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# taz.de -- Flüchtlingspolitik in Großbritannien: Ende einer Odyssee für ein…
> Ein wegen Sexualvergehen inhaftierter Flüchtling kommt beim Abschieben
> frei und irrt tagelang durch London. Sein Fall hatte Großproteste
> ausgelöst.
Bild: Das von der Polizei verbreitete Foto von Hadush Kebatu
London taz | Fast zwei Tage Chaos löste in Großbritannien die
versehentliche Freilassung eines wegen eines Sexualvergehens inhaftierten
Asylbewerbers aus. Aufgrund eines Fehlers der Haftanstalt Chelmsford, in
welcher [1][der 41-jährige Äthiopier Hadush Kebatu] einsaß, war der
Sexualtäter am Freitag auf freien Fuß gekommen und bekam obendrauf dabei
umgerechnet 87 Euro ausgezahlt, statt wie eigentlich vorgesehen in die
Heimat abgeschoben zu werden.
Von Chelmsford reiste Kebatu nach London, gesucht von einem Großaufgebot
der Polizei. Am Sonntagmorgen wurde er schließlich in der Nähe des großen
Finsbury Parks im Norden Londons festgenommen, aufgrund eines Hinweises aus
der Bevölkerung, wie die Polizei mitteilte.
Der Fall Kebatu steht am Ursprung zahlreicher Bürgerproteste,
mitbeeinflusst aus dem rechtsextremen Milieu, im vergangenen Sommer. Der
Äthiopier war nach seiner Überquerung des Ärmelkanals im „Bell Hotel“ der
Kleinstadt Epping am Rande Londons untergebracht worden und hatte nach nur
wenigen Tagen Schulmädchen in der Stadt belästigt. [2][Das sorgte für
Proteste] gegen die Flüchtlingsunterbringung in dem ehemaligen Hotel, wo
heute ausschließlich Asylsuchende untergebracht sind. Als die Gemeinde in
Reaktion auf die Proteste die Unterkunft schließen wollte, [3][verhinderte
das Innenministerium das vor Gericht], wobei die Regierung eigentlich die
Unterbringung von Asylsuchenden in Hotels beenden will.
Die Art und Weise, wie der Äthiopier eingereist war, und seine Verurteilung
wegen sexueller Übergriffe im September bedeuten nicht nur, dass Kebatu
sein Recht auf britisches Asyl verwirkt hat. Er kann auch aufgrund neuer
gesetzlicher Bestimmungen schon nach nur dem teilweisen Absitzen seiner
Strafe abgeschoben werden.
## Er will selber nach Äthiopien zurück
Am Tag, als er entkam, sollte er eigentlich in ein Abschiebezentrum
überführt werden. Ein Problem hätte daraus nicht entstehen müssen: Schon
vor Gericht hatte Kebatu gesagt, er wolle nach Äthiopien zurückkehren, und
unmittelbar nach seiner Freilassung soll der Äthiopier verwirrt in der
Rezeption der Strafanstalt umhergegangen sein und Personal um Anweisungen
gebeten haben.
Als sein Verschwinden publik wurde, kam es zu einem spontanen neuen Protest
vor dem Bell Hotel, und die rechte Opposition begann, den Vorfall mit
Vorwürfen gegen die Labour-Regierung zu politisieren. Nach Kebatus erneuter
Festnahme am Sonntag [4][bestätigte Premierminister Keir Starmer], dass
Kebatu abgeschoben werde und seine Regierung eine Untersuchung zu den
Umständen des Falls eingeleitet hätte. Angeblich sei es in der Strafanstalt
in Chelmsford auch vorher schon zu ähnlichen Fehlern gekommen.
Es ist nicht der einzige peinliche Vorfall in der britischen Asylpolitik.
Nur vor wenigen Tagen landete ein Iraner, der aufgrund des neuen
[5][Abkommens mit Frankreich] über die Rückführung illegal eingereister
Flüchtlinge im Austausch für einen legalen Asylbewerber nach Frankreich
zurückgebracht worden war, zum zweiten Mal in Großbritannien, in einem
Gummiboot auf dem Ärmelkanal. [6][Er erzählte Journalisten], in Frankreich
sei sein Leben in Gefahr, wegen bewaffneter und brutaler
Menschenschleusergangs, denen er bereits vor der ersten Überquerung
begegnete.
26 Oct 2025
## LINKS
[1] /Kontroverses-Urteil-in-Grossbritannien/!6111578
[2] /1-Jahr-Messerangriff-in-Southport-/!6099433
[3] /Asylbewerber-in-Grossbritannien/!6110729
[4] https://x.com/Keir_Starmer/status/1982392964640043076
[5] /Grossbritannien-schottet-sich-ab/!6100321
[6] https://www.theguardian.com/uk-news/2025/oct/22/man-sent-to-france-under-on…
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
## TAGS
Großbritannien
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