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# taz.de -- Feuerzeugwurf bei Union Berlin: Ein viel zu schwacher Treffer?
> Der von einem Feuerzeug getroffene Bochumer Torhüter Patrick Drewes steht
> in der Kritik. Die Attacke selbst wird kurioserweise nebensächlich.
Bild: Tut das wirklich weh? Patrick Drewes fasst sich an den Kopf, nachdem ihn …
Braucht es neben der halbautomatischen Abseitserkennung und der
Torlinientechnologie nun auch eine Wurfgeschossschmerzmesstechnologie?
Vermutlich ist keine Szene in dieser Bundesligasaison häufiger vor- und
zurückgespult worden als der Feuerzeugwurf vom Samstag [1][an der Alten
Försterei.] Der Tatverdacht der Schauspielerei bewegt viele Fußballherzen.
Bochums Torhüter Patrick Drewes hatte nicht nur den Argwohn der Anhänger
von Union Berlin auf sich gezogen.
War das nicht eigentlich eine Schwalbe? Hatte er sich nach dem unstrittigen
Kontakt mit dem Feuerzeug nicht mit beträchtlicher Verzögerung an den Kopf
gefasst und war erst dann in die Knie gegangen? Fehlte dem Wurfgeschoss
nicht erheblich an Tempo, um wirklich für einen Brummschädel zu sorgen? War
es im Grunde genommen nicht eigentlich ein Streifschuss? Hätte Drewes nicht
einfach weiterspielen können, anstatt sich gestützt von zwei Betreuern vom
Platz zu schleppen?
Das Feuerzeug wurde wie selbstverständlich Teil des Spiels, die Kollision
zwischen Feuerzeug und Drewes so seziert wie ansonsten das
Aufeinandertreffen von zwei Sportlerkörpern. Und dafür braucht es natürlich
auch Experten, die sich auch in diesem Fall gefragt oder ungefragt zu Wort
meldeten. Zu letzteren gehörte der [2][ehemalige Schiedsrichter Manuel
Gräfe], der die Gelegenheit beim Schopfe packte, um über die Plattform X
seinen vermeintlichen Wissensvorsprung mit aller Welt zu teilen.
Der Wurf des Feuerzeugs, bekannte er pflichtschuldig, sei natürlich
inakzeptabel, aber „das Schmierentheater von Drewes“ auch. Um aus angeblich
„gut informierten Kreisen“ weiterzugeben, das Krankenhaus habe eine weitere
Untersuchung abgelehnt. Der Grund? „Kein Hämatom,keine Hautverletzung,keine
Schramme.“ Was Gräfe wohl den Fußballfans damit sagen wollte? Selbst die
Krankenakte von Drewes zeigt, dass der 31-jährige Keeper das Spiel hätte
fortsetzen müssen.
## Spekulative Debatte
War Patrick Drewes von diesem Feuerzeug wirklich fest genug getroffen
worden, um berechtigterweise nicht mehr weiterzuspielen? Das war
kurioserweise für nicht wenige offenbar die Hauptfrage nach den Ereignissen
an der Altern Försterei. Alles andere wurde nebensächlich. Hat nicht
[3][Torhüter Oliver Kahn einst trotz Platzwunde nach einem Golfballwurf] in
Freiburg weiter sein Tor gehütet? Ging es Drewes und dem VfL Bochum nicht
einfach nur darum, sich den ersten Sieg in der Saison am grünen Tisch zu
erschleichen?
Selbst wenn dem professionellen Augenschein nach der Schmerzgrad bei Drewes
am Samstag nicht hoch genug gewesen ist, ist diese Debatte müßig, weil ihr
der spekulative Boden nicht vollends zu entziehen ist.
Der Deutsche Fußball-Bund sieht die Möglichkeit des Einspruchs gegen ein
Spielergebnis im Falle der „Schwächung der eigenen Mannschaft durch einen
während des Spiels eingetretenen Umstand“ vor. Die Bochumer hätten auch mit
Drewes in den Schlussminuten auf dem Platz argumentieren können, dass der
Vorfall das Team etwa mental verunsichert hätte. Man kann diese Szene so
häufig drehen und wenden wie man mag, das Problem bleibt der Wurf des
Feuerzeugs und nicht der Umgang damit. Patrick Drewes wird sein Verhalten
aber gewiss noch lange vorgehalten werden.
16 Dec 2024
## LINKS
[1] /Weihnachtssingen-in-der-Alten-Foersterei/!5980704
[2] /Fehlpfiffe-deutscher-Schiedsrichter/!5879429
[3] /Golf-ist-ein-Hochrisikosport/!5664205
## AUTOREN
Johannes Kopp
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