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# taz.de -- Baseball-Club in USA: Indians wollen Namen ändern
> Die Cleveland Indians, zweimaliger Meister in den USA, legen nach 105
> Jahren und vielen Debatten ihren Namen ab. Viele empfanden ihn als
> rassistisch.
Bild: Pitcher Shane Bieber mit dem bisherigen Klubnamen auf dem Trikot
Der eine, der eigentlich nichts mehr zu sagen hat, hatte natürlich trotzdem
was zu sagen. „Cancel culture at work!“, [1][twitterte Donald Trump]. Es
war auch klar, dass er die Ankündigung der Cleveland Indians, ihren
umstrittenen Namen abzulegen, nicht gut finden konnte. Anfang der Woche
wurde bekannt, dass der Baseballklub, einer der traditionsreichsten in der
Major League Baseball (MLB), intern beschlossen hatte, die „Indians“ nach
sage und schreibe 105 Jahren zu den Akten zu legen.
„Es ist Zeit“, wird Paul Dolan zitiert, der Geschäftsführer des Klubs, �…
Name ist in unserer Welt nicht mehr länger akzeptabel.“ Die Entscheidung
fiel nach Monaten interner Diskussionen, während derer sich die
Vereinsfunktionäre auch mit Vertretern von Native Americans getroffen
hatten, die schon seit Jahrzehnten eine Namensänderung gefordert hatten.
Das wird allerdings erst nach der kommenden Saison, die am 1. April
beginnt, passieren. Bis zum Ende der Spielzeit soll dann feststehen, wie
ein neuer Name gefunden wird. Ein Vorgang, der organisatorischen Vorlauf
benötigt – und aus Sicht der Franchise gut durchdacht sein will, denn Name
und Logo eines Klubs tragen über Merchandising und Lizenzen nicht
unwesentlich zum Umsatz bei.
Die Indians hatten bereits zu verkraften, dass sie seit 2019 ihr zwar
extrem bekanntes, [2][aber eben auch umstrittenes Logo „Chief Wahoo“], die
Karikatur eines roten und breit grinsenden Indianers, nicht mehr für die
Trikots und Mützen der Spieler verwenden. Die Profis tragen stattdessen ein
schlichtes „C“ für Cleveland. Das Logo, das durch die Hollywood-Filme um
„Die Indianer von Cleveland“ mit Charlie Sheen weltweit zum Markenartikel
wurde, ist aber noch auf Merchandising-Produkten zu finden. Die Erlöse
sollen künftig, das hat Dolan versprochen, Organisationen der Native
Americans zugute kommen.
Symbolträchtiger Erfolg
Dass der Klub nun mit einem anderen Namen einen Schritt weiter geht, ist
ein symbolträchtiger Erfolg der Anti-Rassismus-Bewegung in den USA, die mit
den Black-Lives-Matter-Protesten vergangenen Sommer einen Höhepunkt
erreicht hatte. Dass Sport-Franchises ihren rassistisch konnotierten Namen
ablegen, ist vergleichbar damit, dass Denkmäler von Südstaatengenerälen
geschleift werden. [3][Bereits im Juli hatte das NFL-Team der Hauptstadt
seinen umstrittenen Namen Redskins abgelegt] und firmiert vorläufig, bis
ein besserer Name gefunden ist, unter der Bezeichnung Washington Football
Team.
Diese Idee lehnt Dolan, dem auch Anteile des Klubs gehören, ausdrücklich
ab: „Wir wollen nicht das Cleveland Baseball Team sein oder uns irgendeinen
anderen Interimsnamen geben. Wir bleiben die Indians, bis wir einen Namen
gefunden haben, der uns hoffentlich über mehrere Jahrhunderte begleiten
wird.“
Dass sich die Indians so lange gehalten haben, ist sowieso ein Wunder. Vor
1915 hieß das Baseball-Team nahezu jede Spielzeit anders, aber von den Fans
wurden die Lake Shores, Bluebirds, Blues oder Bronchos meist schlicht die
Clevelanders genannt. Erst als sich der Klub nach seinem damaligen Star,
dem legendären Napoleon „Nap“ Lajoie, die Cleveland Napoleons nannte, blieb
es ein paar Jahre dabei.
Das Problem: Als Lajoie nach Philadelphia wechselte, musste ein neuer Name
her. Also ließ der damalige Teambesitzer ein paar Journalisten abstimmen
und die Mannschaft wurde, wie es hieß, „vorübergehend die Indians getauft,
bis sie sich einen passenderen Namen verdient hat“. Dass der Ursprung des
Namens darin bestand, einen früheren Spieler, Louis Sockalexis, ein
Mitglied der Penobscot Nation, zu ehren, wurde zwar lange von den Indians
rechtfertigend behauptet, aber als Mythos enttarnt.
Aber nun ist es ja mit den Indians bald vorbei. Allerdings gibt es mit den
Kansas City Chiefs (Football), Atlanta Braves (Baseball) und den Chicago
Blackhawks (Eishockey) noch ein paar Klubs, deren Namen zumindest
umstritten sind.
15 Dec 2020
## LINKS
[1] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1338327779956363265
[2] /Rassistisches-Logo-der-Cleveland-Indians/!5481535
[3] /Football-und-Rassismus/!5693970
## AUTOREN
Thomas Winkler
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
American Pie
Baseball
2020 in guten Nachrichten
Eishockey
Black Lives Matter
Baseball
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