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# taz.de -- Drag Queens beim Topmodel-Finale: Missbrauch des Regenbogens?
> Weil Drag Queens beim Finale von „Germany's Next Topmodel“ aufgetreten
> sind, wird ihnen jetzt Pinkwashing vorgeworfen. Zu Recht?
Bild: Szene aus der Live-Show des Germany's-Next-Topmodel-Finales
24 Drag Queens performen zu drei Hymnen der queeren Szene, schwenken eine
riesige Regenbogenflagge, im Hintergrund flimmert in ebenso großen
Buchstaben die Botschaft „Love Wins“. [1][Die Szene war Teil der
Final-Show] von „Germany's Next Topmodel“, die vergangene Woche zur
Primetime auf Pro7 lief und von 2,64 Millionen Menschen gesehen wurde.
Innerhalb der Drag-Szene gehen die Meinungen dazu auseinander. Das eine
Lager bejubelt den Auftritt, das andere wirft den Drag-Kolleginnen vor,
sich für eine „Pinkwashing“-Strategie hergegeben zu haben. Was ist damit
gemeint?
Pinkwashing ist ein Kofferwort aus „Pink“ und „Whitewashing“. Letzteres
heißt zum einen soviel wie Schönfärberei, zum anderen bezeichnet es aber
auch die in der Filmbranche leider immer noch gängige Praxis, weißen
Schauspieler*innen nicht-weiße Rollen zu geben.
Der Begriff „Pinkwashing“ tauchte erstmals Anfang der 90er Jahre auf. Er
wurde gegen Kosmetikkonzerne verwendet, die eine rosa Schleife, Symbol für
Engagement gegen Brustkrebs, auf ihren Produkten abbildeten, obwohl einige
davon in Verdacht standen, ausgerechnet Brustkrebs auszulösen.
## Brustkrebs, Israel – und jetzt Heidi Klum?
In Verbindung mit LGBTQIA* bezeichnet Pinkwashing die PR-Strategie, etwas
erfolgreich vermarkten zu wollen, indem man sich mit der Szene
solidarisiert. Besonders stark ist derzeit die israelische Regierung
[2][Pinkwashing-Vorwürfen] ausgesetzt: Sie unterstützt die jährliche Gay
Pride in Tel Aviv finanziell und brüste sich mit ihrer Homo-Freundlichkeit.
Menschenrechtsverletzungen von Israels Armee in den besetzten
Palästinensergebieten sollen so in den Hintergrund rücken, lautet die
Kritik.
Und jetzt wird eben dieser Begriff mit Heidi Klums Castingshow in
Verbindung gebracht.
Wahrscheinlich steckte wirklich eine PR-Strategie hinter dem Auftritt der
Drag Queens. Das Ziel: höhere Einschaltquoten. Und ja, die Sendung ist auch
wirklich immer noch ganz böse, vermittelt ein bescheuertes Frauenbild und
kann Essstörungen bei (jungen) Frauen fördern. Aber vielleicht hat auch
irgendjemand im Produktionsteam oder beim Sender kapiert, dass Drag Queens
in die Primetime gehören, weil sie mit allem, wofür sie stehen, Teil
unserer Gesellschaft sind – und weil sie außerdem die besseren Shows
machen.
Vielleicht lässt der Auftritt bei Heidi Klum hoffen, dass dies nur ein
Anfang war, dass auch mal stinknormale Nachrichten von Drag Queens
moderiert werden oder dass Drag Queens sich bald in ihrer eigenen Sendung
im deutschen Fernsehen darstellen können, wie sie es selbst wollen.
30 May 2018
## LINKS
[1] https://www.prosieben.de/tv/germanys-next-topmodel/video/1316-extravagante-…
[2] https://972mag.com/did-the-israeli-government-just-admit-to-pinkwashing/118…
## AUTOREN
Juliane Fiegler
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