| # taz.de -- Start der Deutschen Eishockey-Liga: Im Osten etwas Neues | |
| > Mit den Dresdner Eislöwen gibt es endlich einen zweiten Ostverein. Bei | |
| > den Sachsen ist der Etat klein, die Nachwuchsarbeit allerdings | |
| > vorbildlich. | |
| Bild: Neuzugang aus Köln: Torhüter Július Hudáček, 37, ist bekannt für se… | |
| In der Deutschen Eishockey-Liga, genannt DEL, sind die Dresdner Eislöwen | |
| noch neu. Sie wissen aber schon, dass in der höchsten Spielklasse zum guten | |
| Ton gehört, wichtig klingende sportliche Weisheiten von sich zu geben – wie | |
| es in Kanada üblich ist, im [1][Mutterland des schnellen Kufensports]. Und | |
| so floskelte Dresdens Geschäftsführer Maik Walsdorf, befragt nach den | |
| Aussichten der Dresdner in der DEL, es sei entscheidend, „nicht zu hoch zu | |
| fliegen, wenn wir gewinnen, nicht zu tief zu fallen, wenn wir verlieren“. | |
| Oder wie die Kanadier sagen: „Never get too high with the wins, never get | |
| too low with the losses.“ Yes! | |
| Der Aufsteiger aus Sachsen ist gekommen, um in der DEL zu bleiben, um eine | |
| feste Größe im deutschen Profi-Eishockey zu werden. Sehr bald schon wird es | |
| zum ersten Mal ernst: Am Dienstag um 19.30 Uhr bestreiten die Dresdner in | |
| Berlin das Auftaktspiel der DEL-Saison 2025/26 gegen den Serienmeister | |
| Eisbären Berlin – vor 14.200 Zuschauern in der ausverkauften Arena am | |
| Ostbahnhof. Etwa 3.000 Fans aus Dresden werden erwartet. „Gerade im ersten | |
| Spiel wird es die größte Herausforderung, beim Tempo mitzuhalten“, meinte | |
| Walsdorf. Aber warum sollten die eisigen Löwen, benannt nach dem | |
| sächsischen Wappentier, den Champion nicht überraschen? | |
| Wenn man sich in der Liga durchfragt, unter Spielern, Trainern und | |
| Funktionären, dann hört man vor allem vorfreudige Kommentare: Dresden sei | |
| ein wunderbarer Eishockeystandort, endlich sei ein zweiter Ostklub neben | |
| den Eisbären dabei, außerdem eine Mannschaft mit Erfahrung und Potenzial. | |
| Der Aufstieg der Eislöwen hat auch eine historische Dimension: Zum ersten | |
| Mal seit 1996 ist wieder ein sächsisches Team in der DEL vertreten. [2][Die | |
| Spielgemeinschaft ESG Füchse Sachsen Weißwasser/Chemnitz] gehörte 1994 zu | |
| den Gründungsmitgliedern der Liga, zog sich nach zwei Spielzeiten aber aus | |
| finanziellen Gründen zurück. | |
| Die Dresdner wollen es besser machen. Neun neue Profis haben sie für das | |
| Abenteuer DEL verpflichtet, allesamt erfahrene Männer, einige sogar | |
| Veteranen ihres Sports. „Das Hauptaugenmerk lag darauf, eine erfahrene | |
| Mannschaft zu bekommen. Im Idealfall Spieler, die die Liga bereits kennen“, | |
| berichtete Eislöwen-Sportmanager Matthias Roos. Spötter aber behaupten, er | |
| habe in erster Linie Profis verpflichtet, die sonst niemand wollte. Denn | |
| Roos konnte erst Anfang Mai zuschlagen, als der Dresdner Aufstieg perfekt | |
| war, die Kader der anderen Klubs aber längst komplett und die begehrtesten | |
| Profis somit vergriffen waren. | |
| ## „Viel schöner als Bayern“ | |
| Trotzdem kamen in Dresden Akteure von Rang und Namen zusammen, vor denen | |
| der Rest der Liga Respekt hat. Zum Beispiel Stürmer Austin Ortega (31), der | |
