| # taz.de -- Donald Trumps Zolloffensive: Was der große Plan sein könnte | |
| > Die immer höheren Einfuhrzölle in die USA haben möglicherweise das Ziel, | |
| > den Dollar abzuwerten. Aber ist das wirklich machbar – und wünschenswert? | |
| Bild: Will der US-Präsident das Handelsbilanzdefizit abbauen, indem er US-Ware… | |
| Paris afp | Donald Trump hat mit seinen Einfuhrzöllen auf alles und jeden | |
| [1][Chaos an den Weltmärkten] ausgelöst. Das erratische Vorgehen des | |
| US-Präsidenten mit Drohungen, Zöllen, Kehrtwenden und wenig Raum für | |
| Verhandlungen gibt Ökonomen Rätsel auf. Der Plan eines der wichtigsten | |
| Präsidentenberater kann Antworten liefern. | |
| Stephen Miran, Vorsitzender von Trumps wirtschaftlichem Beratergremium, | |
| hatte im November ein 41-seitiges Dokument vorgelegt, das seit Trumps | |
| Zolloffensive mehr und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Der | |
| Harvard-Absolvent skizziert darin [2][eine Art Industriepolitik mit | |
| gezogener Waffe], die das globale Finanzsystem umkrempeln würde. | |
| Miran stellt eine Abwertung des US-Dollar in den Mittelpunkt, um eine | |
| [3][Reindustrialisierung der USA] zu forcieren: „Die tiefe Unzufriedenheit | |
| mit der derzeitigen Wirtschaftsordnung ist in der anhaltenden Überbewertung | |
| des Dollar und den asymmetrischen Handelsbedingungen begründet“, schreibt | |
| er. US-Exporte seien deshalb weniger wettbewerbsfähig und billige Importe | |
| belasteten die heimische Industrie. | |
| Der [4][Dollar, gestützt von der wirtschaftlichen und militärischen Stärke | |
| der USA, gilt traditionell als sicherer Hafen für Investoren]. Er wird | |
| zudem von ausländischen Unternehmen und Staaten für bestimmte Transaktionen | |
| bevorzugt, etwa beim Kauf von Öl und Flugzeugen. Die USA können sich | |
| deshalb theoretisch unbegrenzt verschulden, da es immer jemanden gibt, der | |
| bereit ist, ihnen Geld zu leihen. | |
| ## Druck, um den Druck zu erhöhen | |
| Laut Miran führt diese Situation jedoch zu einer systematischen | |
| Überbewertung der Währung – mit den genannten negativen Folgen. Ihm schwebt | |
| vor, dass US-Handelspartner ihre Dollar-Reserven verkaufen. Alternativ | |
| könnten die Halter von US-Staatsanleihen diese gegen Anleihen mit | |
| hundertjähriger Laufzeit tauschen. | |
| Weil sich auf beides aber niemand freiwillig einlassen würde, braucht es | |
| Druck – in Form von Zöllen oder auch militärischer Natur, wie Miran | |
| ausführt. Er schlägt zudem eine „Abgabe“ auf Zinszahlungen an ausländisc… | |
| Inhaber von US-Staatsanleihen vor. | |
| Ökonomen sind höchst skeptisch. Laut Adam Slater von Oxford Economics wäre | |
| eine Abwertung des Dollar um mehr als 20 Prozent nötig, „um [5][das | |
| US-Handelsdefizit] deutlich zu verringern“. Das sei selbst mit sehr | |
| aggressiven Methoden kaum realistisch. | |
| ## Fallstricke schon ausgelegt | |
| Die von Miran vorgeschlagene Abgabe auf Zinszahlungen wiederum „könnte als | |
| Vertragsbruch oder als eine Art Zahlungsausfall interpretiert werden und | |
| würde der herausragenden Stellung der USA im globalen Finanzsystem | |
| schaden“, warnen die Finanzexperten der Schweizer Vermögensberatung Pictet. | |
| Auch Vicky Redwood, Analystin der britischen Firma Capital Economics, | |
| spricht von einem „faktischen“ Staatsbankrott, der sich aus der erzwungenen | |
| Änderung der von den Kreditgebern der USA gehaltenen Anleihen ergeben | |
| würde. | |
| „Wenn es den USA gelingt, mit anderen Ländern eine Vereinbarung zu treffen, | |
| kann es rechtlich gesehen ohne Zahlungsausfall geschehen“, wirft Eric | |
| Monnet, Professor an der Pariser Ecole d'économie, ein. Ein Vorbild dafür | |
| gibt es: Das sogenannte [6][Plaza-Abkommen von 1985]. Damals verständigten | |
| sich Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan und die USA auf ein | |
| gemeinsames Vorgehen zur Abwertung des Dollar. | |
| „Die Voraussetzungen für eine freiwillige Währungsvereinbarung nach dem | |
| Vorbild des Plaza-Abkommens sind nicht gut“, schränkt jedoch Analystin | |
| Redwood ein. Damals hätten die Unterzeichner ein eigenes Interesse daran | |
| gehabt, den Dollar zu schwächen, sagt auch Slater von Oxford Economics. „Es | |
| ist fraglich, ob China, Europa oder Japan dies jetzt als in ihrem Interesse | |
| betrachten würden.“ | |
| ## Bewusstes Risiko? | |
| Es bleibt also der Weg über die Pistole auf der Brust – der allerdings auch | |
| für die USA große Risiken bereithält. Miran selbst spricht von einem | |
| „erheblichen“ Potenzial für „unerwünschte Volatilität der Wirtschaft u… | |
| der Märkte“. Es gebe nur einen „schmalen“ Weg, um das Ziel „ohne | |
| wesentliche nachteilige Folgen“ zu erreichen. | |
| „Wenn die USA ihr Handelsdefizit wirklich abbauen wollen, gibt es bessere | |
| Möglichkeiten“, meint die Analystin Redwood. Allerdings sei dafür eine | |
| engere Abstimmung mit anderen Ländern nötig, [7][vor allem mit China.] „Die | |
| sich verschärfende geopolitische Rivalität erschwert die Angelegenheit.“ | |
| 18 Apr 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Europa-nach-dem-Boersencrash/!6077505 | |
| [2] https://www.whitehouse.gov/briefings-statements/2025/04/cea-chairman-steve-… | |
| [3] /Oekonomin-Weber-zu-Wirtschaft-unter-Trump/!6047444 | |
| [4] /Herabstufung-der-US-Kreditwuerdigkeit/!5948091 | |
| [5] /Donald-Trump-und-die-Wirtschaft/!5726227 | |
| [6] /Cash--Crash/!1516588&s=plaza+Abkommen&SuchRahmen=Print/ | |
| [7] /Trump-will-China-mit-Zoellen-in-die-Knie-zwingen-warum-das-nicht-gelingen-… | |
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