# taz.de -- Migrationsdebatte: Haben wir es geschafft? | |
> Nach den Panterpreisgewinner:innen diskutieren auf dem | |
> nachmittäglichen Podium der Genoversammlung Ricarda Lang, Franck Düvell | |
> und Christian Jakob. | |
Bild: Podium: Das schaffen wir: Die Migrationsdebatte von links und ungeschönt | |
Nach der Kaffeepause am Nachmittag muss die Podiumsdiskussion zeitlich mit | |
der Panter Stiftung tauschen, weil ein Gast mit der Bahn anreist und die | |
Probleme macht. | |
Die Leiterin der Panter Stiftung Gemma Terés Arilla stellt die Panter | |
Preisgewinner:innen vor: Zora Tischer vertritt [1]["Kaiserslautern | |
gegen Rechts"] und Tely Büchner und Thomas Schmidt sind vom | |
[2][„KulturQuartier in Erfurt“] angereist. | |
Danach geht es wie geplant mit der Podiumsdiskussion weiter: Zehn Jahre ist | |
es nun her, dass die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren | |
berühmten Satz sagte: „Wir schaffen das.“ Gemeint war der sogenannte | |
[3][„Fluchtsommer 2015“] als rund zwei Millionen Menschen in die EU | |
migrierten, viele davon nach Deutschland. | |
Die meisten flohen vor Krieg, kamen aus Syrien oder dem Irak. Zehn Jahre | |
später greift – neben vielen anderen Medien – auch die taz die Frage wieder | |
auf, wie es heute um die Migrationsdebatte und -politik steht. Haben wir es | |
geschafft? | |
## Die Migrationsdebatte: von links und ungeschönt | |
Das Podium trägt den Titel: „Das schaffen wir: Die Migrationsdebatte von | |
links und ungeschönt“. Auf der Bühne sitzen die ehemalige | |
Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang, der leitende Wissenschaftler am Institut | |
für Migrationsforschung und interkulturelle Studien an der Universität | |
Osnabrück Franck Düvell und taz-Redakteur Christian Jakob. | |
„Niemand in der taz hat sich schon so lange mit dem Thema Migration befasst | |
wie er“, stellt taz-Chefredakteurin Barbara Junge Letzteren vor. Sie | |
übernimmt die Moderation zusammen mit Chefredakteurin Ulrike Winkelmann. | |
Das Gespräch startet mit einem Rückblick. Hätte man früher und besser | |
vorhersehen können, welche weitreichenden Folgen die Migration 2015 haben | |
würde? Düvell, der damals an der Uni Oxford zu Migration forschte, erzählt, | |
dass sich die Welle von Geflüchteten durchaus angekündigt habe: „Ich war | |
damals in der Türkei, dort war alles total überfüllt, die Menschen | |
schliefen auf der Straße. Ich habe versucht zu warnen.“ | |
Er vermisse auch heute vorausschauendes Handeln vonseiten der Politik, auch | |
bezüglich Gaza oder Sudan. Es bräuchte weniger Abschottung, stattdessen | |
sollte mehr über Fluchtursachenbekämpfung gesprochen werden. Nach ihm | |
müssten zudem Migration, Arbeitsmarkt und demografische Veränderungen | |
zusammen gedacht werden. „[4][Migration] ist auch eine Lösung“, sagt er. | |
Das ist eine fast schon radikale Aussage, wenn man bedenkt, dass die | |
Migrationswelle 2015 auch viel Polarisierung in der Gesellschaft mit sich | |
gebracht hat und von der AfD erfolgreich instrumentalisiert wurde. | |
„Warum haben wir den Anspruch an eine humanitäre Flüchtlingspolitik | |
preisgegeben?“, fragt sich Ricarda Lang. Und merkt an, dass viel zu wenig | |
über die Themen gesprochen werde, die die Menschen im Alltag betreffen: | |
Wohnungen, Kitas, Infrastruktur. Was für einen „irren Fokus auf Migration“ | |
es stattdessen gebe, sowohl in der Politik als auch in den Medien. | |
Christian Jakob beschäftigt vor allem das rechte Narrativ, die Presse | |
berichte zu unkritisch über Migration. Nach ihm ist das ein „Versuch der | |
Diskreditierung“. Und nicht nur der Diskurs, sondern die ganze Atmosphäre | |
sei mittlerweile so aufgeladen, dass es schwierig sei, progressive Ansätze | |
sachlich zu diskutieren. | |
## Selbstkritisch hinterfragen | |
„Die Art des Diskurses setzt die Demokratie unter Druck, nicht die Fehler | |
von 2015“, betont er. Und da müsse man sich auch als Presse selbstkritisch | |
hinterfragen, warum man das zugelassen habe. | |
Es gibt immer mal wieder zustimmenden Applaus vom Publikum. Viele Fragen | |
werden in der kurzen Zeit aufgeworfen, ein paar Ansätze angesprochen, zu | |
einer tiefer gehenden Diskussion kommt es aber nicht. Und am Ende schließt | |
Junge mit den Worten: „Dass wir das Thema hier nicht lösen, war klar.“ | |
Dafür war es dann doch viel zu groß für die angedachte Dreiviertelstunde. | |
15 Sep 2025 | |
## LINKS | |
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[4] /Migration/!t5007824 | |
## AUTOREN | |
Ruth Lang Fuentes | |
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