# taz.de -- wie geht es uns, herr küppersbusch?: Ein Bäcker namens Hase | |
> Diese Woche: Feminismus im All, Merz im Anflug und die Welt im | |
> Rückwärtsgang. | |
Bild: Amanda Nguyen flog mit Promisternchen ins All | |
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht seit vergangener Woche? | |
Friedrich Küppersbusch: [1][Papst gestorben.] | |
taz: Und was wird besser in dieser? | |
Küppersbusch: Als so ziemlich letzten Menschen [2][J. D. Vance] sehen | |
möchte man nicht. | |
taz: In Tübingen verkauft ein [3][Bäcker Zuckerhasen mit Motiven] aus dem | |
Zweiten Weltkrieg, etwa Osterhasen auf Panzern. Ist das eine Tradition, die | |
man beibehalten sollte? | |
Küppersbusch: Bäckermeister Leimgrubers Name ist grundsätzlich Hase: wenn | |
er in der Lokalzeitung das Bürgergeld verbellt, weil ihm schlecht bezahlte | |
Spülkräfte fehlen; oder wenn er sich für die siebte neue Filiale bejubeln | |
lässt; oder eben seinen Panzerhasen preist – so unschuldig, wie man nur | |
sein kann, wenn man 90 Jahre alte Nazidevotionalien hervorholt. Besonders | |
Hase war er im Wahlkampf, als er im „ARD-Morgenmagazin“ als kleiner | |
Mundwerksmeister Kanzler Scholz des Mindestlohns zieh und böse | |
Preissteigerungen überbrezelte. Der Mann ist ein PR-Könner, sieht aus wie | |
ganz kleine Brötchen backen und ist dahinter ein AfD-Vollsortimenter. Er | |
markiert einen Kipppunkt, jenseits dessen Rechtskram einfach gut sein soll | |
fürs Geschäft. Dafür muss er sich nicht mal verstellen, das wird man ja | |
wohl noch backen dürfen. | |
taz: Katy Perry hat mit fünf weiteren Frauen eine zehnminütige Reise in | |
einer Raumfahrtkapsel gemacht. Sie ist stolz, dass das die erste weiblich | |
besetzte Raumfahrt ist. Ist das noch Ihr Feminismus? | |
Küppersbusch: Die kann aber hoch singen! Ja, ich mag an dem PR-Stunt, dass | |
Jeff Bezos dieses Genderwashing bei seinem Raketenprogramm schlechter | |
eingebremst bekommt als etwa bei seiner (nun nicht mehr Gender-)Washington | |
Post. Bezos folgt unter vorauseilendem Gehorsam den Vorgaben der | |
Trumpisten. Gerade hat er die Kündigung von 10 Prozent der Belegschaft | |
angekündigt, weil Kollege Elon Musk mit SpaceX erfolgreicher sei. Man | |
möchte beim locker room talk der Jungsjunta über den fliegenden Mädelsabend | |
nicht dabei sein. Nicht für 28 Millionen US-Dollar, die der Flug kostet. | |
taz: Am 6. Mai ist Kanzlerwahl. Was für ein Kanzler wird Merz werden? | |
Küppersbusch: In der Haltung ein Gegenentwurf zu Merkel und Scholz, also | |
unbesonnen, tapsig, wenig vorausschauend, kein Schachspieler. Das sagt noch | |
nix aus, Merkel war damit maximal erfolgreich, Scholz rekordverdächtig | |
unterschätzt. Riskanter wird’s jedenfalls. Nach links wird er soziale | |
Konzepte eher erleiden als – wie Merkel – enthemmt adoptieren. Nach rechts | |
wirkt es bisher wie ein Abgrenzen durch Umarmen, eine irritierende | |
Unklarheit. Mit Glück setzt er auf Themen wie Wirtschaft, Infrastruktur, | |
Digitales und Europa – wo die anderen wenig zu bieten haben. Sonst kommen | |
die. | |
taz: Joe Biden hat sich gemeldet und kritisiert, es sei „atemberaubend“, | |
wie viel Trump in weniger als 100 Tagen zerstört habe. Was ist die bislang | |
schwerwiegendste Fehlentscheidung von Trump? | |
Küppersbusch: Mit „It’s the economy, stupid!“ gewann Bill Clinton 1992 d… | |
Wahl. Trumps Zollzauber greift in die Altersvorsorge der US-Bürger, die | |
handelspolitischen Wirkungen sind unabsehbar. Trumps Chance zu scheitern | |
ist traurigerweise die, dass die Leute auch erst mal immer an ihr Geld | |
denken. | |
taz: In Ungarn wurden LGBTQ+-Rechte noch weiter eingeschränkt, in | |
Großbritannien ein Gerichtsurteil erlassen, das Trans*rechte angreift. | |
Ist das der totale Backlash? | |
Küppersbusch: Im Guten wie im Schlechten: Was das Mensch einmal | |
spitzgekriegt hat, geht nicht mehr verloren. Lesen wir es doch lieber als | |
einen Pendelschlag. Vielen ging’s ein bisschen zu schnell und heftig mit | |
dem Fortschritt, und im nächsten Durchgang wird es darum gehen, die | |
mitzunehmen. Wenn der Durchschnittsmensch sein Rollengefängnis leid ist und | |
seinen Vorteil in der Veränderung sieht, wird’s leichter. | |
taz: Jens Spahn (CDU) meint, man müsse anerkennen, dass Millionen Menschen | |
die AfD gewählt haben. Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) ist | |
der Meinung, die AfD könnte man nur politisch stellen. Was meinen Sie dazu? | |
Küppersbusch: Dieser Ansatz versteht die AfD als politische Kraft und | |
versucht also, sie politisch zu bekämpfen. Tatsächlich ist sie vor allem | |
ein kulturelles und psychologisches Phänomen. Es ist, also wollte ein | |
Fußballteam auf den Schiri setzen gegen eine Mannschaft, die mehr so vom | |
Handball kommt und auf die Regeln scheißt, aber schon etwas Einfluss | |
gewinnt auf die Wahl des Schiedsrichters. | |
taz: Und was macht der RWE? | |
Küppersbusch: Zu Saisonbeginn war die Mannschaft fast komplett | |
ausgetauscht, dann kam ein neuer Trainer. Ergebnis: Abstiegsplatz 18. | |
Inzwischen haben Trainer und Team die beste Rückrunde hingelegt. Zur | |
nächsten Saison gehen aber circa zehn Spieler wieder. Fragen: Leyla Roos | |
21 Apr 2025 | |
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Friedrich Küppersbusch | |
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