# taz.de -- Olympia – Synchronschwimmen: Die perfekte Clownsshow | |
> Das Finale im Duett gewinnen die Russinnen mit einer überwältigenden | |
> Performance. Die Spanierinnen holen sensationell Silber, Bronze geht nach | |
> China. | |
Bild: Die Clownsfüsschen der Russinnen | |
Die Startbedingungen: Im Duettfinale nach der Pflicht gehen die Russinnen | |
als Erstplatzierte in die Kür, vor China und Spanien. Keine wirkliche | |
Überraschung – schließlich ist die Russin Natalia Ischtschenko 16-malige | |
Weltmeisterin und hat mit ihrer Partnerin Svetlana Romaschina den | |
Wettbewerb dominiert. | |
Die Entscheidung: Huang Xuechen und Liu Ou (China) gehen als erste ins | |
Wasser. Für ihre Präzsion bekannt, liefern sie allerdings keine so richtig | |
perfekte Show. Die technische Schwierigkeit ist zwar höher als die der vor | |
ihnen performenden Britinnen, Italienerinnen und Griechinnen. Aber der | |
künstlerische Ausdruck von Xuechen und Ou kann nicht so richtig begeistern. | |
Trotzdem werden sie hoch bewertet und liegen jetzt mit insgesamt 192,87 auf | |
dem 1. Platz. | |
Aber es kommen noch die Russinnen. Und das sind einfach die Usain Bolts des | |
Synchronschwimmens. Das, was die beiden in ihrer Clownsnummer zeigen, ist | |
nicht fast perfekt. Es ist mehr als perfekt. Komplett synchron bis in die | |
Zehenspitzen und dabei mit einer Inszenierung, die schwieriger nicht sein | |
kann. | |
Das Synchronschwimmen soll anmutig wirken, aber Ischtschenko und Romaschina | |
spielen die Clowns: Sie ziehen sich gegenseitig an ihren Badeanzügen aus | |
dem Wasser und übertragen die schlacksigen Bewegungen von den Zirkusfreaks | |
so was von elegant auf das Wasser, das man wie ein kleines Kind mit | |
riesigen Augen und offenem Mund diese wenigen Minuten begleitet.Die | |
Russinnen schaffen es sogar, wie Clowns zu grinsen, und nicht das ewige, | |
immer ein wenig lächerlich wirkende Strahlen aufzusetzen. | |
Die Wertung: Glaskar. Mit insgesamt 197,1 von 200 möglichen Punkten sind | |
sie nicht mehr zu schlagen. Und dann wird es spannend: Ona Carbonell und | |
Andrea Fuentes aus Spanien sind an der Reihe. Schaffen Sie es, sich an | |
Xuechen und Ou vorbeizuschieben? So wie Ischtschenko und Romaschina mit | |
ihrer Clownsnummer, imitieren Carbonell und Fuentes mit beeindruckender | |
Eleganz die Aggression eines Tango-Tanzes. Es ist umwerfend, von den | |
Figuren bis zur Mimik. Und am Ende überzeugen sie auch die | |
Wettkampfrichter: Hauchdünn, mit 192,90 Punkten, also einem Unterschied von | |
0,3 Punkten übertrumpfen sie die Chinesinnen und gewinnen Silber. | |
Das Drama: Liegt im Regelwerk. Jede Punktzahl kann von den Richtern nur ein | |
Mal pro Wettbewerb vergeben werden. Das heißt, dass sich die Richter schon | |
vorher festlegen müssen, um nicht gleich bei der erstbesten Performance die | |
höchste Note zu geben. Die Favoritinnen müssen also schon absaufen, um die | |
Punkterichter zu einer anderen Wertung zu bewegen. Bei diesem Finale | |
zeigten die Richter sich aber mutig und verweigerten den favorisierten | |
Chinesinnen zu Recht die Silbermedaille. | |
Die Schlussfolgerung: Wasserball mag die anstrengendste olympische | |
Disziplin sein, Synchronschwimmen kommt gleich dahinter und ist vielleicht | |
die anspruchvollste überhaupt: So schnell und ausdauernd wie eine 400 | |
Meter-Freistil-Schwimmerin, so kraftvoll wie eine Wasserballerin, so | |
anmutig wie eine Bodenturnerin und – anders als die Mehrkämpferinnen bei | |
der Leichtathleitk – dabei noch so ausdrucksstark wie eine Tänzerin und das | |
alles bei einer Figur, die sich sehen lassen können muss. | |
Und sonst? Die Japanerinnen (Platz 5) geben eine solide Vorstellung, in | |
ihren Seerosenfiguren waren sie aber eigentlich unschlagbar. Mit denen wird | |
man künftig rechnen müssen. Die Ukrainerinnen (Platz 6) gaben eine der | |
schönsten Figuren überhaupt, in dem sie ihre Füße wie Orgelpfeifen ganz | |
sanft hoch und runter bewegten. | |
7 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Doris Akrap | |
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