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# taz.de -- BVB im ersten Heimspiel: Mit leichtem Geschütz
> Die Proteste gegen Rheinmetall beim BVB fallen weniger drastisch aus als
> die Anti-DFL-Proteste der Vorsaison. Dafür bietet das 2:0 sportlich
> Freude.
Bild: Die berühmte Panzer-Atrappe samt Konterfei von Rheinmetall-Chef Armin Pa…
Endlich ein echter Panzer! Nachdem das Internet überflutet worden war mit
Karikaturen von BVB-Kriegsgerät, war er zum ersten Mal live zu sehen. Ein
BVB-Seidenwimpel war an dem nicht zu übersehenden Panzer vor dem Stadion
angebracht, ebenfalls eine Dortmunder Fahne. An der Seite stand „Made by
Rheinmetall – Proud Partner of BVB – Built for Qatar“, also etwa: „Vom
stolzen BVB-Partner Rheinmetall für Katar gebaut“. Hintergrund ist der
[1][Werbedeal von Borussia Dortmund mit Waffenproduzent Rheinmetall].
Viele vorbeigehende Fans wussten nicht so recht damit umzugehen, einige
klebten Sticker auf das Protestbild, reichlich Fotos wurden geschossen. Nur
die allerwenigsten kamen mit den Aktivisten ins Gespräch. Die, die es
taten, haben erfahren, dass es sich hierbei gar nicht um BVB-Fans handelt.
Das dargestellte Gerät stammt von der deutschen Friedensgesellschaft und
wurde bereits genutzt. „Deutsche Friedensgesellschaft – vereinigte
Kriegsdienstgegnerinnen“, diesen langen Namen trägt die pazifistische
Organisation. Ein Aktivist erzählt, er sei früher Dauerkartenbesitzer
gewesen, jedoch gebe es keinen direkten Bezug zum BVB. Immer mal wieder
kommen Fans und begrüßen die Aktion. Es wirkt aber auch, als ob viele damit
nicht konfrontiert werden möchten. Ein leicht angetrunkener Fan beschwert
sich, dass das ja Quatsch wäre, denn es würden ja sonst andere Waffen
liefern. Doch die Einwände des Aktivisten überzeugen ihn, er nimmt einen
Flyer mit.
Die Aktion mit dem Protest-Panzer war nicht mit den Ultras abgesprochen,
vergeblich hatte die pazifistische Organisation den Kontakt gesucht.
Niemand wusste so recht, [2][was man aktivistisch zu erwarten hatte],
sportlich erst recht nicht nach der Saison mit Höhen und Tiefen. Und so
begann eine sehr taktisch geprägte Partie, in der die Heimelf durch
Positionswechsel für Variabilität sorgen wollte, Frankfurts Gegenpressing
aber besser war. Zu einer nennenswerten Chance kam es jedoch eine halbe
Stunde nicht.
Das Eckenverhältnis zu dem Zeitpunkt lag bei 0:6 zugunsten der Gäste aus
Frankfurt, doch Ende der Ersten Halbzeit entwickelte sich eine drückende
schwarz-gelbe Dominanz. Die Eintracht kam nur noch selten zum Zuge. Wenn
das mal der Fall war, erzeugten die Dortmunder schnell Überzahl in
Ballnähe, wodurch sie aber verletzbar durch schnelle Seitenverlagerungen
und Konter wurden. In der ersten Halbzeit von Nuri Sahins Bundesliga-Debüt
als Cheftrainer lief also noch nicht alles rund, später gab er auf der
Pressekonferenz auch zu, dass die Spieler zu sehr von der Grundordnung
abgewichen seien. Diese war jedoch schon mal klar erkennbar, das Potential
von Sahin bei Borussia Dortmund scheint groß.
## Begonnen als Balljunge
Begonnen hat er als Balljunge, anschließend als [3][damals jüngster
Bundesliga-Spieler aller Zeiten] und später Herzstück der Meisterschaft
2010/11. Nach missglückten Wechseln zu Real Madrid und Liverpool kehrte der
Mittelfeldakteur zurück und stand kurze Zeit später im Champions League
Finale. Diese Leistung wiederholte er letzte Spielzeit als Co-Trainer von
[4][Edin Terzić]. Nach dessen Rücktritt übernahm er den Trainerposten und
versuchte vor allem das Aufbauspiel zu verbessern. Gegen Ende der 1. Hälfte
war Sahin stets bemüht von seiner Coaching Zone seine Spieler bei eigenem
Ballbesitz zu dirigieren.
Und was war mit dem eigentlichen Protest? Hatten nicht knapp 90 Fanclubs
der Südtribüne dazu aufgerufen, mit Schildern und Transparenten zu Beginn
der zweiten Hälfte zu protestieren? Trotz des breiten Aufrufs waren
derartige Botschaften nur auf der Südtribüne zu sehen. Und Eingriffe ins
Spielgeschehen wie bei den Protesten gegen einen DFL-Investor gab es nicht.
Zwar waren auf der Südtribüne wichtige Aufrufe wie „Werte erschießen = Geld
genießen?“ oder „Wir lassen uns nicht vor euren Panzer spannen“ sichtbar.
Aber ob ein paar Minuten Banner auf der Süd die Vereinsführung einknicken
lassen? Es wirkte schon fast wie eine Farce, als Sportdirektor Sebastian
Kehl nach Spielschluss sagte, „dass unsere Fans mündige Fans sind“ und
betonte, man sei im Dialog. Zudem habe sich die Vereinsführung „sehr, sehr
offen gezeigt“, wobei die Aussage in ziemlichem Kontrast zu dem stand, was
von Fanseite nach außen kommuniziert worden ist.
Feiern konnte die Südtribüne dennoch, nämlich einen 2:0-Erfolg gegen
Frankfurt. Maßgeblich entscheidend hierfür waren Sahins Wechsel, der ein
goldenes Händchen bewies. Der Flügelspieler Jamie Gittens brach die teils
zermürbende Grundordnung auf und erzielte beide Treffer. Umgehend nach
einer Frankfurter Großchance erzielte er das 1:0 in der 72. Minute. Dadurch
ging jedoch eine andere Aktion auf der Südtribüne etwas unter. Die BVB-Fans
machten erneut auf den Mord der Dortmunder Polizei an dem 16-jährigem
Mouhamed Dramé vor zwei Jahren aufmerksam. Mit dem Torjubel forderten sie
„Justice for Mouhamed“. Und die Pazifistinnen und Pazifisten haben
angekündigt, bis zur BVB-Mitgliederversammlung in welcher Form auch immer
weiter Druck auszuüben.
25 Aug 2024
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## AUTOREN
Fridolin Haagen
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