# taz.de -- Bildhauerei: Vom Baumarkt auf die Biennale | |
> Die Bildhauerin Isa Genzken gestaltet den Deutschen Pavillion auf der | |
> Biennale 2007. Doch wer ist sie eigentlich? | |
Bild: Gegen die Verramschung des öffentlichen Raums: Isa Genzken | |
Selbstverständlich greift sie an. Dass von der Geste nationaler | |
Selbstdarstellung, die jedem der alten Pavillons im Biennale-Garten im | |
Osten Venedigs innewohnt, nicht viel übrig bleiben würde dieses Jahr, war | |
zu erwarten, seit die Bildhauerin Isa Genzken den Auftrag für den deutschen | |
Beitrag erhielt. Denn nicht umsonst ist sie in der Kunstwelt bekannt für | |
ihr kritisches Verhältnis zu Architektur, Raumplanung und Design. Den | |
deutschen Pavillon hat sie mit einem orangefarbenen Absperrnetz verkleidet, | |
das die Umrisse verschwimmen lässt. So stellt sie "die temporäre | |
Leichtigkeit des Netzes der geschichtsbeladenen Architektur des Pavillons | |
ikonografisch gegenüber", wie Nikolaus Schafhausen, Kurator des deutschen | |
Pavillons, sagt. | |
"Guck dir mal den Potsdamer Platz an, der ist wie eine Kulisse!", schimpfte | |
die Künstlerin, die in Berlin lebt, in einem Gespräch mit ihrem Freund | |
Wolfgang Tillmans, "das ist alles so billig gemacht, das könnte auch in | |
Köln stehen oder in Teneriffa." Der Blick auf die Verramschung des | |
öffentlichen Raums ist ein Ausgangspunkt für ihre Skulpturen, | |
dreidimensionale Zustandsbeschreibungen. Die Billigmaterialien haben | |
Eingang gefunden in ihre Materialcollagen, geradezu verschwenderisch geht | |
sie mit Sprayfarbe, Plastik, Spiegelfolie und Nippes um. Sie bilden dicke | |
Krusten um die Kerne aus Beton, die in früheren Phasen ihre Formen | |
dominierten. So lässt sie die ästhetischen Maßstäbe der Avantgarde mit den | |
Oberflächenreizen der Gegenwart zusammenkrachen. Nächstes Jahr wird Isa | |
Genzken 60, aber ihre Fans werden immer jünger, und das freut die | |
Künstlerin. In ihrem Berliner Atelier arbeitet sie allein, ohne | |
Assistenten, fast jeden Tag von 7 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags. | |
Mehr als zehn Jahre lang war sie mit dem Maler Gerhard Richter verheiratet, | |
den sie als Meisterschülerin in Düsseldorf kennengelernt hatte. Lange hat | |
sie sich mehr auf die Bildhauerei als auf ihre Karriere konzentriert - das | |
zahlt sich für Künstlerinnen selten aus. Bei Genzken ist es anders: Sie | |
wird von Galerien in Berlin, Köln und Zürich vertreten und war die | |
vergangenen Jahre oft in internationalen Ausstellungen zu sehen. | |
Sie "diskutiert mit ihren Werken genau das, was uns als Gesellschaft heute | |
wirklich bewegt und berührt", so Nikolaus Schafhausen. Das Lapidare und das | |
Monumentale, das Asketische und das Glamouröuse gehen in ihren Skultpuren | |
ungewohnte Verbindungen ein. Dabei verweist sie auch auf politische | |
Bedeutungsebenen, wie bei ihrem Biennale-Beitrag, der unter dem Titel "Oil" | |
schnell das Bezugsfeld von Petrodollars und dem Kampf um Öl aufmacht. | |
7 Jun 2007 | |
## AUTOREN | |
Katrin Bettina Müller | |
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