformate | |
entwickelte. In dieser Reihe stellten beispielsweise Autoren ihre erste | |
Platte vor – unter anderem schaffte es der Schriftsteller Jan Brandt, einen | |
ganzen Abend lang seine tiefe Liebe zur norwegischen Popgruppe a-ha zu | |
erklären. In der Reihe „My favourite kitab“ waren und sind arabische | |
Autoren zu Gast – inklusive deutscher Simultanübersetzung. | |
Außerdem gibt es neuerdings ein Programm für Kinder und Jugendliche, die | |
bislang ebenfalls eher wenig Grund hatten, sich ins Literaturhaus zu | |
verirren. Immer wieder waren beispielsweise prominente | |
KinderbuchautorInnen wie Kirsten Boie zu Gast. 2019 wird es unter anderem | |
eine spannende Kooperation mit der Jungen Deutschen Oper geben, bei der es | |
gleichzeitig um Fontane, ums Slammen und Komponieren gehen wird. | |
## Zwei Drittel neue Gäste | |
„Zwei Drittel derer, die 2018 ins Literaturhaus kamen, waren vorher noch | |
nie hier“, sagt irgendwann Sonja Longolius – es ist also nachweislich | |
gelungen, die ganze Stadt mit ihrem diversen Publikum zu locken, ohne damit | |
die Stammgäste zu vergraulen. | |
Nur an einer Klientel müssen die beiden, wie sie einräumen, noch arbeiten: | |
Für viele aus dem ehemaligen Ostteil der Stadt sei der Weg offenbar nach | |
wie vor weit in die Fasanenstraße. Es mag aber auch daran liegen, dass | |
dieser Ort mit seinem pittoresken Garten und Café noch immer wirkt wie | |
altes Westberlin. Man darf also besonders auf den 18. März gespannt sein, | |
wenn es im Literaturhaus um den 90. Geburtstag von Christa Wolf gehen wird. | |
10 Jan 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.literaturhaus-berlin.de/ | |
## AUTOREN | |
Susanne Messmer | |
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