Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Reizfigur Novak Đoković: Löcken und loppen
> Novak Đoković hat das Zeug, bei den Australian Open Großes zu erreichen.
> Doch diskutiert werden vorrangig die brisanten Aussagen des Tennisprofis.
Bild: Unter Beobachtung: Novak Đoković trainiert in Melbourne unter den Augen…
Extra für Novak Đoković, könnte man denken, wurde folgende Redensart
erfunden: [1][Wider den Stachel löcken]. Luther, der sich bekanntlich mit
der Bibel abmühte und da etwa behauptete, ein Kamel ginge durchs Nadelöhr
(eigentlich: ein Tau passt nicht durchs Nadelöhr), schrieb einst: Wider den
Stachel lecken. Wie dem auch sei, die Redensart bezieht sich auf ein
geknechtetes Rind im Joch, das sich gegen den Herrn auflehnt, mutwillig
hüpft und springt. So ein Hüpfer und Springer ist auch Novak Đoković. Für
den 37-jährigen Serben ist der Zeitgeist kein Leitstern, dem überall
bedingungslos zu folgen sei, für ihn ist die landläufige Folgsamkeit eher
ein Graus.
Kurz vor dem Beginn des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres, der
Australian Open in Melbourne, ist der ungezähmte Widerspenstige wieder in
aller Munde, das ist für den beargwöhnten Nonkonformisten die leichteste
Übung. Dabei hat er in Melbourne wieder Großes vor. Der elfte Titel Down
Under soll her, der 25. Grand-Slam-Sieg insgesamt und damit der alleinige
Rekord für Männlein und Weiblein in diesem Sport.
Sein Trainer ist mittlerweile der ehemalige englische Weltklassespieler
Andy Murray. Und der sieht den Erfolg seines Schützlings vor allem in
dessen Arbeitsethos begründet: „Höchstleistung entsteht nicht durch Lachen,
Witze und Herumalbern. Von den besten Spielern der Welt habe ich das nie
gesehen“, sagte Murray: „Ich habe es nur von niedriger platzierten Spielern
gesehen.“
## Gift im Essen?
Murray kennt aber auch die andere Seite seines Schützlings: „Ich weiß, dass
es da draußen nicht einfach ist – es ist stressig und manchmal wird er sich
gegenüber seinem Team und seiner Box Luft machen wollen“, sagte Murray vor
[2][Đokovićs Auftaktmatch am Montagvormittag]: „Solange er sein Bestes gibt
und sich anstrengt, ist es für mich absolut in Ordnung, wenn er sich so
äußert, wie er möchte.“
[3][Novak Đoković] und sein letzter Doppelpartner Nick Kyrgios hatten nach
den jüngsten Fällen um Jannik Sinner und Iga Swiatek den Umgang mit
Dopingsperren im Tennissport scharf kritisiert. Der Olympiasieger stellte
gar „die Funktionsweise des Systems infrage“, Kyrgios sah „die Integrität
des Tennissports gefährdet“. Der Australier bezog sich damit vor allem auf
den Fall Sinner. Er denke, „dass es in unserem Sport schrecklich gehandhabt
wurde“, sagte Kyrgios. Jeder wisse es, aber niemand wolle darüber sprechen.
Sinner fiel mit einem positiven Dopingtest auf ein Steroid (Clostebol) auf,
konnte sich aber zunächst herausreden; eine „unwissentliche transdermalen
Kontamination“ habe zu dem Messergebnis geführt. Im Blut der Polin Iga
Świątek war nach einem Test im August 2024 die verbotene Substanz
Trimetazidin nachgewiesen worden. Aber die sogenannte International Tennis
Integrity Agency schätzte den Vorfall nach einer Anhörung der
Weltranglistenzweiten als minder schwer ein; ursächlich war angeblich ein
verunreinigtes Medikament.
Aber damit nicht genug: In einem Interview mit der Zeitschrift GQ äußerte
Đoković den Verdacht, bei seinem Aufenthalt 2022 in Melbourne vergiftet
worden zu sein. [4][Er war damals als ungeimpfter Athlet Persona non
grata]und nach strengem Pandemiereglement nicht startberechtigt. Er wurde
nach seiner Einreise kurz in einem Hotel interniert, musste später das Land
verlassen.
Er sei mit Blei und Quecksilber in seiner Nahrung „vergiftet“ worden, so
der Serbe. „Ich hatte einige gesundheitliche Probleme. Ich habe gemerkt,
dass ich in dem Hotel in Melbourne Essen erhalten habe, das mich vergiftet
hat. Ich habe das nie öffentlich gesagt, aber als ich nach Serbien
zurückkam, wurde entdeckt, dass ich einen sehr hohen Gehalt an
Schwermetallen im Blut hatte.“ Das ist eine typische Đoković-Volte, nur
wäre es hierbei von Vorteil, wenn er Belege zur Hand hätte. (mit dpa)
12 Jan 2025
## LINKS
[1] https://www.logo-buch.de/logo-aktiv/wissensbibliothek/christliches-lexikon/…
[2] https://ausopen.com/players/serbia/novak-djokovic
[3] https://live-tennis.eu/de/atp-weltrangliste-live
[4] https://www.youtube.com/watch?v=mDsEu8j_0Iw
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Novak Djokovic
Australian Open
Tennis
Tennis
Doping im Spitzensport
Doping
Kolumne All Pain, No Gain
Australian Open
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Novak Djokovic
## ARTIKEL ZUM THEMA
Große Show bei den French Open: Ermüdungsbruch als Gegner
Beim Tennisturnier in Paris kämpft sich der verletzte Arthur Fils
begeisternd zum Sieg. Das Turnier muss der Franzose trotzdem verlassen.
Tennisspielerin Eva Lys: Erst raus, dann oben
Die deutsche Tennisspielerin Eva Lys steht in der dritten Runde der
Australian Open. Dabei war sie in der Qualifikation ausgeschieden und
Nachrückerin.
Kommerzsportarten bei Olympia: Der unstillbare Hunger der Stars
Um die Vielfalt bei den Olympischen Sommerspielen zu sichern, sollte das
IOC die Kommerz- und Superstarsportarten Fußball, Golf und Tennis
verbannen.
Eklat um Tennisprofi: Sie nennen ihn „Novax“
Australiens Grenzpolizei lässt den weltbesten Tennisspieler Novak Đoković
nicht einreisen. Bis Montag wird er in einem Hotel interniert.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.