# taz.de -- Jüdische Extremisten in Israel: Mit Gewalt und Hetze | |
> Die Polizei nimmt mehrere Mitglieder der zionistischen Gruppe Lehava | |
> fest. Sie steht in der Tradition des radikalen Politikers Meir Kahane. | |
Bild: Drei gefesselte Mitglieder der Gruppe Lehava werden in Jerusalem vor Geri… | |
TEL AVIV taz | Der israelischen Polizei ist ein Schlag gegen die | |
rechtsextreme jüdische Gruppe Lehava gelungen. Am Sonntag wurden vier | |
Mitglieder festgenommen, die im Zusammenhang mit dem Brandanschlag auf eine | |
arabisch-hebräische Schule in Jerusalem stehen sollen. | |
Vergangenen Montag hatten bereits drei Männer gestanden, im November zwei | |
Klassenräume der Schule angezündet und rassistische Parolen an die Wände | |
geschmiert zu haben. | |
Einen Tag nach dem Geständnis nahm die Polizei zehn weitere Mitglieder der | |
Gruppe fest, denen Hetze sowie Aufruf zur Gewalt und Terrorismus | |
vorgeworfen wird. Darunter ist auch der Anführer von Lehava, Bentzi | |
Gopstein. | |
Lehava, hebräisch für Flamme, sieht sich in der Tradition des | |
radikal-zionistischen Politikers Meir Kahane. Seine Kach-Partei wurde 1988 | |
von der Knesset als rassistisch und antidemokratisch verboten. Lehava | |
kämpft gegen Mischehen zwischen jüdischen Frauen und Arabern. | |
## Lehava-Chef Bentzi Gopstein ist gut vernetzt | |
Ihr Anführer Bentzi Gopstein ist ein gut vernetzter, ultra-rechter Aktivist | |
aus der israelischen Siedlung Kiryat Arba in der Westbank nahe Hebron. Er | |
engagiert sich in vielen Initiativen, unter anderem für den Bau von | |
Siedlungen in Hebron und in der Organisation Hemla. Hemla kümmert sich um | |
jüdische Frauen, die sich von Arabern „verführt“ fühlen. | |
„Hemla bezieht im Jahr 1,2 Millionen Schekel vom Staat. Wir gehen davon | |
aus, dass Gopstein dieses Geld auch für Lehava verwendet“, sagt Anat | |
Hoffman. Sie ist Vorsitzende des Israel Religious Action Center (IRAC) und | |
dokumentiert die Aktionen von Lehava. Gopstein behauptet öffentlich, die | |
Palästinenser führten nicht nur militärisch, sondern auch biologisch Krieg | |
gegen Israel, in dem sie jüdische Frauen verführen, um so das Land zu | |
erobern. | |
## Kampagne gegen jüdisch-arabische Paare | |
2011 fiel Lehava zum ersten Mal mit Plakataktionen auf. Sie richteten sich | |
gegen einen Supermarkt, der Araber anstellt. Seitdem verteilen sie Flyer | |
und Sticker, auf denen sie arabische Männer auffordern, sich von jüdischen | |
Frauen fernzuhalten. Auf ihrer Webseite gibt es einen „Shame List“ mit den | |
Namen von jüdischen Frauen, die Nicht-Arabern verheiratet sind. Es gibt | |
eine Hotline, bei der man gemischte Paare melden kann. | |
International bekannt wurde Lehava im August, als sie mit 300 Personen | |
gegen die Hochzeit eines muslimischen Israelis und einer jüdisch geborenen, | |
zum Islam konvertierten Israelin protestierten. „Assimilitation ist | |
Holocaust“, stand auf ihren Protestschildern und „Tochter Israels, Tochter | |
des jüdischen Volkes“. | |
## Seit 2010 gab es etwa 40 Klagen gegen Lehava | |
„Lehavas Aktionen sind eine giftige Mischung aus Rassismus, Chauvinismus | |
und Judaismus - und der Staat hat das bisher ignoriert“, sagt Hoffman. Das | |
IRAC hat seit 2010 rund 40 Klagen gegen Lehava eingebracht - mit wenig | |
Erfolg. Nun erwacht langsam das politische Interesse. Zahava Gal-On, die | |
Vorsitzende der linksliberale Meretz-Partei verlangte zuletzt, Lehava als | |
Terrorgruppe einzustufen. | |
Im November wurde die Facebook-Gruppe von Lehava geschlossen. Darauf hatte | |
die Organisation israelische Soldaten aufgerufen, Palästinenser in den Kopf | |
zu schießen. Die Seite hatte 35.000 Likes. | |
Lehava selbst weist den Vorwurf des Rassismus zurück und behauptet, | |
lediglich für den Erhalt des jüdischen Staates zu kämpfen. Itamar Ben-Gvir, | |
der Anwalt der Gruppe, bezeichnete das Vorgehen der Polizei als „Schande“ | |
und als „Einknicken vor linken Politikern“. Gopstein und zwei andere sind | |
wieder frei, aber unter Hausarrest. | |
22 Dec 2014 | |
## AUTOREN | |
Anne Fromm | |
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