# taz.de -- Krieg im Gazastreifen: Nur eine „Mindestmenge“ an Hilfsgütern … | |
> Erstmals seit März soll in Gaza wieder humanitäre Hilfe ankommen. Israels | |
> Ministerpräsident dämpft die Hoffnungen: Die Maßnahme sei nur temporär. | |
Bild: Lastwagen mit humanitärer Hilfe für den Gazastreifen am Grenzübergang … | |
Jerusalem taz | Erstmals seit elf Wochen will die israelische Regierung | |
unter massivem internationalem Druck ein Mindestmaß an humanitärer Hilfe in | |
den Gazastreifen zulassen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am | |
Montag, Israel dürfe es in dem Küstenstreifen „aus praktischen und | |
diplomatischen Gründen“ nicht zu einer Hungersnot kommen lassen. Der | |
Entscheidung waren am Sonntagabend laut israelischen Medien heftige | |
Debatten im Sicherheitskabinett vorausgegangen. | |
[1][Die humanitäre Lage in dem Küstenstreifen ist katastrophal.] Israel hat | |
seit Anfang März alle Lieferungen von Essen, Medikamenten, Treibstoff und | |
humanitären Gütern wie Zelte für die mehr als zwei Millionen Menschen im | |
weitgehend zerstörten Gazastreifen unterbunden. „Menschen werden in den | |
Straßen ohnmächtig, ich kann zusehen, wie die Leute Gewicht verlieren“, | |
sagte Jazdan El Amawi von der Hilfsorganisation Anera aus dem Gazastreifen | |
bei einem Pressetermin vergangene Woche. | |
Laut [2][Ärzte ohne Grenzen] würden Durchfallkrankheiten, Unterernährung | |
und Dehydrierung häufiger. Die wichtigsten Nothilfeorganisationen für | |
Nahrungsmittel, das Welternährungsprogramm und die Hilfsorganisation World | |
Central Kitchen, haben ihre Notküchen und Bäckereien bereits geschlossen. | |
Ein Sack Mehl kostete zuletzt zwischen 500 und 600 Dollar. | |
Die nun beschlossenen Hilfslieferungen dürften daran nur wenig ändern. Laut | |
palästinensischen Medien sollen am Montag rund 50 Lastwagen mit | |
Nahrungsmitteln in den Küstenstreifen gelassen werden. Israelische Medien | |
sprachen zudem von neun Lastwagen mit Babynahrung. Laut einem Bericht der | |
IPC-Initiative für die Analyse von Nahrungskrisen sind über 70.000 Kinder | |
akut unterernährt. | |
## Streit im israelischen Sicherheitskabinett | |
Netanjahu erklärte, Israel werde nur eine „Mindestmenge“ an Nahrung nach | |
Gaza lassen. Dabei handle es sich um eine „temporäre einwöchige Maßnahme�… | |
bis ein umstrittener US-gestützer Hilfsmechanismus aufgebaut sei, berichtet | |
die Zeitung Haaretz unter Berufung auf einen hochrangigen israelischen | |
Vertreter. Zudem sollen die Hilfsgüter nur in bestimmten, von der Armee | |
ausgewiesenen Bereichen verteilt werden. Hilfsorganisationen nannten den | |
alternativen Hilfsmechanismus, der Anfang Juni die Arbeit aufnehmen soll, | |
unzureichend und potenziell völkerrechtswidrig. | |
Trotz des geringen Umfangs der Hilfstransporte hatte die Entscheidung laut | |
dem israelischen Kanal 12 zu Streit im Sicherheitskabinett geführt. | |
Einwände des rechtsextremen Polizeiministers Itamar Ben Gvir soll Netanjahu | |
demnach mit Verweis auf Druck durch US-Präsident Donald Trump | |
zurückgewiesen haben. Außenminister Gideon Saar habe von Warnungen | |
europäischer Regierungen, einschließlich möglicher Sanktionen, berichtet. | |
Die israelische Armee setzt ihre am Sonntag begonnene [3][Offensive im | |
Gazastreifen] indes mit derzeit fünf Divisionen fort. Das Militär erklärte | |
am Montagmittag die gesamte [4][Stadt Chan Junis im Süden Gazas] zur | |
Kampfzone. Die Bewohner sollen sich in den schmalen Küstenstreifen Al | |
Mawasi begeben. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete von | |
23 Toten bei Angriffen im Gazastreifen seit dem Morgen. | |
Netanjahu bekräftigte derweil in seiner Videobotschaft, Israel werde „ganz | |
Gaza einnehmen“. Die Hoffnung, die israelische Offensive noch abzuwenden, | |
schwinden indes weiter. Laut israelischen Medienberichten gibt es bei den | |
indirekten Gesprächen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas in | |
Katar keine Fortschritte. | |
19 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Felix Wellisch | |
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