| unter anderem in Berlin und Mannheim aufs Eis ging. Oder der slowakische | |
| Torhüter Július Hudáček (37), der im Frühjahr [3][mit den Kölner Haien] im | |
| Play-off-Finale spielte – und nicht nur mit Reflexen, sondern auch mit | |
| Tänzen auf dem Eis für Furore sorgte. Oder Angreifer Trevor Parkes, der | |
| sieben Jahre bei Red Bull München aktiv war und bei der | |
| Saisoneröffnungsfeier, wie die Dresdner Neueste Nachrichten berichteten, | |
| für einen Lacher sorgte, als er feststellte: „Dresden ist viel schöner als | |
| Bayern.“ | |
| Zudem ist der schwedische Aufstiegstrainer Niklas Sundblad (52) in der | |
| sächsischen Metropole geblieben – er hat bis 2027 unterschrieben. Und auch | |
| Kapitän Travis Turnbull (39) macht weiter. Den US-Profi und Sundblad | |
| verbindet eine glorreiche Vergangenheit: Anno 2014 wurden sie mit dem ERC | |
| Ingolstadt Meister, der damals von Tabellenplatz neun zum Titelgewinn | |
| stürmte. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Kader und habe hohe Erwartungen“, | |
| sagte Sundblad – und fügte forsch hinzu: „Wir haben alle Möglichkeiten, g… | |
| mitzuspielen und die Play-offs zu erreichen.“ | |
| Dafür müssten die Dresdner nach den 52 Hauptrundenspieltagen mindestens | |
| Zehnter werden. Unmöglich ist das nicht: Die Löwen Frankfurt, der letzte | |
| Aufsteiger vor Dresden, schafften es 2022/23 in ihrer Premierensaison genau | |
| auf Rang zehn. | |
| Allerdings sind Aufsteiger in der DEL, die lange Zeit eine geschlossene | |
| Gesellschaft war, noch immer eine Seltenheit. Erst seit 2020/21 gibt es | |
| wieder einen geregelten Auf- und Abstieg: Prinzipiell steigt der Letzte der | |
| DEL ab, während der Meister der DEL2 nachrückt. Allerdings nur dann, falls | |
| der Champion vorher die DEL-Lizenz beantragt hat und die von der Liga | |
| vorgegebenen Auflagen erfüllt. | |
| ## Kleinste Halle der DEL | |
| Dazu gehören eine Grundbürgschaft über 250.000 Euro und eine Eishalle, die | |
| gewissen Standards entspricht. Sie muss etwa einen Videowürfel haben und | |
| die nötigen Voraussetzungen für TV-Übertragungen bieten, zum Beispiel | |
| LED-Licht. Nach dem Aufstieg wird außerdem eine recht belastende | |
| Lizenzgebühr von 1,4 Millionen Euro fällig. | |
| All dies kann Dresden bieten. Auch wenn die Halle mit einem | |
| Fassungsvermögen von 4.412 Zuschauern die kleinste der DEL ist. Sie soll | |
| demnächst ausgebaut und auf 6.000 Besucher erweitert werden. In der zweiten | |
| Liga erreichten die Eislöwen zuletzt in der Hauptrunde einen Schnitt von | |
| 3.661 Besuchern, in den Play-offs stieg der Wert auf 4.247. Und sie hoffen, | |
| dass sie dank der Aufstiegseuphorie letztere Zahl halten können. 2.000 | |
| Dauerkarten sind verkauft. „Um konkurrenzfähig zu sein, brauchen wir jeden | |
| Fan, jeden Partner. Wir müssen versuchen, in unserer Region als | |
| Gemeinschaft gegen die ganz Großen, gegen solche Gegner wie aus Köln, | |
| Mannheim [4][oder Berlin anzukämpfen]“, sprach Walsdorf unlängst zu den | |
| Fans. | |
| Es dürfte dafür in Dresden eine gute Basis geben. Eishockey wurde dort | |
| schon am Anfang des 20. Jahrhunderts betrieben, bevor es jedoch in der | |
| DDR-Zeit empfindlich gebremst wurde. Denn 1970 beschlossen die | |
