# taz.de -- Kulturmagazin „ttt“ jetzt beim MDR: Alles neu, ARD? | |
> Thilo Mischke sollte Moderator bei „ttt“ werden – nach Sexismusvorwürf… | |
> kam das Aus. Jetzt übergibt die ARD das Magazin an den MDR. Warum? | |
Bild: Bestehende Standards der ARD sollen überprüft und weiterentwickelt werd… | |
Der Fall [1][Thilo Mischke] hat die ARD aufgemischt wie sonst kein anderes | |
Thema. Nach der öffentlichkeitswirksamen Kritik am Kulturmagazin | |
„[2][Titel, Thesen Temperamente“ („ttt“)], insbesondere im Zusammenhang… | |
der Kritik an Mischke, der zunächst Moderator der Sendung werden sollte und | |
wieder abgesetzt wurde, zieht die ARD jetzt Konsequenzen. | |
Künftig soll der [3][MDR] die Federführung für das traditionsreiche Magazin | |
übernehmen, teilte eine Sprecherin der ARD am Montag mit. Damit soll nicht | |
nur die redaktionelle Verantwortung klarer verortet, sondern auch die | |
Qualitätssicherung im Format verbessert werden. | |
Der MDR wird zur zentralen redaktionellen Instanz für „ttt“ und übernimmt | |
somit eine koordinierende Rolle innerhalb des bislang dezentral | |
organisierten ARD-Formats. Ziel sei es, laut ARD, die redaktionellen und | |
produktionellen Abläufe zu straffen und zugleich eine einheitlichere | |
redaktionelle Linie zu kreieren. | |
Wie hat der Fall Thilo Mischke diese Veränderungen angestoßen? Sowohl der | |
Sendung „ttt“ als auch der ARD waren Ende 2024 und zu Beginn des Jahres | |
2025 journalistische Versäumnisse vorgeworfen worden. Grund war die Kritik | |
von Journalist:innen und Aktivist:innen an früheren sexistischen | |
und rassistischen Aussagen Mischkes und seinem 2010 erschienenen Buch „In | |
80 Frauen um die Welt“. | |
Nach Meinung der Kritiker:innen hatte er sich davon nicht ausreichend | |
distanziert. Auch nachdem sich die ARD entschieden hatte, Mischke doch | |
nicht zu verpflichten, verstummte die durch ihn ausgelöste Debatte [4][über | |
Diversität] und Reflexion bei den Öffentlich-Rechtlichen nicht. | |
Insbesondere wurde kritisiert, dass die Verantwortlichkeiten im bisherigen | |
Konstrukt – sechs Landesrundfunkanstalten wechseln sich in der Produktion | |
der Sendung ab – nicht klar geregelt gewesen seien. Das erschwerte eine | |
einheitliche Qualitätskontrolle der Inhalte. | |
Auch Thilo Mischke selbst hatte in einem Interview für die Zeit kürzlich | |
ausführlich Kritik an der ARD geübt. Die unklare Verantwortungslage habe | |
wie ein Brandbeschleuniger gewirkt. Das habe zu einem Versagen der ARD | |
geführt. | |
## Neue Standards | |
Die ARD schrieb in einer Pressemitteilung: „Die über Jahre bewährte | |
Zusammenarbeit verschiedener ARD-Häuser bei ‚ttt‘ hat 2024 einen kritischen | |
Punkt erreicht, den wir sehr bedauern.“ | |
Der MDR wird für das lineare Fernsehprogramm sowie für die | |
Social-Media-Angebote der Marke „ttt“ zuständig sein, teilte ein Sprecher | |
des MDR mit. Zu der konkreten Ausgestaltung wollte sich der MDR auf Anfrage | |
nicht äußern, da „die Federführung […] gerade intern erarbeitet und mit … | |
beteiligten ARD-Redaktionen abgestimmt“ werde. Das Prinzip habe sich auch | |
bei anderen Kooperationsprojekten bei der ARD bewährt, so der Sprecher. | |
Nach außen betont die ARD nun nach Monaten der Sprachlosigkeit, dass aus | |
der „sorgfältigen und selbstkritischen Aufarbeitung“ nun „klare | |
Konsequenzen“ folgen sollen. Diese beinhalten etwa, bestehende Standards | |
der ARD zu überprüfen und weiterzuentwickeln. | |
Auch sollen „neue und verbindliche Kriterien für Casting-Prozesse“ | |
definiert werden. Die ARD sei bereit, aus Fehlern zu lernen und unsere | |
Strukturen konsequent zu verbessern“, so die Pressemitteilung. | |
Zur Ausgestaltung der Fehlerkultur und neuen Prozesse äußerte sich die ARD | |
nicht. Ob und wie die Neuordnung zu einer echten Stärkung des wohl | |
wichtigsten Kulturmagazins der Öffentlich-Rechtlichen führt, wird sich | |
zeigen. Die Debatte über journalistische Verantwortung und Qualität bleibt | |
aktuell – nicht nur in der ARD. | |
16 Apr 2025 | |
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## AUTOREN | |
Ann-Kathrin Leclere | |
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