# taz.de -- Interview-Rückblick: Mühsames Geschäft | |
> Am 30.12.2011 interviewten wir Datenschützer Thilo Weichert über sein | |
> Vorhaben, Facebook dazu zu bringen, sich an europäisches Recht zu halten. | |
> Nun verraten wir, was daraus geworden ist. | |
Bild: Sah 2012 immerhin ein gewisses Problembewusstsein heranreifen: Schleswig-… | |
HAMBURG taz | Schleswig-Holsteins Datenschützer hatte sich im vergangenen | |
Jahr einen großen Gegner ausgesucht: Facebook. Er wollte das weltweit | |
größte soziale Netz-Netzwerk dazu bringen, sich an europäisches Recht zu | |
halten und transparent umzugehen mit persönlichen Daten seiner Nutzer – | |
also uns. Einen Durchbruch gab es für Thilo Weichert und das unabhängige | |
Datenschutzzentrum Schleswig-Holstein aber nicht. | |
Auf der Weihnachtsfeier bilanzierte er ein Jahr voll Licht und Schatten – | |
etwas pathetisch und irgendwie ja auch immer passend, wie er zugibt. Aber | |
so sei es eben, wenn man eher die großen Linien im Blick habe und nicht nur | |
das Alltagsgeschäft. | |
Einer der lichten Momente war beispielsweise das Abstellen der | |
automatischen Gesichtserkennung auf Facebook für Europa. Eher schattig | |
dagegen die Weigerung des Netzwerks, pseudonyme Konten zuzulassen: Facebook | |
besteht weiterhin auf Klarnamen. Das Online-Unternehmen verstoße „nach wie | |
vor“, so Weichert, „unbeanstandet und ohne Aussicht auf ein Ende gegen | |
deutsches Datenschutzrecht“. Mit dem Börsengang Facebooks habe sich das | |
Problem noch mal verschärft – wo Geld verdient werden soll, steht der | |
transparente Umgang mit persönlichen Daten hinten an. | |
„Wir führen noch immer heftige sachliche Auseinandersetzungen, aber ich | |
kann nicht erkennen, dass Facebook sich wirklich bewegt hat“, sagt | |
Weichert. Ist eben ein großer Gegner. Aber auch die anderen Themen auf | |
Weicherts Agenda – etwa das automatische Erfassen und Bewerten der | |
Online-Aktivitäten durch spezialisierte Dienstleister – sind so große | |
Anliegen, dass sie nicht mal eben so abgehakt werden können. In Weicherts | |
Job gibt es selten richtige knallende Erfolgsmeldungen. Eher Schrittchen in | |
die gewünschte Richtung. | |
„Es war in erster Linie einfach mühselig“, fasst Weicherts 2012 zusammen. | |
Ein kleiner Lichtblick war schon, dass Schleswig-Holsteins | |
Kultusministerium den Schulen untersagte, Lehrkräfte über Facebook mit den | |
Schülern kommunizieren zu lassen. Noch 2011 hatte die Staatskanzlei die | |
Devise ausgegeben, man brauche unbedingt Fanseiten bei Facebook – um mit | |
dem Bürger zu kommunizieren. „Es entwickelt sich also schon langsam ein | |
Problembewusstsein dafür, dass sich mit Facebook etwas Rechtswidriges als | |
Kommunikationsstandard in der Gesellschaft festsetzt“, sagt Weichert. | |
Auch die Polizei ruderte etwas zurück: Zwar betreibt sie noch immer diverse | |
Fanseiten, aber Weichert erreichte immerhin, dass die Inhalte darauf nicht | |
mehr bei Facebook selbst gehostet werden. Ein kleiner Fortschritt. | |
28 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Ilka Kreutzträger | |
## TAGS | |
Datenschutz | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Urteil im Klarnamen-Streit: Schlappe für Facebook-Kritiker | |
Facebook-Nutzer müssen sich weiter mit Klarnamen registrieren. Die | |
Beschwerden von Datenschützern wurden von einem Gericht erneut abgelehnt. | |
Thilo Weichert über den Kampf gegen Facebook: "Die Übertölpelung der Nutzer" | |
Schleswig-Holsteins oberster Datenschützer will das größte soziale Netzwerk | |
Facebook dazu bringen, sich an europäisches Recht zu halten. 2011 machte er | |
bloß den Anfang. |