# taz.de -- Martin SengDie Couchreporter: Böser Hase jagt Dämonenjäger | |
Die Welt der Menschen existiert erst seit 2.000 Jahren. Nein, das ist nicht | |
die Erzählung des Kreationismus, sondern die aus der neuen Netflix-Serie | |
„Devil May Cry“. | |
Bis vor zwei Jahrtausenden haben Menschen und Dämonen noch in derselben | |
Welt gelebt, doch der Krieger Sparda, selbst ein Dämon, teilte die Welten | |
und versiegelte seine eigene Verwandtschaft in eine höllenartige Sphäre. | |
Ausgerechnet diese möchte nun ein monokeltragender, bösartiger Hase | |
einreißen, wofür er ein spezielles Amulett benötigt. Das Drehbuch verlangt | |
einen Konflikt und deswegen ziert ein Teil des Amuletts den Hals der | |
Hauptfigur: Dante, seines Zeichens Dämonenjäger und Sohn von Sparda. | |
Die Vorlage für die acht Folgen ist die gleichnamige japanische | |
Videospielreihe, die seit 2001 für besonders stylische Action bekannt ist. | |
Aus dem Genre des Hack and Slash stammend, verknüpfen die Spiele | |
hervorragende Kämpfe mit einer ausgeklügelten Steuerung, unterschiedlichen | |
Spielfiguren und unendlichen Kombinationen im Kampfgeschehen. | |
Im Mittelpunkt ist Dante, der [1][zwar nichts mit seinem philosophischen | |
Namensvetter Alighieri] zu tun hat, dafür aber umso mehr mit seinen | |
Pistolen, einem riesigen Schwert und einer Vorliebe für Pizza. Wie in den | |
Spielen ist er auch in der Serie frech, bleibt in (fast) jeder Situation | |
lässig und ist noch [2][selbstreferentieller als der hyperaktive Actionheld | |
Deadpool.] | |
Die Handlung entfernt sich mit ihrem politischen Subtext weit von den | |
Fantasygeschichten der Spiele, was manchen Fans bitter aufstößt. Der | |
Vizepräsident der USA will sich die Fähigkeiten von Dante zunutze machen | |
und sieht im Kampf gegen die Dämonen einen göttlichen Test. | |
Er lässt eine Spezialeinheit auf ihn los, geleitet von der | |
außergewöhnlichen Mary. Die Serie tut gut daran, ihren Charakter zu formen | |
und sie neben Dante als zweitwichtigste Figur zu etablieren, gewinnt sie | |
dadurch doch an Abwechslung und neuen Perspektiven. | |
Sowohl Mary als auch Dante sind in den Schießereien und Explosionen | |
dynamisch eingefangen. Das südkoreanische Studio Mir hat einen | |
Animationsstil, der näher an US-Comics [3][als an japanischen Animes ist]. | |
Nicht jeder der vielen Kämpfe sieht hochwertig aus und einzelne Szenen | |
erinnern an schlechte 3D-Animationen, die längst nicht mehr dem Standard | |
entsprechen. Erfreulicherweise sind sie die Ausnahme. Dass „Devil May Cry“ | |
weder optisch noch inhaltlich ein Fehlgriff ist, ist unerwartet. Netflix | |
hat nicht das beste Portfolio, wenn es darum geht, die Vorlagen von Animes | |
oder Spielen angemessen umzusetzen. | |
Meist bleiben nur Destillate, die weder die Tonalität der Quelle treffen, | |
noch die Wünsche der Fans und initialen Schöpfer:innen. Beispiele dafür | |
sind die von der Kritik (zurecht) zerrissenen Verfilmungen der Animes | |
„Death Note“, „Fullmetal Alchemist“ und „Cowboy Bebop.“ | |
Mit der Umsetzung der beliebten Manga-Reihe „One Piece“ hat wohl auch | |
[4][Netflix realisiert, dass es dem Umsatz guttut, Vorlagen zu | |
respektieren]. Auch „Devil May Cry“ darf sich zu den besseren Umsetzungen | |
zählen. | |
„Devil May Cry“, ab sofort auf Netflix | |
15 Apr 2025 | |
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## AUTOREN | |
Marie-Sofia Trautmann | |
Martin Seng | |
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