# taz.de -- Krieg in Äthiopien: Feuer frei auf Tigrays Hauptstadt | |
> Ein Ultimatum der Regierung Abiy ist abgelaufen, nun macht der | |
> Ministerpräsident Ernst: Er weist sein Militär an, in Mekelle | |
> einzumarschieren. | |
Bild: Tigrayer und Tigrayerinnen protestieren in Südafrika | |
NAIROBI/BERLIN ap/taz | Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed hat | |
das Militär angewiesen, in die Hauptstadt der Konfliktregion Tigray | |
einzumarschieren. Die 500.000 Einwohner der Stadt Mekelle rief er am | |
Donnerstagfrüh in einer Mitteilung seines Büros auf, im Innern von Gebäuden | |
zu bleiben und sich von „militärischen Zielen“ fernzuhalten. „Wir werden | |
die Zivilbevölkerung mit größter Sorgfalt schützen.“ | |
In den vergangenen Tagen hatte seine Regierung den Einwohnern von Mekelle | |
gedroht, wenn sie sich nicht von den Anführern der Tigray-Regionalregierung | |
loslösten, werde es „keine Gnade“ geben. Die Tigray-Machthaber hatten | |
daraufhin angekündigt, die Bevölkerung werde sich verteidigen. | |
Am Mittwochabend lief ein [1][72-Stunden-Ultimatum] ab, das Abiy am | |
Sonntagabend der Regierung in Tigray gestellt hatte, um sich zu ergeben. | |
Die Erklärung des Ministerpräsidenten bedeutet, dass nun Panzereinheiten | |
und andere Verbände der äthiopischen Streitkräfte nach [2][Mekelle] | |
vordringen können. Den Rest der Region haben sie bereits zu großen Teilen | |
unter Kontrolle gebracht. Zehntausende Menschen sind davor in den | |
benachbarten Sudan geflüchtet. | |
Es hieß in Abiys Erklärung zudem, Tausende Kämpfer von Milizen in Tigray | |
sowie Spezialeinsatzkräfte hätten innerhalb der 72 Stunden kapituliert. | |
Solche Angaben lassen sich nicht unabhängig bestätigen, da die | |
Kommunikation in Tigray seit dem Ausbruch des Konflikts zwischen Bundes- | |
und Regionalregierung am 4. November unterbrochen ist. | |
Wie die Vereinten Nationen über Nacht in einem neuen Bericht mitteilten, | |
hat die Lebensmittel- und Kraftstoffversorgung in Tigray ein „sehr | |
kritisches“ Niveau erreicht. Sprit und Bargeld seien bald nicht mehr | |
verfügbar, mehr als eine Million Menschen seien aus ihren Wohnregionen | |
vertrieben worden und Nahrungsmittel für fast 100.000 Flüchtlinge aus | |
Eritrea würden in einer Woche aufgebraucht sein, so die UN. | |
Mehr als 600.000 auf monatliche Lebensmittelrationen angewiesene Menschen | |
hätten im November kein Essen erhalten. In Mekelle sei der Verkehr immens | |
blockiert; das Welternährungsprogramm WFP bekomme keinen Zugang zu seinem | |
eigenen Lagerhaus, um von dort Lebensmittel auszufahren. | |
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch mahnte, wer das | |
Ausliefern von Hilfsmitteln vorsätzlich behindere, der verstoße in dem | |
Konflikt gegen das Völkerrecht. Die internationale Gemeinschaft hat die | |
Seiten zur Deeskalation aufgerufen und an beide appelliert, Dialog zu | |
suchen und humanitäre Hilfe zuzulassen. Abiy wies das aber als | |
internationale „Einmischung“ zurück. | |
26 Nov 2020 | |
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