| Sportfunktionäre, dass Eishockey nicht förderungswürdig sei. Der Grund: Die | |
| Eishockeyausrüstungen – Schläger, Helme und so weiter – mussten importiert | |
| werden. Und das erachtete die DDR-Führung als zu kostspielig. Man | |
| investierte lieber in andere Sportarten, in denen Medaillen zu Ehren des | |
| Arbeiter- und Bauernstaates mit weniger Aufwand zu gewinnen waren. | |
| Eishockey durfte fortan nur mit Ausnahmegenehmigung in Berlin bei Dynamo | |
| gespielt werden, heute Eisbären Berlin, und in Weißwasser. Diese beiden | |
| Polizeisportvereine traten fortan regelmäßig gegeneinander um die | |
| DDR-Meisterschaft an – was naturgemäß eine eintönige Angelegenheit war. | |
| ## Bestnote für die Nachwuchsarbeit | |
| In Dresden wurde Eishockey 1990, gleich nach der Wende, wiederbelebt und | |
| fand danach über all die Jahre meist in der Oberliga, später in der zweiten | |
| Liga statt. Auch der Juniorenbereich lebt und wird mit Ehrgeiz betrieben: | |
| Die Dresdner bekamen vom Deutschen Eishockey-Bund zuletzt eine | |
| Fünf-Sterne-Plus-Bewertung verliehen, die Bestnote für vorbildliche | |
| Nachwuchsarbeit. Außer ihnen wurden nur Berlin, Mannheim und Köln so | |
| prämiert. Kein Wunder also, dass die Dresdner sich auch bei den Profis mit | |
| den großen Vereinen messen wollen. | |
| 2024 nahmen sie den Aufstieg ins Visier. Und zwar nach einer sehr schwachen | |
| Saison in der DEL2, in der die Eislöwen nur 13. wurden. Allen war klar: Die | |
| Schmach sollte sich nicht wiederholen. Und so schaffte es der Verein, dank | |
| erhöhter Investitionen seitens der Vereinsgesellschafter und neuer | |
| Sponsoren, den Etat um etwa 20 Prozent auf 4,5 Millionen Euro zu steigern, | |
| die DEL-Lizenz zu beantragen – und eine Mannschaft aufs Eis zu stellen, die | |
| die Saison auf Platz vier abschloss und das Play-off-Finale gegen | |
| Ravensburg in sieben Spielen gewann. | |
| Dank der Geldgeber der DEL, TV-Partner und weiterer Sponsoren, beläuft sich | |
| der Eislöwen-Etat nun auf etwa acht Millionen Euro – eine im DEL-Vergleich | |
| eher bescheidene Zahl. Man kann davon ausgehen, dass Spitzenvereine wie | |
| Berlin oder Mannheim mit mindestens der dreifachen Summe planen können. | |
| Manager Roos meinte: „Ich wäre überrascht, wenn wir nicht den niedrigsten | |
| Etat der Liga hätten. Denn ich weiß ja, was andere Vereine für ihre Spieler | |
| zahlen, da hängen wir deutlich hinterher.“ Oder anders ausgedrückt: Bei | |
| aller Forschheit muss auch ein bisschen Understatement sein. | |
| Ihr erstes Heimspiel in der DEL absolvieren die Eislöwen am 14. September | |
| gegen Ingolstadt. Und am 10. Januar wird es in Dresden ein besonderes | |
| Eishockeyereignis geben: das Winter Game 2026 zwischen den Eislöwen Dresden | |
| und den Eisbären Berlin – ein Ostderby auf Eis in der Fußballarena, dem | |
| Rudolf-Harbig-Stadion. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, viel | |
| Eishockey muss gespielt werden. Es gilt eine alte kanadische Weisheit: „One | |
| game at a time“ – von Spiel zu Spiel denken. | |
| 9 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christiane Mitatselis | |
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