# taz.de -- DJ Hell über Love-Parade-Unglück: "Ich hätte nicht weiter gespie… | |
> Helmut Josef Geier alias DJ Hell ist ein Urgestein der Love Parade. Er | |
> kann nicht verstehen, warum die Party genehmigt wurde und rät DJ Motte, | |
> keine Schuldigen zu benennen. | |
Bild: "Bauzäune als Absperrung sind keine Lösung." | |
taz: Herr Geier, Sie wollten eigentlich auf der Love Parade am Wochenende | |
auflegen. Warum ist es nicht dazu gekommen? | |
Helmut Josef Geier: Die Veranstalter haben schon Wochen vorher entschieden, | |
dass ich nicht auflegen soll. Weil ich schon zu oft auf der Love Parade war | |
und mehr Abwechslung gewünscht war. | |
Was empfinden Sie angesichts des Unglücks, dass da passiert ist? | |
Ich bin traurig, schockiert und wütend zugleich. Wie es aussieht, haben | |
alle gravierende Fehler gemacht. Und das Schlimmste ist ja, dass im Vorfeld | |
schon gewarnt worden ist. Ich weiß nicht, wie man sowas genehmigt bekommt, | |
an so einem Ort eine solche Veranstaltung zu machen. | |
Im letzten Jahr ist die Love Parade in Bochum auch abgesagt worden. | |
Ja, aber das hatte nicht nur mit Sicherheitsgründen zu tun, soweit ich | |
weiß. | |
Finden Sie es richtig, dass es die Love Parade nicht mehr geben soll? | |
Ja, das war mein erster Gedanke, der mir durch den Kopf ging, als ich davon | |
erfuhr. | |
Einige Ihrer Kollegen haben ja noch bis spät Abends aufgelegt, die Leute | |
haben weiter gefeiert. Wie finden Sie das? | |
Das kann ich wirklich gar nicht verstehen. Es hätte sicher viele | |
Möglichkeiten gegeben, die Veranstaltung zu beenden und ausklingen zu | |
lassen, ohne weitere Risiken einzugehen. Ich hätte auf keinen Fall weiter | |
gespielt. Da muss man nicht groß darüber nachdenken. Auch die Partys die | |
dann noch stattfanden, beispielsweise die von EinsLive, finde ich mehr als | |
fragwürdig. | |
Was ist Ihrer Meinung nach schief gelaufen? | |
Es fehlen ja ganz offensichtlich gute Sicherheitskonzepte. Das mit den | |
Bauzäunen ist auf jeden Fall keine Lösung. Natürlich hat der Tunnel eine | |
ganz unglückliche Situation geschaffen. Das hätte man vorher wissen müssen | |
und es wurde ja auch gewarnt. In Berlin hat es immer funktioniert, da war | |
mehr Platz, die Leute konnten immer weg. Es gab unterirdische Zugänge für | |
DJs von der Siegessäule. Es war immer friedlich. Die Veranstaltung | |
einzuzäunen finde ich falsch. Ich hatte immer großen Respekt vor den großen | |
Massen und frage mich wirklich, wie das passieren kann. Da müssen jetzt | |
alle überprüft werden - McFit, die Polizei, die Stadt, das Baumamt, das das | |
genehmigt hat, einfach alle. | |
Glauben Sie, dass die Kommerzialisierung der Veranstaltung dazu geführt | |
hat, dass Sicherheitsfragen vernachlässigt wurden? | |
Das habe ich jetzt schon öfters gehört. Ich weiß es nicht. In Dortmund war | |
alles sehr gut organisiert. Und im Endeffekt waren in Duisburg die gleichen | |
Leute, die gleichen Teams dabei. Ich halte nichts von großen | |
Schuldzuweisungen, wie sie Dr. Motte aus Berlin zum Beispiel schon | |
verbreitet. Was da passiert ist, muss sehr gründlich aufgeklärt werden, | |
dann kann man weiter sehen. | |
Welche Folgen hat das Unglück für die elektronische Musik-Szene? | |
Ich weiß es nicht. Einerseits war die Love Parade natürlich einfach ein | |
Volksfest, aber es war eben auch wichtiger Bestandteil der Szene. Ob es da | |
jetzt neue Veranstaltungen dieser Art geben soll, kann ich nicht sagen. Da | |
muss man gut drüber nachdenken und man muss vorsichtig sein. | |
26 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Frauke Böger | |
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