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# taz.de -- Justiz in Belgien: Dutroux beantragt Entlassung
> Der verurteilte belgische Kindermörder Marc Dutroux beantragt unter
> scharfen Sicherheitsvorkehrungen seine vorzeitige Haftentlassung. Die
> Öffentlichkeit ist empört.
Bild: Der Fall Dutroux beschäftigt Belgien seit den 1990er Jahren. Im Bild: di…
BRÜSSEL dpa | Unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen wird ein Gericht in
Brüssel über einen Antrag auf Haftentlassung des belgischen Kindermörders
Marc Dutroux (56) beraten. Es wird erwartet, dass der zu lebenslanger Haft
verurteilte Mörder selbst im Brüsseler Justizpalast erscheint. Am Montag
Nachmittag soll die Anhörung unter Ausschluss der Öffentlichkeit beginnen.
Dutroux hatte im September einen Antrag auf vorzeitige Freilassung mit
elektronischer Fußfessel gestellt. Nach Gerichtsangaben wird es am Montag
höchstwahrscheinlich keine Entscheidung über den Antrag oder gar über eine
Freilassung Dutrouxs geben. Das Gericht hat zwei Wochen Zeit, sich zu
äußern.
Die „Affäre Dutroux“ hatte in den 1990er Jahren ganz Belgien erschüttert.
Dutroux entführte sechs Mädchen, missbrauchte sie und folterte sie in einem
geheimen Verlies seines Kellers. Dort starben vier von ihnen. 2004 war er
verurteilt worden. Seine damalige Frau und Komplizin Michelle Martin kam im
vergangenen Sommer unter Auflagen frei.
## Chancen gleich Null
Nach Ansicht von Experten sind die Chancen des verurteilten Mörders, in
absehbarer Zukunft wieder auf freien Fuß zu kommen, gleich Null. Selbst
Dutrouxs Anwalt geht nicht davon aus, dass sein Mandant mit seinem Antrag
durchkommt. „Es ist ein symbolischer Schritt“, sagte Anwalt Pierre Deutsch
dem belgischen Radiosender RTBF. Belgiens Justizministerin Annemie
Turtelboom wollte sich im Fernsehsender RTL nicht zu den Chancen äußern:
„Das ist Sache der Unabhängigkeit der Justiz.“
Nach der Anhörung am Montag könnte das Gericht in einem zweiten
Verfahrensschritt dann über die tatsächliche Entlassung befinden. Dies
könnte weitere Wochen dauern.
Am Montag sind bei der Anhörung zwar Angehörige der Opfer zugelassen, viele
haben aber einen Boykott angekündigt. Die Opferfamilien werden
üblicherweise zu den Auflagen bei einer vorzeitigen Haftentlassung
angehört.
Etwa 120 Polizisten sind im Einsatz, um für die Sicherheit zu sorgen. Sie
sollen Dutroux von dem rund 25 Kilometer entfernten Gefängnis in Nivelles
südlich von Brüssel in die belgische Hauptstadt bringen. Nach Angaben der
Polizeigewerkschaft belaufen sich die Kosten für den Einsatz auf rund
50.000 Euro.
Nach belgischem Recht ist es möglich, dass verurteilte Mörder einen Antrag
auf Freilassung stellen, wenn sie ein Drittel der Strafe abgesessen haben.
Im Fall Dutroux entspricht das 16 Jahren, diese wären genau am 30. April
2013 abgelaufen.
4 Feb 2013
## TAGS
Belgien
Justiz
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