# taz.de -- Korruption in Angola: Familie des obersten Toten immun | |
> Die Kinder des angolanischen Expräsidenten José Eduardo dos Santos | |
> handeln Konzessionen dafür aus, dass sie ihren toten Vater freigeben. | |
Bild: Altes Propaganda-Wandgemälde mit Fidel Castro und José Eduardo dos Sant… | |
LUANDA taz | Angolas verstorbener Expräsident, José Eduardo dos Santos, | |
wird nun doch in seinem Heimatland begraben. Die Regierung hat sich mit den | |
im Ausland lebenden [1][Kindern] des am 8. Juli in Barcelona im Alter von | |
79 Jahren verstorbenen Langzeitherrschers auf einen Kompromiss verständigt, | |
der die Peinlichkeit vermeidet, dass diese Ikone des angolanischen | |
Nationalismus im Ausland beigesetzt wird. | |
Die Vereinbarung sieht vor, dass Dos Santos in Angolas Hauptstadt Luanda | |
beigesetzt wird und nicht in Barcelona. [2][Wochenlang hatte es darüber | |
Streit gegeben]. Denn Dos Santos' Kinder fürchten, dass sie in Angola | |
verhaftet werden. | |
Angolas Justiz wirft der Familie des Expräsidenten vor, sich während dessen | |
38-jähriger Herrschaft bis 2017 massiv bereichert zu haben. [3][Dos Santos' | |
Tochter Isabel] leitete unter ihrem Vater Angolas staatliche Ölgesellschaft | |
Sonangol und stieg zur reichsten Frau Afrikas auf; gegen sie laufen nun | |
Korruptionsverfahren in Angola und Portugal. Ihr Bruder José Filomeno, | |
damals Leiter des souveränen Ölfonds, verbüßt bereits eine fünfjährige | |
Haftstrafe wegen Geldwäsche und Betrugs. | |
Die Kinder wollen nun Zusicherungen, dass die Regierung von Präsident | |
[4][João Lourenço] sie in Ruhe lässt. Sie wollen auch, dass die Beerdigung | |
erst nach Angolas Präsidentschaftswahlen am 24. August stattfindet, damit | |
Lourenço daraus kein Kapital schlagen kann. Auf einer Wahlkampfversammlung | |
in Luanda hatte er gesagt, ein Wahlsieg für die regierende MPLA | |
(Angolanische Volksbefreiungsbewegung) wäre die beste Art, den Toten zu | |
ehren: „Ihm verdanken wir Frieden und Versöhnung.“ | |
Wie es scheint, hat die Familie jetzt Konzessionen ausgehandelt. „Nach dem | |
jetzigen Stand hat die Dos-Santos-Familie die Oberhand“, sagt Kommentator | |
Maico Borba. | |
Schon als José Eduardo dos Santos starb, war das Misstrauen groß. Der | |
79-Jährige befand sich seit einem Herzinfarkt im Juni in kritischem | |
Zustand. Nach seinem Tod gab es Vorwürfe, Angolas Regierung habe die Ärzte | |
gebeten, die Maschinen abzuschalten, die ihn am Leben hielten. Auf Wunsch | |
der Familie wurde eine Autopsie durchgeführt, die einen natürlichen Tod | |
feststellte. | |
28 Jul 2022 | |
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## AUTOREN | |
Pedro Agosto | |
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drängen. |