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# taz.de -- Langstreckenläufer Mo Farah: Millionen für das „M“
> Doppelolympiasieger Mo Farah ist eine gefragte Werbe-Ikone. Dass sich ein
> Langstreckenläufer so gut vermarkten lässt, ist neu.
Bild: In Großbritannien omnipräsent: Mo Farah.
Kaum ein Tag, an dem nicht ein neuer Deal verkündet wird. Jüngste Meldung:
Mo Farah wird am 24 Januar beim Halbmarathon in New Orleans laufen. Dem
britischen Langstreckenläufer scheint es ganz gut zu gehen. Die Zwei muss
seine Glückszahl sein. Bei den Olympischen Spielen in London hat er zwei
Goldmedaillen gewonnen – über 5.000 und 10.000 Meter. Kurz darauf wurde er
Vater von Zwillingen.
Und dann ist da noch eine Zwei: Nach Angaben von Nigel Currie von der Firma
brandRapport, einer Unternehmensberatung im Sportmarketingbereich, hat Mo
Farah seit den Spielen Werbeverträge in Höhe von ungefähr zwei Millionen
Pfund (2,3 Millionen Euro) abgeschlossen.
Mo Farah wird von Pace Management betreut, einer der Hauptadressen in
Sachen Sport-und -Sportmarketingmanagement. Auch der
100-Meter-Weltrekordler Usain Bolt lässt sich dort managen. Kein Wunder,
dass beide ihre eigenen Markenposen entwickelt haben. Bei Mo Farah ist es
ein mit den Armen kreiertes M, bei Usain Bolt die Pfeil-und-Bogen-Pose.
Beide zeigen ihre Posen für diverse Werbepartner.
In Großbritannien ist Farah derzeit beinahe omnipräsent. Er ist das Gesicht
des Medien- und Telekommunikationskonzerns Virgin Media. Farahs Präsenz ist
größer als die anderer Briten, die bei den Spielen erfolgreich waren. Der
britische Superradler Bradley Wiggins stand im November des vergangenen
Jahres nur kurz einmal im Rampenlicht der Medienöffentlichkeit, nachdem er
einen Zusammenstoß mit einer Autofahrerin hatte.
Virgin ist dementsprechend zufrieden mit der Wirkung Farahs.
Unternehmensprecherin Emma Hutchinson ist sich sicher, dass Farah genau der
Richtige ist, wenn es darum geht, schnell Internetverbindungen zu bewerben.
Sportmarktexperte Nigel Currie stellt fest, dass Langstreckenläufer
mittlerweile äußerst gut zu vermarkten sind: „Sie können bei vielen
Halbmarathons mitten in den Herzen der Weltstädte mitlaufen und für ihre
Sponsoren dort Werbung machen, ein großer Vorteil gegenüber vielen anderen
Sportarten, die stadiongebunden sind.“
## Auch als Mensch sympathisch
Dieter Baumann, der in Barcelona für Deutschland Gold über 5.000 Meter
gewonnen hat, weist darauf hin, dass die Stars hohe Gagen für diese Rennen
erhalten. Baumann hält die heutigen Summen für legitim. Er sagt aber auch:
„Früher bekam man als Achter noch 500 Dollar, heute heißt es eher: The
winner takes it all!“ Zu seiner Zeit lief das Geschäft noch anders. Auch er
hatte schon einen Manager, Jos Hermens, ein ehemaliger Läufer, und später
Manager von Haile Gebrselassie.
Der sei mehr für die Buchung und Planung von Rennen zuständig gewesen als
für Werbeverträge. Von denen hatte Baumann zunächst erst einmal nichts.
„Wir hatten Sperrkontos“, erinnert sich Baumann. „Sportler durften nur in
Ausnahmefällen während der Karriere von den Einnahmen profitieren.“
Dem Briten gönnt Baumann den finanziellen Erfolg. Er ist ihm nicht nur als
Spitzenathlet, sondern auch als Mensch sympathisch: „Er ist in Somalia
geboren und wird nicht umhinkommen, die Gemeinschaft, aus der er stammt,
mit seinen neuen Ressourcen zu unterstützen.“
Die Sponsoren könnten ihn dabei unterstützen. Auch das sei früher anders
gewesen. „Zu meiner Zeit gab es oft Diskriminierung durch Sponsoren. Ein
schlechterer, europäischer, weißer Athlet mit vertrautem Namen und gutem
Englisch oder Deutsch wurde oft einem leistungsmäßig besseren afrikanischen
Athleten vorgezogen.“ Tatsächlich hat Farah schon eine von seinen Sponsoren
mitfinanzierte Stiftung ins Leben gerufen, die sich der Entwicklungshilfe
in Ostafrika widmet.
## Der „Mobot“
Eine wohltätige Komponente hat auch der „Mobot“, ein absurder Tanz, der
Farahs M-Pose mit Kniebeugen kombiniert und mit dem die Marketingstrategen
des 29-Jährigen an die Macht viraler YouTube-Phänomene wie dem
Gangnam-Style anzuknüpfen versuchen. Virgin spendet für jedes nachgeahmte
Mobot-Video, das auf YouTube hochgeladen wird, 2 Pfund an die
Mo-Farah-Stiftung.
Außerhalb Großbritanniens ist ein Mobot-Fieber bisher indes nicht
ausgebrochen. An die Beträge, die Usain Bolt kassiert – das
US-amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes schätzt Bolts Einnahmen 2012 auf
20 Millionen US Dollar – kommt Farah lange nicht heran, auch wenn seine
Einnahmen weit über dem liegen, was Sportler wie Dieter Baumann vor 20
Jahren erwarten konnten.
Auch hat Farah trotz all seiner Erfolge noch kein Gesicht, das man überall
auf der Welt erkennen würde. Sonst wäre er wohl bei der Einreise in die USA
Ende Dezember nicht für einen Terrorverdächtigen gehalten und verhört
worden. Auch hat Queen Elizabeth Farah – im Gegensatz zu Bradley Wiggins –
nicht zum Ritter geschlagen, sondern ihm nur den Verdienstorden „Commander
of the British Empire (CBE)“ angehängt. Wahrscheinlich tanzt man im
Buckingham Palace den Mobot nicht.
29 Jan 2013
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn
Daniel Zylbersztajn
## TAGS
Schwerpunkt Sport trotz Corona
Marketing
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Somalia
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