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# taz.de -- Zwist zwischen DFB und neuem Ligaverband: Fragwürdiger Fortschritt…
> Über die Zukunft der Frauenliga entscheiden nicht mehr maßgeblich die
> Männer vom DFB, sondern die der Profiklubs. Was ist das für eine
> Emanzipation?
Bild: Darf mit aufs Gruppenbild: DFB-Präsident Bernd Neuendorf (r.) hat mir de…
Am Ende durfte DFB-Präsident Bernd Neuendorf nur als Gastredner auftreten.
Und um einen nicht allzu unversöhnlichen Eindruck zu hinterlassen, ließ man
ihn noch gnädig beim Gruppenfoto dabei sein. Welch verheerende Niederlage
für den Dachverband.
Geplant war alles völlig anders. Gastgeber hätte Neuendorf eigentlich bei
der Gründungsveranstaltung des eigenen Ligaverbands im deutschen
Frauenfußball sein sollen. Der für seine Unbeweglichkeit verrufene DFB
hätte sich in seinen eigenen vier Wänden als progressive Kraft inszenieren
können, der maßgeblich dabei mithilft, den Fußball der Frauen auf ein
anderes Level zu heben.
So wie man es die Woche zuvor getan hatte, als Deutschland den Zuschlag
bekam, die Europameisterschaft 2029 austragen zu dürfen. Es soll das erste
Frauenturnier werden, hatte der DFB zuvor hinausposaunt, das Gewinne
abwirft. Der Fußball der Frauen gilt als Wachstumsmarkt, insbesondere in
Imagefragen. Nach dem eigenen Selbstverständnis zählt der DFB wieder zu den
Allerbesten.
Umso mehr muss den Verband [1][nun das Gefühl des Ausgestoßenseins
schmerzen.] Mit der neu gegründeten FBL, so war der ursprüngliche Plan,
wollte der DFB als gleichberechtigter Partner ein gemeinsames Unternehmen
gründen. Die Erlöse für die 14 Erstligisten und FBL-Gründungsmitglieder
sollten in die Höhe getrieben werden, um insbesondere den groß gewordenen
[2][Rückstand zur englischen Women’s Super League] zu verkleinern.
## Eine 100:700-Niederlage
Angesichts der Zahlen, die in der Nachbetrachtung des gescheiterten
Bündnisses besondere Erwähnung finden, kann man nun von einer
100:700-Niederlage sprechen. Der DFB hatte nämlich mit großem Tamtam
verkündet, für einen Zeitraum von acht Jahren 100 Millionen Euro in das
Joint Venture zu investieren. Die Bosse der fast ausschließlich von
Männerklubs quersubventionierten Frauen-Erstligistinnen rechneten dagegen,
dass ihr Aufwand sich in der Zeit auf gut 700 Millionen Euro belaufen
würde. Der Versuch des DFB, im letzten Moment die Entscheidungsmacht der
Vereine beim Stimmrecht einzuschränken, sei deshalb unzumutbar und ein
Trennungsgrund gewesen.
Das Misstrauen des DFB gegenüber den Vereinen, in denen die Interessen der
Männerprofiabteilungen dominieren, ist durchaus berechtigt. Ihr Handeln ist
rein marktorientiert und nicht auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Obendrein
droht immer wie zuletzt beim FC Barcelona die Gefahr, dass in Notlagen bei
Männerprofiteam selbst die gut laufende Frauenabteilung sparen muss. Der
Solidaritätsgedanke mit dem Amateurfußball, aus dem sie das Beste absahnen,
ist sowieso nur rudimentär ausgebildet. Es gibt aus Sicht des DFB gute
Gründe, [3][Fehlentwicklungen des Männerfußballs nicht einfach zu
reproduzieren.]
Nur scheint dieser Zug längst abgefahren zu sein. Der DFB reklamiert
Gestaltungsmacht, ohne eine inspirierende, mitreißende Vision entwickelt zu
haben, in welche Richtung sich der Fußball der Frauen entwickeln soll.
In diesem gedanklichen Vakuum haben die Macher der Männerprofiklubs
leichtes Spiel. Der DFB hat zudem völlig unterschätzt, wie eigenmächtig die
Liga in den letzten Jahren geworden ist. Sie ist dem DFB-Gehege, wo sie
jahrzehntelang mit Hilfe der Strahlkraft des Nationalteams bis zur
Niedlichkeitsgröße aufgepäppelt wurde, längst entwachsen.
Über die Zukunft des Frauenklubfußballs hierzulande entscheidet nicht mehr
der von Männern dominierte DFB, sondern es entscheiden die Bosse der
Männerprofiklubs mit ihren angeschlossenen Frauenteams. Man kann spätestens
seit dieser Woche sagen: Sie haben sich emanzipiert.
12 Dec 2025
## LINKS
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[3] /Frauenfussball-Revolutionaer-feministisch-und-letzendlich-auch-nur-Fussbal…
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
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