# taz.de -- Global Overshoot Day: Schulden bei Mutter Erde | |
> Ab Mittwoch lebt die Menschheit auf Pump. Die weiteren Ressourcen, die in | |
> diesem Jahr verbraucht werden, können von der Erde nicht mehr erneuert | |
> werden. | |
Bild: Die Nachhaltigkeitsgrenze für Holz ist im Amazonas bereits erreicht. | |
BERLIN taz | Unser Budget bei Mutter Erde ist aufgebraucht. Der ökologische | |
Welterschöpfungstag, Gobal Overshoot Day, ist erreicht. Ab Mittwoch machen | |
wir Schulden bei der Natur. Wir nutzen mehr von Äckern, Feldern, Wäldern, | |
Tieren und aus den Fischgründen, als nachwachsen kann. Es ist jetzt schon | |
mehr Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre und Müll auf den Kippen, als die | |
Natur absorbieren kann. | |
Die Bilanz ermittelt das Global Footprint Network, ein Zusammenschluss | |
nationaler Umweltschutzgruppen. Nach der Rechnung der Organisation | |
Foodprint Plattform brauchten wir 1,5 Erden, um den weltweiten | |
Ressourcenhunger zu stillen. | |
"Die Menschheit lebt bis zum Jahresende auf Pump - wir verzehren das | |
Kapital, anstatt uns mit dem Zins zufriedenzugeben", sagt Wolfgang Pekny, | |
Geschäftsführer der Plattform Footprint. Der Welterschöpfungstag ist ein | |
Durchschnittswert. Viele Industriestaaten lagen in der ersten Jahreshälfte | |
schon im Overshoot. Simbabwe hat hingegen noch Kapazitäten - der | |
Ressourcenverbrauch ist niedrig. Kanada hat wegen der geringen | |
Bevölkerungsdichte noch Ökoguthaben auf dem Konto. | |
Das Global Footprint Network ermittelt die Fläche, die nötig ist, um | |
einzelne Ressourcen bereitszustellen. Dafür hat die Organisation die | |
Einheit globale Hektar (gha) entwickelt. Deutschland hat wenig Fläche, | |
wenig Kapazitäten, aber einen immensen Verbrauch: JedeR BundesbürgerIn | |
nutzt etwa 5,1 globale Hektar. Dem Einzelnen stehen aber nur nur 1,2 gha | |
zur Verfügung. | |
## Ein Teufelskreis der Übernutzung | |
In den siebziger Jahren hat die Menschheit das erste Mal überkonsumiert. | |
Ein Teufelskreislauf: Das ökologische Defizit wächst kontinuierlich an. Es | |
wird weiter steigen, denn die Industrialisierung hat noch kein Ende. "Die | |
Welt ist bereits überstrapaziert, obwohl drei Viertel der Weltbevölkerung | |
noch gar nicht richtig begonnen haben zu konsumieren", meint Pekny. | |
Darüber, wann eine Ressource erschöpft ist, kann das Global Footprint | |
Network nichts sagen. Das sei eine Frage der Zielformulierung: "Um für | |
ökologische Stabilität zu sorgen, würde ich sicher einen anderen Grenzwert | |
für CO2-Emissionen aufstellen als die freie Wirtschaft", sagt Pekny. | |
## Was Kohlendioxid mit dem Fußabdruck macht | |
Kohlendioxid lässt den Fußabdruck am stärksten wachsen. Um es abzubauen, | |
wären etwa 9 Milliarden globale Hektar nötig, insgesamt verfügen wir aber | |
nur über 12 Milliarden für alle Ressourcen. Holz, Fisch oder Öl - jede | |
Ressource wird unterschiedlich stark in Anspruch genommen. | |
Bei Gütern wie Holz ist der Unterschied auch regional sehr groß. Während | |
viele Hölzer in deutschen Wäldern wieder zunehmen, ist die | |
Nachhaltigkeitsgrenze in Regionen des Amazonas bereits erreicht. | |
"Die globalen Fischbestände sind viel zu klein, und nachhaltige Fänge waren | |
vermutlich vor Mitte des Jahres erschöpft", sagt Rainer Froese, der im | |
Fachbereich Marine Ökologie der Universität Kiel arbeitet. Trotzdem halte | |
er den globalen Erschöpfungstag für eine gute Methode, um auf das Problem | |
aufmerksam zu machen. | |
27 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Britta Veltzke | |
## TAGS | |
Ressourcen | |
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