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# taz.de -- St. Pauli im Aufschwung: Investments bringen Rendite
> Der in Unterzahl hart erkämpfte 2:1-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim
> verschafft den Fußballern vom FC St. Pauli etwas Luft im Abstiegskampf.
Bild: Dieses Mal kaum aufzuhalten: Martijn Kaars setzt sich gegen die Heidenhei…
St. Pauli gegen Heidenheim, der Tabellensiebzehnte gegen den Sechzehnten –
das ist so eine Partie, die beide eigentlich gewinnen müssen, wenn sie in
der Bundesliga bleiben wollen. Es ist entweder der Wendepunkt. Oder das
Ende. Punkt.
Es ist auch das Aufeinandertreffen zweier Trainer, die mit ihrer
Punktausbeute vermutlich bei jedem anderen Verein längst ihren Job los
wären. Doch [1][Frank Schmidt] hat seinen in Heidenheim noch, weil er ihn
gefühlt schon immer hatte; weil er den Klub zu dem gemacht hat, was er ist.
Mit ihm würden sie wohl sogar zurück in die Dritte Liga gehen, wenn er das
wollte.
Alexander Blessin ist bei St. Pauli noch im Amt, weil er einerseits nach
dem letztlich souveränen Klassenerhalt in der vorigen Saison einen
ungeheuren Kredit hat. Und weil sie andererseits im Klub wissen, dass die
Mannschaft eben nur knapp bundesligatauglich ist. Noch mal, im traditionell
schwierigen zweiten Jahr, ist der Abstieg nur abzuwenden, wenn alle wieder
durchgängig über ihr Leistungslimit gehen – und noch eine Portion Glück
hinzukommt.
Präsident Oke Göttlich hat ein ums andere Mal betont, dass dem
Vorjahresaufsteiger im Jahresetat rund 30 Millionen Euro fehlen im
Vergleich zu den Konkurrenten aus Mainz oder Augsburg, die derzeit in
unmittelbarer Tabellennachbarschaft rangieren. Sogar die diesjährigen
Aufsteiger HSV und Köln konnten in ihre Mannschaften erheblich mehr
investieren.
## Der SC Freiburg als Vorbild
Wenn Göttlich über die [2][langfristige Strategie von St. Pauli] spricht,
nimmt er immer den SC Freiburg als Referenzpunkt: Spieler entwickeln,
verkaufen und so Stück für Stück die Lücke schließen. Zu dem Modell würde,
wenn man es ernst nimmt, auch gehören, mal mit einem Trainer, von dem man
überzeugt ist, in die Zweite Liga zu gehen.
Sportchef Andreas Bornemann, selbst früher in Freiburg tätig, hat zu Beginn
dieser Saison für St. Paulis Verhältnisse groß eingekauft. In die Kategorie
„Investment“ fallen vor allem die beiden teuersten Zugänge: Der Japaner
Joel Chima Fujita (23), zentraler Mittelfeldspieler mit großem
Kämpferherzen und gefährlichen Pässen, und der niederländische
Mittelstürmer Martijn Kaars (26), der für Magdeburg 19 Tore in einer
Zweitligasaison geschossen hat. Zusammen haben sie fast 8 Millionen Euro
gekostet.
Fujita ist sofort als Stammspieler eingeschlagen. Kaars tat sich dagegen
schwer: Wenn er überhaupt spielte, enttäuschte er meistens; trieb viel
Aufwand für wenig Ertrag. Bis zu diesem Sonnabend, als Fujita einen
perfekten Ball in die Schnittstelle der Heidenheimer Abwehr spielte, den
Kaars erlief und zum 1:0 in den Torwinkel knallte.
Fast noch spektakulärer war es zu Beginn der zweiten Halbzeit, als St.
Pauli nach Notbremse und Platzverweis von Abwehrchef Eric Smith unter
Dauerdruck stand. Der einzige öffnende Pass gelang wiederum Fujita auf
Kaars, der mit dem Ball losstürmte und Heidenheims Keeper mit einem
Gewaltschuss überwand.
Dass St. Pauli noch am Anfang seiner Rekonvaleszenz steht, war daran zu
erkennen, wie die Mannschaft sich in Unterzahl fast eine komplette Halbzeit
lang um den eigenen Strafraum einigelte, überhaupt keine spielerischen
Lösungen mehr suchte. Es sagt vor allem etwas über die Verfassung der
Heidenheimer, dass denen nur noch das 1:2 gelang.
Ob der Sieg für St. Pauli nach [3][überragendem Saisonstart] und dem
folgenden Absturz mit 9 Niederlagen am Stück wirklich ein Wendepunkt war,
wird sich am Sonntag zeigen, wenn das nächste Kellerduell beim
Tabellenletzten Mainz ansteht.
Abgezeichnet hatte diese Wende sich bereits in der vorherigen englischen
Woche, als St. Pauli [4][bei den Bayern] bis zur 93. Minute ein
Unentschieden gehalten hatte, bevor es doch noch eine 1:3-Niederlage
setzte. Als sie in Köln mit einem Tor in der 94. Minute einen Punkt
gerettet hatten. Oder dazwischen, als sie mit einem 2:1-Sieg im DFB-Pokal
in Mönchengladbach ins Viertelfinale einzogen.
Auffallend ist, wie St. Paulis Aufschwung mit den Einsatzzeiten von Kapitän
Jackson Irvine korreliert – zuletzt spielte er dreimal durch und St. Pauli
hat keines dieser Spiele verloren. Irvine hatten nach langer
Verletzungspause und der [5][quälenden Debatte um seine
Solidaritätsbekundungen mit den Palästinensern] manche im Verein schon
abgeschrieben.
Er werde es sportlich schwer haben, ins Team zurückzufinden, hieß es, und
könnte versucht sein, im Winter zu wechseln, um seine Chancen auf eine
WM-Teilnahme mit Australien zu wahren. Wer gesehen hat, wie unermüdlich
Irvine gegen Heidenheim seine Mannschaft angetrieben hat, wird das
verhindern wollen.
14 Dec 2025
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## AUTOREN
Jan Kahlcke
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